
Königspalast von Luang Prabang (Nationalmuseum)
Der ehemalige „Königspalast“ in Luang Prabang – das heutige Nationalmuseum – ist ein beeindruckendes Bauwerk, das die Geschichte und Kultur des Landes bewahrt. Ursprünglich wurde es 1904 als Königspalast erbaut. Das Gebäude verbindet traditionelle laotische Architektur mit Elementen des französischen Kolonialstils. Nach der Abschaffung der Monarchie im Jahr 1975 wurde der Palast in ein Museum umgewandelt.
Der Königspalast oder Haw Kham („Goldene Halle“) wurde 1904 während der französischen Kolonialzeit für König Sisavang Vong (links unten im Bild) und seine Familie erbaut. Der König verstand sich als Repräsentant der traditionellen laotischen Monarchie und akzeptierte die französische Kolonialherrschaft, die bis zum Zweiten Weltkrieg andauerte.
Sisavang Vong war mit mindestens 18 Frauen verheiratet und hatte rund 50 Nachkommen.
Vom Königspalast zum Nationalmuseum
Nach dem Tod des Königs im Jahr 1959 bestieg sein Sohn, Kronprinz Savang Vatthana, den Thron (Foto rechts). Er und seine Familie waren die letzten, die den Königspalast bewohnten.
Dann kam der laotische Bürgerkrieg, der in den 1960er und 1970er Jahren tobte. Die Pathet Lao, offiziell die “Lao People’s Liberation Army”, war eine kommunistische politische Bewegung und Organisation in Laos. Die Gruppe erlangte schließlich die Kontrolle über ganz Laos, was 1975 mit der Abschaffung der Monarchie endete.
Während diesen turbulenten Zeiten spielte Prinz Souvanna Phouma, Vizekönig von Luang Prabng, eine entscheidende Rolle. Bis zur Machtübernahme der Kommunisten war er mehrfach Premierminister des Landes und repräsentierte das Königshaus in der Welt (hier im Bild mit US-Präsident J.F. Kennedy im Oval Office in Washington).
Es war Zufall, als ich eines Tages seinen Enkel, Prinz Sanya Souvanna Phouma, in Bangkok kennenlernte – seinem heutigen Wohnort. Sanya war im Exil in Paris aufgewachsen und schilderte mir das Schicksal seiner Familie in einem privaten Gespräch. Sein Großvater – einer der wenigen, die nach dem Sturz des Königshauses in Luang Prabang bleiben durften – wurde nach der Ausrufung der Volksrepublik 1975 zum Berater der neuen Regierung ernannt.
Der ehemalige Premierminister Prinz Souvanna Phouma wurde 83 Jahre alt und lebte bis zu seinem Tod in seinem Haus am Mekong, das heute ein wunderschönes Boutique-Hotel ist.
Doch alles, was sonst an die Monarchie erinnert, wurde in Laos abgeschafft. Das galt auch für die royalen Titel der Nachkommen und den Königspalast. Einst das Herz des laotischen Königreichs, wurde das Anwesen zum heutigen „Luang Prabang National Museum“ umgebaut.
Seit 1976 ist das Gebäude zumindest teilweise der Öffentlichkeit zugänglich. Kurios: Als ich mehrere Leute nach dem Weg zum “King’s Palace” fragte, hieß es: “Es gibt keinen Königspalast.” Seine Existenz wird schlichtweg negiert. Erst nach und nach dämmerte es mir: Ich hätte nach dem Nationalmuseum fragen müssen…
Der Palast von außen
Das Gebäude des ehemaligen Königspalastes ist ein interessantes Beispiel für die Verschmelzung der traditionellen laotischen Holzarchitektur mit dem französischen Beaux-Arts-Stil.
Weiße Wände, dunkle Holzelemente und goldene Verzierungen bilden einen harmonischen Kontrast. Eine imposante Treppe aus italienischem Marmor führt vom Haupteingang in die königliche Empfangshalle. Die Gebäude sind mit typisch laotischen Satteldächern aus Ziegeln oder Holzschindeln gedeckt und reich mit Holzschnitzereien, Stuckarbeiten und Mosaiken verziert. Diese Verzierungen zeigen oft Motive aus der laotischen Mythologie und Religion.
Besonders beeindruckend ist der geschickte Einsatz von Säulen, Giebeln und Ornamenten.
Hier der malerische Blick aus einem der hohen Fenster des Palastes auf den mächtigen Mekong. Er wurde damals bewusst an den Ufern dieser wichtigsten Verkehrsader in Südostasiens gebaut, denn für den König und seine Besucher war es bequem und repräsentativ, mit dem Boot anzureisen und direkt am Palast anzulegen.
