Wahiba Sands: Im Bann der Sanddünen
Wahiba Sands, im Osten des Omans gelegen, ist eine der faszinierendsten Sandwüsten der Welt. Sie verläuft südlich des mächtigen Hadschar-Gebirges und erstreckt sich bis an den Indischen Ozean. Mystisch und unergründlich locken uns die goldenen Dünen mit ihrer subtilen Schönheit und dem Versprechen einzigartiger Abenteuer. Deshalb haben wir uns für einige Tage mitten in dieses Sandmeer begeben – in das Reich der Kamele, der Beduinen und der magischen Zeltcamps. Und es wurde wirklich ein unvergessliches Erlebnis…
Wahiba Sands ist Teil des Rub al-Chali Desert – mit 650.000 Quadratkilometern die größte zusammenhängende Sandwüste der Welt – auch bekannt als “Leeres Viertel”. Der Wüstensbschnitt, der den Oman westlich von Maskat überzieht, ist dagegen mit ihren rund 12.000 Quadratkilometern relativ überschaubar. Die West-Ost-Ausdehnung der Wahiba Sands beträgt ca. 80 Kilometer; vom Norden bis an die Küste des Indischen Ozeans sind es ca. 160 Kilometer.
Das Asien-Lifestyle-Team war zuvor schon in mehreren Sandwüsten unterwegs, zum Beispiel in Ras Al Khaimah (RAK) in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Doch auch Wahiba Sands bietet all’ das, was eine attraktive Wüstenlandschaft ausmacht: majestätische Sanddünen, flache Wüstenflächen, karge Felsen und zerklüftete Schluchten.
Wüstenstruktur
Der Nordteil der Wahiba Sands, den man von Maskat aus gut per Mietwagen erreichen kann, wird bestimmt von mächtigen, bis zu 20 Meter hohen, parallel aufgeschichteten, rötlichen bzw. orangefarbenen Dünen. Im Südteil werden sie von weißen, sichelförmigen Formationen abgelöst.
Insgesamt können die Dünen von Wahiba Sands Höhen von bis zu 150 Metern erreichen, vergleichbar mit den Sandbergen in der marokkanischen Erg Chebbi-Wüste in Marokko.
Wüstencamps
In den nördlichen Dünentälern, bei den beiden Kleinstädten Al-Wasil und Biddiyya und von dort ca. 20 Kilometer wüsteneinwärts, liegen die begehrten Wüstencamps. So wie unser “Magic Camps Wahiba Sands”.
Diese Wüstenunterkünfte sind eine perfekte Destination für alle abenteuerlustigen Touristen, die sich wenigstens einmal im Leben für ein bis zwei Tage in den Bann der Sanddünen begeben wollen.
Interessant: Was einerseits ein Ort der Ruhe und Stille ist…
… ist andererseits auch eine beliebte Station für Adrenalinjunkies. Denn in der Wahiba Sands-Wüste kann man einige aufregende Momente auskosten, die man ansonsten nicht auf dem “Festland” erleben kann. Zum Beispiel “Sandboarding”!
Außerdem: Dünenfahrten mit dem Jeep (“Dune Bashing”), Quad fahren, Trekking-Touren, Kamelreiten oder Sand-Biking. Na denn…viel Spaß! 🙂
Spannend ist auch eine Tagesexkursion zum Wadi Bani Khalid oder der Besuch bei einer Beduinenfamilie. Die Wüstennomaden leben zum Teil noch wie vor hunderten von Jahren. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, widmen sich die Wüstenbewohner unter anderem der Dromedaren-Zucht.
Darauf kommen wir gegen Ende des Berichts nochmals zurück.
Unterkünfte
In Wahiba Sands wohnt man entweder in schlichten Bungalows oder in traditionellen Beduinenzelten. Einige sind sogar wahre Luxuscamps, für die sich der schöne Begriff “Glamping” eingebürgert hat. Das ist ein Wortspiel aus “Glamour” und “Camping” – hier handelt es sich also um “glamouröses Camping”.
Das Asien-Lifestyle-Team wollte natürlich speziell dieses “Lifestyle”-Konzept ausprobieren, und so haben wir uns für zwei Nächte in solch’ einem gehobenen “Tented Camp” eingenistet. Unseren ausführlichen Erfahrungsbericht lesen Sie hier…
⇒ Magische Momente: Magic Camps Wahiba Sands
Wüstenbilder und ihre Formen
Das markanteste Merkmal der Dünenlandschaft Wahiba Sands ist die elegante Formensprache der Natur, die ständig unsere Fantasie beflügelt. Mal sind die Sandhügel sanft geschwungenen, mal scharf geformt – ein sich permanent verändernder Prozess durch den ständig über die Oberfläche streichenden Wind. Lassen Sie uns einige dieser Wüstenbilder genauer betrachten:
Sicheldünen
Dies ist eine sehr verbreitete, sich quer zur Windströmung bildende Dünenform. Der Name “Sicheldüne”, auch Brachan genannt, leitet sich von der charakteristischen Sichelgestalt ab. Sie nimmt ihren Anfang als kleiner, ovaler Sandfleck und kann eine Höhe von 2 bis 20 Meter erreichen.
Wellenmuster
Stellen Sie sich einen ruhigen See vor, auf dessen Oberfläche der Wind sanfte Wellen erzeugt. Genau solche Wellenmuster gibt es hier in Wahiba Sands.
In Fachkreisen werden diese Wellenmuster Rippelmarken oder kurz Rippel genannt – nach dem englischen Wort “ripple”, das soviel wie “kleine Welle” bedeutet. Rippel treten auf, sobald eine Windströmung eine kritische Geschwindigkeit übersteigt, ab der die Sandkörner mitgerissen werden.
