Taj Mahal – Traum in Marmor

Der Taj Mahal in Agra im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh zählt zu den berühmtesten und zweifellos schönsten Gebäuden der Welt. Es ist kein Zufall, dass es zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Das Mausoleum, das 1654 vom Mogulkaiser Shah Jahan am Ufer des Yamuna-Flusses als Liebesbeweis für seine geliebte Frau Mumtaz Mahal erbaut wurde, gehört zu den sieben neuen Weltwundern.

Der US-Dichter und Reiseautor Bayard Taylor verglich das Taj Mahal einst mit einem Schloss, das aus dem Himmel herabgerufen und auf der Erde niedergelegt wurde, um für alle Ewigkeit bewundert zu werden.

Trotz seiner beeindruckenden Höhe von über 70 Metern strahlt das vollständig aus weißem Marmor errichtete Taj Mahal eine harmonische Proportion und filigrane Eleganz aus, sodass es fast scheint, als würde es den Boden kaum berühren.


Gesamtkomplex des Taj Mahals

Das Grabmal bildet das Herzstück eines 17 Hektar großen Komplexes, der neben dem beeindruckenden Haupttor (Darwaza) auch die Moschee (Masjid) im Westen und den Gästepavillon (Mehman Khana) im Osten umfasst – beide Gebäude sind optisch identisch.

Dank dieser symmetrischen Anordnung wirkt der achteckige weiße Marmorpalast majestätisch. Die Hauptstruktur besteht aus einem zentralen Mausoleum, das von einer imposanten 44 Meter hohen Kuppel gekrönt wird, die von vier jeweils 40 Meter hohen Minaretten flankiert wird.


Haupttor (Darwaza-i-Rauza)

Das Haupttor (Darwaza) ist ein monumentales Bauwerk, das hauptsächlich aus Marmor besteht und an die Mughal-Architektur früherer Kaiser erinnert. Seine Torbögen spiegeln die Form der Torbögen des Grabes wider.

Feine Blumenmotive aus Edelsteinintarsien und Inschriften aus dem Koran (kalligrafische Tafeln) verzieren die schlichte weiße Marmorfassade und lassen den gesamten Bau wie eine juwelenbesetzten Sarg wirken. Die hier angewandte Technik, mit der man farbige Steinstücke in Marmor einfügt, stammt aus Florenz in Italien und nennt sich Pietra Dhura.

Das Grabmonument befindet sich in einem Garten, der an drei Seiten von einer Zinnenmauer begrenzt wird. Der Lotusteich ist nach den lotusförmigen Ausläufern seiner Springbrunnen benannt. Es gibt Wasserkanäle und Brunnen im Eingang, was das Gebäude noch spektakulärer und in seiner architektonischen Perfektion fast poetisch macht! Praktisch jeder Besucher lässt sich hier mit dem Taj Mahal, das sich in dem Lotusteich malerisch spiegelt, fotografieren.

Die Innenräume des Taj Mahals verschmelzen meisterhaft islamische, persische, indische und türkische Architektur. Im Zentrum der Haupthalle befinden sich die Grabmale von Shah Jahan und seiner Frau Mumtaz Mahal. Ihr Sarkophag steht erhöht neben dem Grab des Mogulkaisers. Angeblich wollte der Sohn und Nachfolger des Kaisers, Aurangzeb, seinem ungeliebten Vater ein eigenes Grabmal verwehren. Die Gräber sind leider nicht zugänglich, sie befinden sich in der Krypta.

Die Gräber der beiden Herrscher sind von Jaalis bzw. filigranen Marmorgittern mit fast barock anmutenden Strukturen aus einem einzigen Marmorblock verborgen. An den Außenwänden lassen sie frische Luft und Licht in die Kammer, die in einen weichen goldenen Farbton getaucht wird.

Der Marmor im Inneren der schlicht weißen Marmorfassaden ist im erwähnten Pietra Dhura-Stil mit kalligrafischen Tafeln und aufwendigen Inkrustationen aus farbigen Halbedelsteinen verziert. Als Naturliebhaber glaubten die Moguln, dass Blumen „Symbole des himmlichen Reichs“ sind.

Die in den Marmor eingelassenen Steine sind winzig und bestehen aus 28 Edel- und Halbedelsteinen wie Karneol, Lapislazuli, Türkis und Malachit. In manchen Blumendesigns wurden bis zu 60 Steinstücke verwendet.


Taj Mahal Hof & Säulenarkaden

Säulenarkaden sind ein typisches Merkmal hinduistischer Tempel, die in die Mogularchitektur integriert wurden. Dadurch ist eine einzigartige Mischung aus persischen und indischen Designs entstanden.

