Vrindavan: Pilgerort für spirituelle Erfüllung

❂ Vrindavan, eine Stadt im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, ist ein bedeutender Ort für Anhänger des Hinduismus ❂ Der Vrindavan-Tempel, auch als “Prem Mandir” bekannt, ist eine der herausragenden spirituellen Stätten und vor allem für die Hare-Krishna-Bewegung bedeutsam. Zudem ist er ein architektonisches Meisterwerk. Wir waren vor Ort und haben uns in diesem Heiligtum genauer umgesehen.

Vrindavan, dieser am  Yamuna-Fluss gelegene mystische Ort, heißt übersetzt soviel wie „Wald duftenden Basilikums“. Er ist ein legendäres Pilgerziel etwas außerhalb vom Bundesstaat Rajasthan, denn hier – so die Erzählung – soll der junge Gott Krishna seine Jugend als einfacher Kuhhirte bei seinen Stiefeltern verbracht haben.

Ganz gleich, ob sie zu Fuß oder mit einem „Spezialfahrzeug“ hier ankommen: Die Straßen von Vrindavan sind von Pilgern und Sadhus (frommen Männern) bevölkert, die nach spiritueller Erleuchtung suchen.

Die Stadt beherbergt eine Vielzahl von Tempeln, darunter auch der berühmte ISKCON-Tempel.


Hare-Krishna-Tempel

Der ISKCON-Tempel (International Society for Krishna Consciousness) befindet sich inmitten dieser geschichtsträchtigen Stadt, auch bekannt als Hare-Krishna-Tempel. Der typisch hinduistisch gestaltete, farbenfrohe Tempelkomplex zieht gläubige Inder aus allen Teilen des Landes an.

Gläubige Hindus kommen hierher, um Gebete zu rezitieren, Blumenopfer darzubringen, tiefe Kontemplation zu praktizieren und gemeinsam Hare-Krishna-Mantras zu singen (“Kirtans”).

“Hare Krishna” ist ein zentraler Bestandteil der Hare-Krishna-Bewegung. Sie haben doch sicherlich schon einmal dieses Lied gehört, dass auch Dank des Musicals “Hair” einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde.

Das Mantra lautet:
? “Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare
Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare”.

Dieses meditative und beruhigende Mantra wird oft wiederholt und rezitiert, um spirituelle Erleuchtung zu suchen. Daher wird es oft in religiösen Zeremonien und kulturellen Veranstaltungen gesungen. Sogar auf den Straßen in Deutschland, wenn die Krishna-Jünger unterwegs sind.

Die Klänge von Bhajans (religiösen Liedern) und diesen Kirtans (musikalischen Lobpreisungen) sind jedenfalls im Tempel allgegenwärtig.


Lord Krishna

Der Hauptschrein ist den Göttlichkeiten Radha und dem dunkelhäutigen Lord Krishna gewidmet und bildet den spirituellen Mittelpunkt des Tempels. Die Farbe Blau, eine Pfauenfeder und eine Flöte sind die typischen Symbole des Gottes Krishna, denn er war ein begnadeter Flötenspieler.

Der Sage nach soll der menschlichste aller Götter auch heute noch durch die Wälder am Yamuna-Fluss streifen.

Im Tempel entdecke ich mehrere Wandmalereien, die Szenen aus Krishnas Jugend darstellen – auch in Begleitung seiner Freundin Radha. Diese Liebelei wird übrigens in der indischen Literatur und Kunst als beliebte Metapher für wahre Liebe genutzt.

Eine weitere Überlieferung besagt, dass Lord Krishna eine besondere Vorliebe für Milchprodukte – vor allem für Butter – gehabt haben soll. Auch dieses Faible ist im Kontext seiner Kindheit in der Stadt Vrindavan verankert.

Es gibt mehrere humorvolle Geschichten, die von Krishna als “Makhan Chor” (“Butterdieb”) erzählen, da er wohl als Kind gerne Butter stahl und öfters dabei erwischt wurde.

Die symbolische Bedeutung hinter dieser Vorliebe wird oft auf einer spirituellen Ebene interpretiert. Milch steht für Reinheit, während Butter für Hingabe steht. Auf metaphorischer Ebene wird Krishnas Vorliebe für Butter als ein Aufruf zu einer tiefen, liebevollen Hingabe zu Gott gewertet.


Blumen: Tiefe Symbolik

Im Vrindavan-Tempel, wie in vielen anderen hinduistischen Tempeln, hat die Verwendung von Blumen und Blütengirlanden eine tiefe symbolische Bedeutung bei den spirituellen Praktiken der Hare-Krishna-Bewegung. Hier zähle ich einige der symbolischen Bedeutungen auf.

Vor allem gelbe Blumen dienen als kraftvolle Ausdrucksformen der Opferbereitschaft und Hingabe der Gläubigen an die göttlichen Kräfte.

Durch das Niederlegen von Blumen drücken die Anbeter ihre spirituelle Verbundenheit und Liebe zu Gott aus, indem sie etwas Schönes, Reines und Duftendes als Zeichen ihrer Hingabe darreichen.

Die Vergänglichkeit der Blumen erinnert die Gläubigen auch an die kurzlebige Natur des irdischen Lebens.

Diese Vergänglichkeit regt zu spirituellen Reflexionen über die Wichtigkeit von Hingabe und Spiritualität angesichts der flüchtigen Natur materieller Dinge an.

Neben ihrer symbolischen Bedeutung tragen die Blumen im Vrindavan-Tempel auch zur ästhetischen Verbindung zur Göttlichkeit bei.

Die Schönheit der Blumen wird als Spiegelbild der göttlichen Schönheit betrachtet, und ihre Pracht wird als ästhetische Manifestation der göttlichen Gegenwart verehrt.


Tempel-Umgebung

Auch die unmittelbare Umgebung des “Vrindavan Temple” ist geprägt von der mystisch-spirituellen Atmosphäre des heiligen Ortes.

Die winzigen kleinen Gassen sind meist sehr belebt mit Pilgern, Einheimischen und Touristen, und dementsprechend gesäumt von Souvenirläden.

Hier können Besucher Süßigkeiten mit Milchfüllung kaufen – sogenannte “Pedas”, die Lord Krishna so gerne gegessen haben soll. Aber auch religiöse Artikel, Kunsthandwerk, Spitzenfächer und allerlei Schnickschnack sind im Angebot .

Und natürlich dürfen die Blumenstände nicht fehlen, mit ihren handgeknüpften Blütengirlanden! Diese werden übrigens nicht nur als Schmuck für die Götterbildnisse eingesetzt, sondern auch als Teil von heiligen Bädern und Puja-Zeremonien. Dies sind rituelle Verehrungszeremonien im Hinduismus, bei der Göttinnen und Götter in Form von Bildern, Skulpturen oder Symbolen angebetet werden.


Mein Fazit:

Wer, wie wir, diesen einmaligen Tempel besucht, erlebt definitiv eine kollektive, spirituelle Schwingung und meditative Stimmung.

Besonders hier können Sie all die Zeremonien und Rituale, die tief in den religiösen Praktiken und Traditionen des Hinduismus verwurzelt sind, hautnah miterleben.

Das gemeinsame Streben nach religiöser Erfahrung verleiht der gesamten Stadt eine einzigartige Energie. In Vrindavan scheint die Zeit wirklich stehen geblieben zu sein!


© Redaktion & Fotos: Jörg Baston


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