Dellen & Mulden
Neben den wellenförmigen Barchanen prägen auch Furchen und Mulden die Wüstenlandschaft.
An windgeschützten Stellen, beispielsweise am Fuße von Bergen oder inmitten von Dünenfeldern, sammelt sich der Sand an und bildet tiefe Mulden. Diese Wüstenbilder zeigen die kreative Kraft des Windes, der über Jahrtausende hinweg Landschaften geformt hat und weiterhin formt.
Jede Formation ist einzigartig und trägt zur Schönheit und Vielfalt der Wüstenlandschaften bei.
Wüstenbilder und ihre Farben
Neben den Formen faszinieren auch die Farben der Wüste. Die Sanddünen können je nach Tageszeit und Lichteinfall verschiedene Farben annehmen: Von diversen Gelb- und Braunschattierungen während des Tages, bis hin zu einem warmen Goldton bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
Die rötliche Färbung, die man stellenweise in Wahiba Sands sieht, ist auf die Anwesenheit von Eisenoxid zurückzuführen. Das Asien-Lifestyle-Team hat dieses Phänomen zum Beispiel auch während einem 6-Tage-Reiterlebnis in Jordaniens Wadi Rum Wüste beobachtet.
Eisenhaltige Gesteine und Minerale verwittern durch verschiedene Prozesse wie Wind- und Wassererosion und lassen schließlich auch die fein gemahlenen Sandkörner in einem rötlichen Schimmer erstrahlen – je nach Lichteinfall.
Die Wüste lebt!
Damit meinen wir nicht nur die wenigen Menschen, die hier leben. Obwohl man Wüsten generell aufgrund der Hitze und Trockenheit oft als unwirtliche, lebensfeindliche Umgebung wahrnimmt, beherbergt Wahiba Sands doch eine überraschende Flora, die sich im Laufe der Evolution an die extremen Bedingungen der Umgebung angepasst hat.
Interessanterweise beschert der vom nahen Indischen Ozean herangetragene Morgentau ausreichend Feuchtigkeit für den Wüstenboden. Zudem liegt an einigen Stellen das urzeitliche Grundwasserreservoir offenbar recht nah an der Oberfläche.
Im Ergebnis können daher an einigen Stellen widerstandsfähige Pflanzen wie Akazienbäume, Wüstengräser und verschiedene Arten von Sukkulenten gedeihen. Bisher wurden immerhin über 130 verschiedene Arten von Pflanzen identifiziert.
Stille, Ruhe & Digital Detox
Die Sonne brennt am wolkenlosen Himmel, Hitze strahlt vom Sand zurück. Stille umhüllt die Landschaft, die so endlos und völlig unberührt wirkt.
Nur das leise Rauschen des Windes durch die Dünen ist zu hören. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, keine Spur von Zivilisation. Nur hin und wieder taucht in der Ferne ein herrenloser Dromedar auf, dessen Fellfarbe mit der sandfarbenen Wüstenlandschaft verschmilzt.
Einige Tage in der Wahiba Sands-Wüste zu verbringen, das bedeutet auch “Digital Detox” für uns westliche Besucher. Denn im Gegensatz zum gut ausgebauten Mobilnetz im restlichen Oman, gibt es hier – mitten in der Wüste – keinen Empfang und somit auch keine Ablenkung. Das Smartphone liegt irgendwo im Koffer vergraben, die Verbindung zur Außenwelt ist auch in unserem Camp gekappt.
Wir fühlen uns völlig frei. Kein Internet. Keine Benachrichtigungen. Kein ständiger Strom an Informationen. Endlich Ruhe…!
Besuch bei Beduinen
Die Wahiba Sands sind auch die Heimat einiger Beduinenstämme, die seit Generationen in dieser Region leben. Obwohl einige der umherziehenden Omanis sesshaft geworden sind und mittlerweile feste Siedlungen in der Nähe der Wüste bewohnen, halten einige traditionelle Beduinen noch an ihrer nomadischen Lebensweise fest.
Während unseres Aufenthalts bekamen wir einen interessanten Einblick in den typischen Lebensstil eines Beduinen-Clans, organisiert von unserem Magic Camps. Hier geht’s zum ausführlichen Bericht.
Wir lernen: Trotz touristischen Aktivitäten bleibt die Viehzucht weiterhin eine wichtige Lebensgrundlage für die “Einheimischen” im Sandland. Insbesondere die Haltung von Kamelen, Ziegen und Schafen.
Diese Tiere spielen eine zentrale Rolle im kulturellen und sozialen Leben der Beduinen, denn sie sorgen nicht nur für Nahrungsmittel wie Fleisch und Milch, sondern dienen auch als Transportmittel.
Die Wahiba Sands-Wüste ohne Kamele und Dromedare? Undenkbar!
Unser Fazit
Wahiba Sands ist mit ihren endlosen Sanddünen eine wahre Naturschönheit. Doch nicht nur das! Es ist diese Mischung aus Einfachheit & Komplexität, Weite & Intimität, Stille & Bewegung, die eine Reise durch diese Wüste so reizvoll macht. Nicht zu vergessen die vielen kleinen charmanten Szenen, die sich uns am Wegesrand offenbaren und unser Herz berühren.
Doch unsere Wüstenstory ist noch nicht zu Ende. Hier geht’s weiter…
⇒ Magische Momente: Magic Camps Wahiba Sands
⇒ Alle Oman-Berichte auf einen Blick
© Text & Fotos: Nathalie Gütermann & Jörg Baston