Mekong Bootstour (1): Sampan-Tour durch Vietnam
Teil 1: Erkunden Sie das malerische Mekong-Delta vom Wasser aus, und zwar in einem traditionellen “Sampan”. Meist werden diese hübschen Holzboote für Fischfang und Handel genutzt, doch mittlerweile kann man sie auch als Hausboote mieten. 3 Tage lang schipperten wir durch die labyrinthartigen Wasserstraßen, vorbei an schwimmenden Märkten und idyllischen Dörfern, und tauchten dabei tief in das pulsierende Leben rund um den Mekong ein…
Auf einem Sampan die landschaftliche Schönheit entlang der Wasserwege zu erleben, ist eine großartige Urlaubsoption. Zumindest für zwei bis drei Tage. Vergessen Sie die üblichen Touristenboote! Nur auf diese Weise kann man das ursprüngliche Vietnam erleben und dabei den Alltag der Einheimischen in aller Ruhe beobachten. Wir waren derart begeistert, dass wir Ihnen einen solchen Bootsausflug im Süden Vietnams wärmstens ans Herz legen wollen. Lassen Sie sich von unserem Reisebericht und den zahlreichen Fotos inspirieren!
Steckbrief Mekong-Delta
Das Mekong Delta ist eine ausgedehnte Flussdelta-Region im südlichen Vietnam, die eine Fläche von rund 39.000 Quadratkilometern umfasst. Sie wird vom Mekong-Strom und den verschiedenen Armen des Flusses durchzogen, die die saftig grünen Reisfelder, die fruchtbaren Obstplantagen und das weitverzweigte Kanalsystem versorgen.
Der Mekong hat eine Länge von rund 4.500 Kilometern. Damit ist er einer der zwölf längsten Flüsse der Erde. Von seiner Quelle im tibetischen Qinghai-Plateau durchquert er zunächst sechs Länder, darunter China, Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam, bevor er ins Südchinesische Meer mündet.
Landwirtschaft
Die Böden im Mekong-Delta sind reich an Nährstoffen, deshalb wird es auch Vietnams Reiskammer genannt.
Dank der drei Ernten pro Jahr wird hier mehr als die Hälfte der gesamten Reisproduktion gewonnen. Vietnam ist nach Thailand und Indien der drittgrößte Reiseexporteur der Welt. Außerdem werden exotische Früchte, Gemüse, Kokosnüsse, Orchideen, Zuckerrohr und Weizen angebaut.
Sumpfgebiet
Neben landwirtschaftlich genutzten Flächen dominieren Feuchtgebiete, Sümpfe und eine üppige tropische Vegetation das Landschaftsbild. Die Region erfährt einen ausgeprägten Monsun mit starken Regenfällen. Diese Niederschläge tragen zur Bildung von zahlreichen Wasserflächen bei, was vor allem dem Reisanbau und der Fischerei zugutekommt.
Nicht zuletzt deshalb ist das Mekong-Delta ein sehr artenreiches Gebiet. Hier sollen mehr als 1.000 Tierarten zu Hause sein.
Bevölkerung
Das Mekong-Delta ist zudem ein Melting-Pot, wo mehrere ethnische Völker friedlich miteinander leben. Neben Vietnamesen auch Khmer aus Kambodscha sowie Angehörige verschiedener Minderheitengruppen.
Diese Vielfalt spiegelt sich in der Kultur, der Religion und der Küche der Region wider.
Küche
Das Mekong-Delta ist für seine ganz spezielle Küche bekannt. Diese unterscheidet sich interessanterweise von der sonst üblichen, traditionellen vietnamesischen Küche. So findet man hier Gerichte wie “Cá Kho Tộ” (Karamellisierten Fisch), “Bánh Xèo” (Reiskuchenpfannkuchen) und “Bánh Mì Huế” (Hue-Sandwich).
Zwiebeln, Auberginen, Tomaten, Knoblauch und scharfe Paprikaschoten sind typische Zutaten und spielen eine wichtige Rolle in vielen traditionellen Gerichten.
