Goa Lawah-Tempel: Der Fledermaustempel

Der Pura Goa Lawah ist einer der bedeutendsten Tempel auf Bali und liegt an der Ostküste der Insel. Sein Name bedeutet “Fledermaushöhle”, da Tausende von Fledermäusen seine Höhlenwände bevölkern. Dieser heilige Ort, der bereits im 11. Jahrhundert erbaut wurde, spielt eine zentrale Rolle im balinesischen Hinduismus

Die Entstehungsgeschichte des Tempels reicht bis in die Zeit vor den Anfängen des Hinduismus im 11. Jahrhundert, als  dies noch eine animistische Kultstätte war (siehe Reisebericht Tenganan-Dorf).

Der Tempel selbst besteht aus mehreren Innenhöfen und heiligen Bereichen. Der äußere Hof ist für Besucher zugänglich und bietet oft Kunsthandwerkstände und Souvenirläden.

Der innere Hof ist für Gläubige reserviert und beherbergt die Hauptstruktur des Tempels. Die kunstvollen Schnitzereien und Verzierungen sind typisch für die balinesische Tempelarchitektur. Besonders bemerkenswert sind die eindrucksvoll aufragenden bis zu zehnsstockigen Pagoden.

Die Hauptattraktion des Tempels ist jedoch die Höhle, die mit Tausenden von Fledermäusen bewohnt ist, was dem Tempel seinen Beinamen „Fledermaushöhle” einbrachte.

Vor dem Höhleneingang befinden sich besondere Schreine, an denen Gläubigen Opfergaben darbringen und beten können.


Fledermaushöhle

Die als heilig geltende Fledermaushöhle darf niemand betreten, ihre Tiefe ist daher nicht bekannt. Balinesischen Legenden soll sie eine Verbindung zur Unterwelt haben und viele Kilometer in den Berg hineinreichen – bis zu einem zweiten Ausgang im Besakih Tempel am Vulkanberg Gunung Agung.

Außerdem sollen die beiden heiligen Riesenschlangen Naga Basuki und Antaboga im Inneren der Höhle leben. Ein weiterer Grund, diese nicht zu betreten…


Fledermäuse

Aufgrund des gesetzlichen Schutzes der als heilig geltenden Tiere konnten sich die Fledermäuse im Tempel stark vermehren und wurden integraler Bestandteil des Ökosystems der Höhle. Tagsüber hängen sie in dichten Trauben an der Höhlendecke des Tempels.  Sobald die Abendstunden hereinbrechen, begeben sich die Tiere auf Nahrungssuche und fliegen aus der Höhle.

Auch vom Höhlenengang aus  lassen sich die Fledermäuse recht gut begutachten. Überall auf dem Tempelboden, auch auf den Tempelschreinen hat sich der streng riechende, süßliche Fledermauskot abgelagert. Wer gute Ohren hat, kann ihre Rufe im Ultraschallbereich hören.


Traditionelle Begräbnisrituale

Im Goah Lawah Tempel finden fast täglich religiöse, vor allem mit dem Tod in Verbindung stehenden Zeremonien statt. Hierzu zählen auch Verbrennungszeremonien bei denen anschließend die Asche des Verstorbenen von einem Priester geweiht und kann danach dem Meer übergeben wird.

Die Seele hingegen – so der hinduistische Glaube – steigt auf zu dem heiligen Berg Gunung Agung und damit zu den Göttern der Insel.


Balinesische Opferzeremonie

Wir hatte das Glück, eine Opferzeremonie zu erleben, hier auf Bali ein ausgesprochen farbenfrohes und festliches Ereignis. Die Teilnehmer des Umzugs kleiden sich in prächtige traditionelle Gewänder. Die Frauen tragen kunstvoll gestaltete Kebaya (balinesische Blusen) und Sarongs, während die Männer mit Sarongs und Hemden gekleidet sind. Blumenschmuck und traditionelle Kopfbedeckungen vervollständigen ihre festliche Kleidung.

Die Prozession beginnt in der Regel am Tempel und zieht durch die Straßen der Gemeinde. Die Umzugsteilnehmer tragen die Opfergaben auf handgefertigten Tragbahren oder auf den Köpfen. Diese Opfergaben umfassssen Blumen, Früchte, Reis und andere symbolische Gaben.

Die ebenfalls getragenen Schirme (tedung) werden, abgesehen von ihrer praktischen Bedeutung als Sonnenschutz,- als heilige Symbole betrachtet-. Aus diesem Grund werden sie auch oft über Altären, Statuen und anderen heiligen Objekten platziert.

Der Umzug zieht durch die Gemeinde und endet am Goa Lawah Tempel, wo die Opfergaben dargebracht werden, um Segen und Harmonie von den Gottheiten zu erhalten. Während des Umzugs begleiten traditionelle Gamelan-Orchester die Prozession und spielen die charakteristischen balinesischen Klänge.

Das Musik- und Instrumenten-Ensemble besteht in der Regel aus einer Vielzahl von metallenen Perkussionsinstrumenten, darunter Gongs, Metallophone, Xylophone, Zimbeln und Trommeln.

Besonders beeindruckend war für uns, dass all diese festlichen Zeremonien – trotz der religiösen Ernsthaftigkeit – von einer natürlichen Fröhlichkeit begleitet wurden.

 


© Text & Fotos: Jörg Baston & Nathalie Gütermann