Vulkan Gunung Batur: Sitz der Ahnen
Der Gunung Batur erhebt sich mit einer Höhe von 1.717 Metern und ist damit zwar niedriger als sein östlicher Nachbar, der Gunung Agung (3.142 Meter), jedoch der aktivste Vulkan Balis. Seine äußere Caldera erstreckt sich über eine Fläche von 140 Quadratkilometern und gehört zu den größten der Welt. Rund 16.000 Menschen leben innerhalb der Caldera, vor allem in den Dörfern Kedisan und Toya Bungkah. Die Bewohner verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Vulkan-Tourismus und Landwirtschaft.
Die vulkanische Aktivität hat die Nordseite des Gunung Batur karg und von erkalteten Lavafeldern geprägt, im starken Kontrast zur üppig-grünen Seite, die dem Batur-See zugewandt ist. Die fruchtbaren Hänge der Caldera ermöglichen hier den Anbau einer Vielzahl von Obst- und Gemüsesorten. Diese Dualität aus kargen Lavaflächen und fruchtbarem Land schafft ein faszinierendes Landschaftsbild.
Der vulkanische Boden, reich an Mineralien wie Kalium, Phosphor, Stickstoff, Schwefel und Magnesium, ist besonders nährstoffreich und fördert das Pflanzenwachstum, insbesondere den Reisanbau.
In den letzten 200 Jahren ist der Gunung Batur mehr als 20-mal ausgebrochen. Die größte Gefahr geht dabei weniger von den Lavaströmen aus, sondern von den sogenannten pyroklastischen Strömen – heißen Wolken aus Gasen, Asche und Gesteinsbrocken, die mit hoher Geschwindigkeit die Berghänge hinabrasen.
Der verheerendste Ausbruch ereignete sich 1917, als über 2.000 Tempel und das gesamte Dorf Batur zerstört wurden, wobei zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Der Wiederaufbau erfolgte auf der sicheren Seite des Vulkans. Weitere bedeutende Eruptionen ereigneten sich 1923, 1963 (zeitgleich mit dem Ausbruch des Gunung Agung) und 1997. Der letzte Ausbruch zwischen März 1999 und Juni 2000 führte zu Ascheeruptionen und kleineren Explosionen am Gipfel.
Die Vulkane Balis sind tief in der Kultur und den Mythen der Insel verwurzelt, da sie das Leben der Balinesen maßgeblich beeinflusst haben – und das bis heute. Die Ethnologin Anette Hornbacher von der Universität Heidelberg beschreibt das „balinesische Ethos“ nicht als bloße volkstümliche Esoterik, sondern als mythisch geprägten Bestandteil des Alltags, der die Identität der Menschen formt.
Batur See
Der sichelförmige Batur-See ist einer der größten Kraterseen der Welt und liegt malerisch zu Füßen des Vulkans Gunung Batur. Er entstand vor Tausenden von Jahren, als nach einem Vulkanausbruch eine gewaltige Caldera entstand, die sich im Laufe der Zeit mit Wasser füllte.
Auf etwa 1.000 Metern über dem Meeresspiegel nimmt der Batur-See rund ein Drittel der Fläche der inneren Caldera ein. Mit einer Länge von bis zu 7,5 Kilometern, einer Breite von bis zu 2,5 Kilometern und einer Tiefe von bis zu 65 Metern ist er der größte See Balis.
Aufgrund der Höhenlage und der umliegenden Berge liegen die Tagestemperaturen angenehm kühl zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Eine willkommene Abkühlung speziell im Sommer.
Nach balinesischen Legenden wird der See von der Göttin Dewi Ulun Danu beschützt.
Ein besonders eindrucksvolles Erlebnis bietet der Besuch des Floating Restaurants Kedisan im Süden des Sees, wo man von der Außenterrasse einen atemberaubenden Blick auf die vulkanische Berglandschaft genießen kann. Besonders am Nachmittag lohnt sich hier eine kleine Pause einzulegen.
Wenn das Licht der tief stehenden Sonne den Batur-See in schillernden Blau- und Grüntönen erstrahlen lässt, ist dieser Ausblick praktisch unbezahlbar! Übrigens – die Farben des Sees ändern sich gelegentlich, je nach dem Schwefelgehalt des Wassers.
Am Ostufer des Sees liegt das Dorf Trunyan, Heimat der Bali Aga, eines Volkes, das seine uralten Traditionen und Riten bewahrt hat und sich bis heute von der balinesischen Kultur abhebt (siehe Reisebericht Tenganan).
Kintamani-Reisfelder
Die Kintamani-Reisfelder erstrecken sich entlang der Hänge des Gunung Batur bis hinunter zur Ebene am Rand des Batur-Kratersees. Diese Hochland-Reisfelder zeichnen sich durch ihre besonders malerische Lage aus, eingebettet unterhalb des majestätischen Vulkans Gunung Batur.
Die Bauern nutzen die fruchtbare, vulkanische Erde, um ihre Felder zu bewirtschaften. Je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen leuchten die Reisfelder in intensiven Grüntönen, was in Verbindung mit der imposanten Vulkanlandschaft eine atemberaubende Szenerie schafft.
Nach balinesischem Glauben hilft der Mensch durch rituelle Opferungen, die Balance zwischen hohen und niederen Geistern zu bewahren. Ein typischer Opferschrein mit Sonnenschirmen zeigt die Präsenz der verehrten Reisgöttin Dewi Sri. Der Schrein ist mit schwarz-weißem Poleng-Stoff geschmückt, der den Kontrast zwischen Gut und Böse symbolisiert.
Für die Balinesen sind die Kintamani-Reisfelder nicht nur eine wichtige Nahrungsquelle, sondern auch ein Ort von tiefer kultureller und spiritueller Bedeutung.
Die mystische Atmosphäre der Hochland-Reisfelder hat der deutsche Maler Walter Spies (1895-1942) besonders eindrucksvoll in seinem berühmten Gemälde „Iseh im Morgenlicht“ eingefangen.
Das Gemälde, das im Agung Rai Museum of Art in Ubud ausgestellt ist, zeigt das harmonische Zusammenspiel von Reisfeldern, einem lokalen Dorf und dem Dschungel am Berghang.
© Text & Fotos: Jörg Baston