Exkursionen
Eine Bus- oder Bootsreise durch das Delta ist wie ein Streifzug durch ein Märchenland. Wobei eine Tour auf dem Wasser definitiv die schönere Option ist. Über die Seitenarme und Kanäle des Mekongs fährt man an pittoresken Dörfern, Stelzenhäusern, Märkten und fröhlich badenden Kindern vorbei – das allein ist ein visueller Leckerbissen!
Doch auch für die “Weiterbildung” ist gesorgt, denn das Sampan-Boot macht während einer 3-tägigen Fahrt immer wieder Halt. Dann können Touristen der Produktion von Reispapier, Nudeln, Lychee-Früchten und Räucherstäbchen beiwohnen, oder auch eine Kokosnuss-Farm besuchen.
Mit dem Drahtesel zum Pier
Allein die Anreise zum Hafen, wo unser Sampan schon auf uns wartet, ist ein spannendes Erlebnis.
Nachdem uns ein Tour-Guide die rund 100 km von Ho-Chi-Minh City zum Phu An Jetty gebracht hat, startet das eigentliche Abenteuer. Denn noch haben wir unser Ziel nicht erreicht. Zunächst müssen wir uns aufs Fahrrad schwingen, denn nur per Rad gelangt man zum Ankerplatz des Sampan. Und so fahren wir erst einmal durch die urwüchsige Mekong-Landschaft.
Auf schmalen Pfaden geht’s vorbei an schattigen, teilweise überwucherten Flussarmen und endlosen Obstplantagen. Bereits hier, noch auf dem Landweg, bekommt man einen ersten wunderbaren Eindruck des ländlichen Charmes. Auch können wir schon etwas in die religiöse Kultur von Vietnam eintauchen.
Denn während unserer Radtour kommen wir mehrfach an kleinen Opferaltären und anderen heiligen Stätten der hier ansässigen Landbevölkerung vorbei.
Die Familienschreine dienen als Orte der Ahnenverehrung, wo Familienmitglieder den Geistern ihrer Vorfahren Respekt erweisen. Dies ist tief in der vietnamesischen Kultur verwurzelt, da die Ahnen als Wächter und Beschützer der Familie betrachtet werden.
Restaurant-Tipp “Le Longanier”
Nach den ersten vier Kilometern auf den Rädern, die uns übrigens vom Tour-Guide zur Verfügung gestellt wurden, ist noch ein Mittagessen geplant – und zwar im eleganten Restaurant Le Longanier in Phu An (Cai Be).
Das Restaurant liegt in einem tropischen Garten am Fluss und ist von diversen Plantagen umgeben. Die schöne zweistöckige Villa ist einem französischen Kolonialhaus der Jahrhundertwende nachempfunden. Hier ist das koloniale Indochina in gewisser Weise noch lebendig, speziell in der Inneneinrichtung.
Wir sprachen bereits über die einzigartige Küche in dieser Gegend. Wie wär’s also mit einen Elefantenohr-Fisch? Dieser wird „stehend“ in einem Ständer mit Kopf, Flossen und Haut serviert…!! Mit einem Elefanten hat dieses Gericht natürlich nichts zu tun. Seinen Namen hat der Fisch aufgrund seiner Form.
In der Regel wird der Fisch vor dem Verzehr in Reispapier eingerollt und mit frischen Gewürzen verfeinert. Sagen wir mal so: dieses Gericht ist etwas gewöhnungsbedüftig…
Die Bootstour
Schließlich geht’s los mit der ersehnten Reise auf unserem Sampan.
Die Mannschaft des Hausbootes ist einsatzbereit und läuft geschäftig hin und her, um unsere Reisetaschen an Bord zu bringen und die letzten Vorbereitungen zu treffen. Ein Kapitän, zwei Matrosen und unsere Guide sind die kommenden Tage nur für uns da. Vorfreude keimt in uns auf. Einen solchen Ausflug ins Grüne und Blaue erlebt man schließlich nicht alle Tage.
