Pura Tirta Empul: Der heilige Quellentempel
Der Pura Tirta Empul ist ein heiliger Tempel auf Bali, der für seine spirituellen Quellen bekannt ist. Er befindet sich in der Region Tampaksiring und wurde im 10. Jahrhundert während der Warmadewa-Dynastie erbaut. Als einer der bedeutendsten Tempel Balis gehört er zu den neun Staatstempeln der Insel. Besonders berühmt ist er für das Reinigungsritual, bei dem Gläubige im heiligen Quellwasser baden, um sich spirituell zu reinigen. Das Wasser entspringt einer natürlichen Quelle in einem großen Becken, und die Pilger folgen einem festgelegten Ablauf, um das Wasser rituell über Kopf und Körper fließen zu lassen.
Laut einer Inschrift wurde der Tempel während der Herrschaft von König Chandrasangka Warmadewa im Jahr 962 erbaut und zählt somit zu den ältesten Heiligtümern der Insel. Er wurde später von anderen Königen in der Folgezeit erweitert und renoviert.
Tempelanlage
Die Bezeichnung “Tirta Empul” bedeutet wörtlich “sprudelnde Quelle”. Die nie versiegende Quelle wird vermutlich von einem der Vulkane auf Bali gespeist und führt auch in Zeiten großer Trockenheit ausreichend Wasser. Der Tempelkomplex besteht aus mehreren Innenhöfen mit rechteckigen Badebecken, die für rituelle Waschungen genutzt werden, sowie drei separaten Schreinen bzw. Tempeln, die den Gottheiten Vishnu, Jaba Tengah und Jaba Pura gewidmet sind.
Reinigungszeremonie
Ein “Melukat” ist ein rituelles Reinigungsbad oder Reinigungszeremonie, das in der balinesischen Kultur praktiziert wird. Diese Zeremonie hat spirituelle Bedeutung und wird oft als Mittel angesehen, um negative Energien zu entfernen, sich von schlechtem Karma zu reinigen und spirituelle Reinheit zu erreichen.
Die religiöse Zeremonien wird regelmäßig von Hindu-Priestern geleitet werden und umfassen Gebete, Rituale und Segnungen, um die spirituelle Reinheit des Tempels zu gewährleisten.
Während dieses Festes versammelt sich die lokale Gemeinschaft, um gemeinsam zu beten und die spirituelle Verbundenheit zu feiern. Die Gläubigen bringen kunstvoll gestaltete Opfergaben (Banten) zum Tempel bzw. zu den heiligen Wasssertempel. Frauen tragen anmutig Körbe voller spiritueller Opfergaben auf ihren Köpfen. Diese Opfer können aus Früchten, Blumen, Reis, Kuchen und teilweise auch Geld bestehen.
Die Opfergaben können Blumen, Früchte, Reis, Geld, Räucherstäbchen und andere symbolische Gegenstände umfassen. Sie werden verwendet, um die Götter zu ehren und spirituelle Harmonie herzustellen.
Die Opfergaben sollen die Götter ehren und um Segen für die Gemeinschaft bitten. In der Regel werden die teilweise geradezu kunstvollen Banten von Frauen in den jeweiligen Haushalten hergestellt. Diese Fertigkeit wird von den Müttern, die oft Opferexperten (tukang banten) sind, zur Tochter weitergegeben. Die Körbe werden vor den entsprechenden Tempeln geöffnet und die Opfergaben zum Gefallen der Götter breitflächig ausgelegt.
Der Höhepunkt des “Melukat” ist die eigentliche Reinigungszeremonie, bei der die Gläubige in den Badebecken bzw. den heiligen Quellen aden, Die Besucher des Tempels, ortsansässige und zugereiste Balinesen in traditioneller Kleidung, nehmen kollektiv an der Zeremonie teil.
Hierbei baden sie sich im als heilig Wasser, das aus mehr als 20 Wasserspeier in die Becken fließt, um sich spirituell zu reinigen, sich von schlechten Energien zu reinigen und Krankheiten und Dämonen zu besiegen.
Besonders faszinierend und typisch für die lebendige hinduistische Religion: Die Atmosphäre bei der Reinigungszeremonie ist zwar von ernsthafter, tiefer Andacht, aber auch gleichzeitig von Fröhlichkeit geprägt.
Fazit
Der Quellentempel bietet Besuchern die Möglichkeit, an traditionellen Reinigungsritualen teilzunehmen. Das klare Wasser, das aus der Erde sprudelt, gilt als heilig und wird für spirituelle Reinigung genutzt. Die Atmosphäre des Tempels ist ruhig und friedlich, umgeben von tropischer Natur und eindrucksvoller balinesischer Architektur. Der Besuch dieses Tempels vermittelt ein besonders tieferes Verständnis für den hinduistischen auf Balis.
© Text & Fotos: Jörg Baston, Nathalie Gütermann