Taman Gili: Balis letzter Königspalast

Taman Gili ist ein historischer königlicher Garten, der Teil des ehemaligen Palastkomplexes Puri Agung Semarapura in Klungkung war. Die Anlage stammt aus dem 17. Jahrhundert, als Klungkung das Machtzentrum eines einflussreichen balinesischen Königreichs war. Obwohl der Palast selbst im Zuge der niederländischen Kolonialisierung im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zerstört wurde, blieben Teile des Gartens und einige bedeutende Bauten erhalten.


Geschichte des balinesischen Königreichs

Im 17. Jahrhundert wurde Klungkung das Zentrum eines mächtigen Königreichs, das den südlichen Teil Balis beherrschte. 1894 griffen die Niederländer die gesamte Insel Bali an und unterwarfen sie, wobei nur drei Königreiche ihre Unabhängigkeit bewahrten: Badung, Tabanan und Klungkung.

1906 landete eine niederländische Flotte in Badung (heute Denpasar). Die Königsfamilie und der Hofstaat kleideten sich in Weiß, ließen ihre Waffen segnen und stellten sich den überlegenen Niederländern, die sie niedermetzelten. Die Überlebenden begingen in einem rituellen Massenselbstmord, dem Puputan von Badung, Selbstmord, um ihre Ehre und Unabhängigkeit zu wahren.

Auch die Macht des Rajas von Klungkung fand ein Ende, als die Holländer eine vernichtende Strafexpedition anläßlich des Klangut-Aufstandes von 1908 durchführten. In der Folge verübten der letzte König von Klungkung, Dewa Agung Jambe und sein ganzer Hofstaat, insgesamt 200 Menschen, kollektiven Selbstmord (Puputan Klungkung). Dieses Ereignis wird mit dem Puputan-Denkmal auf der anderen Straßenseite des Palastes gedacht.

Diese Puputan-Ereignisse sind tief in der balinesischen Kultur verwurzelt und werden als Zeichen für Opferbereitschaft, Tapferkeit und den Widerstand gegen Unterdrückung betrachtet. Sie haben einen starken Einfluss auf die kollektive Erinnerung und Identität der Balinesen.

Nach diesen Ereignissen geriet ganz Bali unter niederländische Kolonialherrschaft, und der Palast von Klungkung wurde fast vollständig zerstört.


Reste des königlichen Palastes

Erhalten blieb jedoch der kunstvoll gestaltete königliche Garten Taman Gili mit seinem Teich und den beiden prächtigen offenen Hallen Kerta Gosa und Bale Kembang. Diese wurden von den Niederländern restauriert und vermitteln bis heute einen Eindruck von der einstigen Pracht des balinesischen Königspalastes und der Kultur des balinesischen Königreichs Klungkung.


Kerta Gosa-Pavillon (Gerichtsgebäude)

Im Nordosten des Palast-Areals, dem Götterberg Agung und leider auch dem Verkehrslärm am nächsten, liegt die Kerta Gosa. Die offene Halle aus dem 18 Jahrhundert beherbergte das oberste Gericht der Insel, diente aber auch als Ort für königliche Zeremonien und Veranstaltungen.

Die Architektur von Kerta Gosa spiegelt die traditionelle balinesische Bauweise wider, mit kunstvollen Verzierungen und einem Pavillon, dessen geschwungenes Dach besonders ins Auge fällt. Doch das eigentliche Highlight offenbart sich beim Betreten des Pavillons: Decke und Wände sind nahezu vollständig mit kunstvollen Gemälden im traditionellen Wayang-Stil bedeckt, die verschiedene Motive und Szenen darstellen.

Wayang, eine indonesische Schattentheaterkunst, verleiht den Figuren eine markante Ähnlichkeit zu Schattenpuppen, was den mystischen Charakter der Darstellungen verstärkt.

Der Pavillon Kerta Gosa diente als Gerichtsgebäude, weshalb viele seiner Gemälde rechtliche Themen behandeln. Oft werden Szenen aus balinesischen Rechtsprechungsverfahren dargestellt, die die Konsequenzen für Gesetzesverstöße zeigen. Ein zentrales Motiv in den Gemälden ist die Vorstellung von Himmel und Hölle, wobei das Schicksal der Seelen nach dem Tod als Ergebnis ihrer irdischen Taten inszeniert wird.

Speziell  die Bilder der Decke sind nichts für schwache Naturen: Sie sie in grausiger Detailliertheit vorgesehene harte körperliche. Hierbei muss man wissen:  Normalerweise wurden Streitigkeiten innerhalb der Familie oder der Dorfgemeinschaft geregelt.

Alle Fälle, die dort nicht gelöst werden konnten, kamen vor das hohe Gericht. Es war für seine Strenge gefürchtet, drei Priester sprachen harte und oft, nicht nur aus unserer heutigen Sicht, unmenschliche Urteile.

Durch die brutal-realistische Darstellungen der Konsequenzen bei einer Verurteilung wurden die Menschen damals incentiviert, Streitigkeiten möglichst untereinander zu lösen und möglichst nicht vor Gericht zu landen.


Bale Kambang-Pavillon

Der Bale Kembang, ein königlicher Pavillon, der auf einem künstlichen Lotusteich zu schweben scheint, diente wahrscheinlich als Empfangs- oder Versammlungshalle. Im Wassergraben, in dem Karpfen schwimmen, war namensgebend – schwimmender Pavillon.

Auch die Decke des Bale Kambang ist mit zweidimensionalen Wayang-Stilelementen bemalt. Die Gemälde im Innern zeigen Szenen aus balinesischen Mythologie.  Das Museum Daerah Semarapura westlich des Bale Kambang zeigt Zeitdokumente der Dynastien Khungklung und Gelgel.


Fazit

Der Besuch der Anlage Taman Gili bietet einen faszinierenden Einblick in die einstige Pracht des Königspalasts von Klungkung.

Trotz der Zerstörungen durch die niederländische Kolonialherrschaft vermitteln die restaurierten Hallen Kerta Gosa und Bale Kembang sowie der idyllische Garten noch heute einen Hauch von königlichem Glanz. Die historische Bedeutung des Ortes und seine schöne Gestaltung machen den Besuch zu einem lohnenden Erlebnis für Kulturinteressierte.


© Text & Fotos: Jörg Baston