Der Sampan
Wir haben zu zweit eine dreitägige Privattour auf dem “Song Xanh Sampan” gebucht. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei einem Sampan um ein motorisiertes, traditionelles Holzboot.
Für den Tourismus werden die alten Handels-Kähne entweder aufwendig restauriert, oder speziell für Kreuzfahrten im Mekong-Delta konzipiert.
Ein Blick ins Innere! Was zunächst recht klein und kompakt aussieht, ist in Wirklichkeit sehr geräumig und gemütlich.
Unser Sampan ist mit einem komfortablen Schlafzimmer mit Moskitonetz, einem Fan und einem angrenzenden Badezimmer mit WC ausgestattet.
Besonders attraktiv: der kleine – tagsüber während der Fahrt offene – Livingroom, geschmackvoll mit Bambus- und Rattanmöbeln ausgestattet.
Jede diese Touren, ob 2 oder 3 Nächte, wird mit Vollpension angeboten. Das Essen wird entweder im kombinierten Wohn- und Esszimmer serviert, oder draußen an Deck. Bis auf das Frühstück ist die Verpflegung vietnamesisch.
Nach dem Morgenmahl lädt das Deck zum Sonnenbaden und Relaxen ein. Wir haben quasi unsere eigene Terrasse vor unserem Haus(boot).
Der Clou: Jeder Sampan hat ein kleineres Ruderboot („Xuong“) an Bord, mit dem wir im Laufe der Bootstour auch sehr kleine Seitenarme und Kanäle erkunden können. Doch davon später…
“Leinen los”
Gemütlich schippern wir dahin. Unser erstes Ziel ist die Stadt “Cai Be”. Sie liegt direkt am Mekong-Fluss und ist bekannt für ihren schwimmenden Markt, der zu den größten Märkten in der Region gehört.
Auf einem Sampan kann man sich bewusst Zeit nehmen, um zu entschleunigen und ganz und gar die Natur zu genießen.
Langsam, ruhig, ja in gewisser Weise auch majestätisch fließt der Strom durch das Delta. Entsprechend ist auch das Tempo des täglichen Lebens. Es ist wirklich herrlich hier…!
Es gibt es keine modernen Gebäude, keine überfüllten Straßen, keine Geschäfte und absolut kein Gehupe wie etwa in Ho Chi Minh City, in der man angesichts der Motorrad-Schwärme ständig um sein Leben fürchten muss!
Das Gleiche gilt übrigens für die Touristen aus aller Welt, die in Massen die Halong-Bucht stürmen. Hier, auf unserem Sampan, erleben wir absolute Ruhe. Gemächlich, ebenso wie der Mekong-Fluss, plätschert die Zeit dahin. Nur hin und wieder sehen wir ein Tourboot oder einen Handelskahn.
“Slow Travel” heißt das Zauberwort. Dies umschreibt eine bestimmte Art des Reisens, die sich vom konventionellen und oft hektischen Tourismus unterscheidet. Der Fokus beim “Slow Travel” liegt auf der Vertiefung der Reiseerfahrung und dem bewussten Erleben der Umgebung.
Tatsächlich haben wir für uns die bewusste Entscheidung getroffen, die Reise auf einem Sampan nicht als Checkliste von Sehenswürdigkeiten zu betrachten, sondern als eine Gelegenheit für eine entspannte Horizonterweiterung fernab von der Masse Mensch.
Schließlich sind auf einer solchen Bootstour mehrere interessante Zwischenstopps geplant, inklusive Besichtigung von lokalen Werkstätten, Märkten und pittoresken Kleinstädten.
Wie bereichernd es ist, die lokalen Kulturen und Traditionen im Mekong-Delta zu erleben, anstatt nur oberflächlich vorbeiziehende Sehenswürdigkeiten zu erfassen, das zeigen wir Ihnen in diesem Bericht…
⇒ Sampan-Tour (2): Cai Be, Sa Dec, Can Tho
© Text & Fotos: Jörg Baston. Redaktion: Nathalie Gütermann
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