Die Sandsteinstrukturen rund um das Taj-Mahal-Viereck vermitteln dem Besucher ein Gefühl von Weite und Tiefe. Die großen offenen Landschaftsflächen passen perfekt zu den Gebäuden und vermitteln ein Gefühl von Harmonie mit der Natur. Aus diesem Grund ist ein Besuch der Anlagen gerade auch bei indischen Familien sehr beliebt.

Hier kann man ganz entspannt bummeln und die Atmosphäre dieses großartigen Teils der Gesamtanlage auf sich wirken lassen.


Moschee (Masjid)

Auf einem Sandsteinsockel aunweit des Taj Mahal befindet sich die Moschee mit insgesamt drei Kuppeln, von denen die mittlere die größte ist. Die Fasade besteht aus weißen und roten Panelen und Dekorationen im Pietra Dhura-Stil. Kleine, sogenannte blinde Bögen flankieren den Pishtaq, d.h die gemauerte Portalrahmung, die einen hohen Portalbogen umgibt.

Sie wurde aus weißem Marmor erbaut und verfügt über elegante Kuppeln, Minarette und kunstvolle Verzierungen, wie man sie von der Mughal-Architektur kennt. Die Kombination aus weißem Marmor und rotem Sandstein ermöglicht ein elegantes Erscheinungsbild.

Die inneren Torbögen im Außenbereich sind in ihrer Stimmung -jvor allem in der warmen Nachmittagssonne – geradezu überwältigend!


Itimad-ud-Daulahs Grabmal

Itimad-ud-Daulahs Grabmal, oft als das “Baby-Taj” bezeichnet, ist ein beeindruckendes Marmor-Mausoleum. Es wurde im Auftrag von Nur Jahan, der Frau des Mogulkaisers Jahangir, für ihren Vater Mirza Ghiyas Beg 1622 in sechsjähriger Bauzeit erbaut. Die Grabmalnachbauten für Itimad-du-Daulah und seine Frau stehen im oberen Pavillon. Das Mausoleum hat insofern eine besondere historische Bedeutung, als es als Vorläufer und Inspirationsquelle für das Taj Mahal gilt.

Der Grundriss des Itimad-ud-Daulahs Grabmals ist quadratisch und folgt dem traditionellen islamischen Stil. Es besteht aus einer zentralen Kuppel bzw. Pavillon, die an ein Zeltdach erinnert, umgeben von vier kleineren offenen Minarettkuppeln an den Ecken. Die Eleganz des Gebäudes wird durch die symmetrische Anordnung von Pavillons, Terrassen und Gärten betont.

Auch dieses Mausoleum ist eine herrliche Kombinatiom aus weißem Marmor, bunten Mosaiken, Steinintarsien und Gitterwerk. Der Stil markiert den Übergang von der massiven roten Sandsteinarchitektur unter Akbar zur eleganten Verfeinerung am Sha Jahans Taj Mahal.


Die Gartenanlagen

Die Gärten, die das Taj Mahal umgeben, sind formale Mughal-Gärten, die in charakteristischer persisch-timuridischer Tradition gestaltet und tragen zum Gesamtbild der Harmonie und Symmetrie bei.

Der Hauptgarten, der sich vor dem Taj Mahal erstreckt, wird als Charbagh bezeichnet.sind in charakteristischer persischer Stilistik gestaltet.


Yamuna-Fluss

Der Yamuna-Fluss fließt malerisch hinter dem Taj Mahal, was zusätzlich zur Schönheit des Ortes beiträgt.

Der Fluss spielt eine bedeutende Rolle in der landschaftlichen Gestaltung des Taj Mahal-Komplexes. Der Blick auf den Yamuna-Fluss vom Taj Mahal aus bietet eine malerische Kulisse, insbesondere während des Sonnenaufgangs oder Sonnenuntergangs.


Fazit

Ein Besuch des Taj Mahals, beispielsweise auch im Rahmen einer Rajasthan-Rundreise, ist ein unvergessliches Erlebnis – ein absolutes Must-See für jeden Indien-Reisenden. Das majestätische Mausoleum aus strahlend-weißem Marmor gilt zurecht als eines der schönsten Bauwerke der Welt und als Symbol ewiger Liebe.


© Text & Fotos:  Jörg Baston, Redaktion: Nathalie Gütermann

Information

Schon beim ersten Anblick ist man überwältigt von der Symmetrie, den strahlend weißen Marmorwänden und kunstvollen Details. Besonders eindrucksvoll ist das Spiel von Licht und Schatten, deshalb mein Tipp: Kommen Sie in den frühen Morgenstunden hierher, wenn das erste Sonnenlicht das Taj Mahal in warme, goldene Töne taucht. Dann entsteht ein wahrlich magischer Moment.