Museumsgelände & Garten
Das weitläufige Museumsgelände, eingebettet zwischen dem Mekong und dem „Berg Phou Si“, lädt den Besucher zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Die gepflegten Gärten, die das Anwesen umgeben, wurden einst von der königlichen Familie angelegt.
Der Palast von innen
Der prunkvolle „Thronsaal“ ist zweifellos das Herzstück des Palastes und einer der Höhepunkte des Besuchs. Der Saal, in dem einst wichtige Staatszeremonien stattfanden, ist reich mit Gold und funkelnden Glasmosaiken verziert.
Die ehemaligen Wohnräume der königlichen Familie sind im Originalzustand erhalten und geben einen guten Einblick in das höfische Leben vergangener Zeiten. Antike Möbel und persönliche Gebrauchsgegenstände der letzten Könige, klassische laotische Musikinstrumente, Masken und Gemälde ergänzen die Sammlung.
Außerdem sind königliche Insignien, Kunstwerke, religiöse Artefakte und viele Fotos aus der damaligen Zeit zu sehen.
Königliche Kutsche
Ein weiterer Höhepunkt des Palastbesuchs ist eine vergoldete, reich verzierte Königskutsche. Sie diente einst dem Transport der Urnen der laotischen Königsfamilie und wurde auch bei anderen feierlichen Anlässen eingesetzt. Die prächtige Kutsche ist in einem separaten Gebäude auf dem Palastgelände untergebracht, dem „Royal Barge Shelter“.
Der Wagen ist mit fünf Naga-Figuren geschmückt. Die Naga, eine mythologische Schlange, ist ein wichtiges Symbol im Buddhismus und verkörpert sowohl Macht als auch Weisheit. Die kunstvolle Gestaltung des Wagens spiegelt den hohen Rang der königlichen Familie wider und zeigt das handwerkliche Können der damaligen Zeit.
Ergänzt wird das Museum durch den königlichen Fuhrpark mit Oldtimern, die von der königlichen Familie genutzt wurden. Schließlich gibt es noch eine „königliche Schatzkammer“ mit den Kronjuwelen und anderen Kostbarkeiten. Eine Besichtigung ist leider nicht möglich.
Tempelpavillon Haw Phra Bang
Wer den Königspalast und das Museumsgeländes besucht, kommt am „Haw Phra Bang“ nicht vorbei. Dabei handelt es sich um einen im traditionellen laotischen Stil erbauten Temel-Pavillon, der sich harmonisch in die Parklandschaft einfügt.
Der prachtvolle Tempel wurde speziell für den sogenannten „Pra Bang Buddha“, eine über 80 Zentimeter hohe Statue, errichtet. Das aus Gold, Silber und Bronze gefertigte Abbild gilt als die heiligste und kulturell bedeutendste Buddha-Statue in ganz Laos. Sie ist auch Namensgeberin der Stadt Luang Prabang.
Einmal im Jahr, während der „Phi Mai Feierlichkeiten“, wird der Pra Bang feierlich vom How Phra Bang nach Vat Mai gebracht. Dort wird die Buddha-Statue drei Tage lang im Hof aufgestellt, damit die Menschen ihr ihre Ehrerbietung erweisen können.
Leider ist es den Besuchern des Nationalmuseums nicht gestattet, das Innere des Tempels zu betreten – auch ich musste mich daran halten. Ein Foto mit einem Mönch vor dem Tempel wurde mir jedoch erlaubt.
Berg Phou Si: Heiliger Berg von Luang Prabang
Der Berg „Phou Si“ liegt dem ehemaligen Königspalast direkt gegenüber. Dies ist das spirituelle und geografische Herz der Stadt und ihrer Bewohner, denn am Fuße des Berges soll sich ein Fußabdruck Buddhas befinden.
Auf dem Hügel gibt es mehrere kleinere Tempel und Schreine, vor allem die heilige buddhistische Stupa „That Chomsi“. Pilger und Besucher steigen die weiß getünchten Stufen hinauf, um Gebete zu sprechen, Räucherstäbchen anzuzünden und die spirituelle Atmosphäre zu genießen.
Um den Gipfel des Hügels zu erreichen, muss eine beträchtliche Anzahl von Stufen überwunden werden.
Fazit
Der gesamte historische Stadtkern von Luang Prabang, einschließlich des ehemaligen Königspalastes, wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt (siehe Reisebericht „Luang Prabang: Kulturstadt in Laos“ ).
Auch ohne den Besuch der Schatzkammer ist ein Besuch des Haw Kham ein interessantes und auch lehrreiches Erlebnis. Denn der ehemalige Königspalast bietet tiefe Einblicke in die bewegte Geschichte und die faszinierende Kultur von Laos. Er gehört für jeden Besucher von Luang Prabang zum Pflichtprogramm.
© Text & Fotos: Nathalie Gütermann
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