Melaka Spaziergang : “Majestic Colonial Walk”:
❂ Kultur & Shopping: das können Sie während des “Majestic Colonial Walk” wunderbar miteinander verbinden ❂ Hierbei handelt es sich um eine exklusive, privat geführte Tour, die ausschließlich vom “Majestic Hotel” angeboten wird. Natürlich kann man den Spaziergang auf eigene Faust machen. Doch wer einen einheimischen Führer dabei hat, so wie wir, der bekommt einen ungleich besseren Einblick in Melakas reiche Geschichte. Außerdem gibt’s tolle Shopping-Tipps vom Insider, der die Besitzer von Boutiquen und Ateliers persönlich kennt.
Wer den “Majestic Colonial Walk” bucht, sollte vorab wissen, wie die UNESCO-Stadt Melaka überhaupt aufgebaut und aufgeteilt ist. Denn das historische Zentrum sollte nicht mit dem Auto abgefahren, sondern zu Fuß erlaufen werden. Eine Karte mit unserer Tour finden Sie in der Infobox*.
Alvin George Kessler, der Generaldirektor vom Majestic Malacca, hat sich netterweise bereit erklärt, uns “zu führen”. Vom Hotel aus dauert es nur 15 Minuten, um das berühmte historische Zentrum mit dem “Dutch Square” zu erreichen. Über diese Attraktion, die von der UNESCO als “Weltkulturerbe” gelistet wird, habe ich hier ausführlich berichtet…
⇒ Melaka: Reise in Malaysias koloniale Vergangenheit
“MAJESTIC COLONIAL WALK”
Der Malacca River teilt die Altstadt in zwei Teile. Sie erstreckt sich also sowohl im Süden als auch im Norden des Flusses.
Beide Viertel gehören zum “historic centre of Malacca” und sind bekannt für ihre kulturelle Bedeutung und touristische Attraktionen.
In diesem Bericht konzentriere ich mich auf die Nordseite des Malacca River, nämlich auf die Gegend rund um die Jonker Street, Temple Street, Harmony Street und Chinatown. Um dorthin zu gelangen, begibt man sich in der Regel zum roten Platz. Konkret: zum Clock Tower und dem beeindruckenden “Stadthuis”.
Von dort führt die “Tan Kim Seng”-Brücke auf die gegenüberliegende Seite des Flusses, wo sich der Haupteingang zur Jonker Street in Chinatown befindet.
Dieses Viertel ist die eigentliche Attraktion auf der Nordseite des Malacca River, doch darauf komme ich später nochmals zurück.
Da wir vom Majestic Malacca Hotel kommen, machen wir jedoch nicht den Umweg zum “Red Square”, sondern nehmen viel früher eine Abkürzung.
Über die “Jambatan Kampung Jawa”-Brücke gelangen wir direkt in das Viertel, das Alvin Kessler als Startpunkt für unseren “Majestic Colonial Walk” festgelegt hat: die Harmony Street.
Kommen Sie jetzt einfach mit mir mit, so als wären Sie auf diesem privaten Spaziergang mit dabei!
Heiligtümer in der Harmony Street
Diese Straße, bei den Einheimischen als “Jalan Tukan Emas” bekannt, ist eine symbolträchtige Straße in Melaka.
Anders als im südlichen Teil rund um den roten Platz gibt es hier zahlreiche chinesische Tempel und entzückende renovierte Shop-Häuser, in denen heute Modeläden, Werkstätten und Galerien untergebracht sind.
Der Spitzname “Harmony Street” wurde dieser Straße wohl deshalb verliehen, weil hier mehrere Gebetsstätten und Tempel völlig verschiedener Religionen und Kulturen in friedlicher und harmonischer Koexistenz nebeneinander stehen.
Islamisches Gotteshaus
Zu den wichtigsten und ältesten religiösen Gebäuden entlang dieser Straße gehört die Kampong Kling Moschee, die im 18. Jhd. von indischen Händlern erbaut wurde.
Sie zeichnet sich durch eine Kombination aus malaiischen, indischen und chinesischen Einflüssen aus. Sie hat ein drei-stufiges pagodenartiges Minarett, einen großen Gebetsraum und einen Innenhof, der von einem hölzernen Schirm bedeckt ist. Außerdem sind dort reich verzierte Kacheln und Wandmalereien mit Szenen aus dem Leben Mohammeds zu sehen.
Indischer Schrein
Direkt neben der Moschee erhebt sich der im Jahre 1781 von Tamilen gegründete Sri-Poyyatha Vinayagar Tempel – der älteste Hindutempel Malaysias. Er ist dem Hindu-Gott Ganesha gewidmet und repräsentiert die reiche indische Tradition der Region. Während des bekannten Thaipusam-Festivals wird hier kräftig gefeiert!
Chinesischer Tempel
Der Cheng Hoon Teng Tempel von 1645 ist ein gutes Beispiel für chinesische Architektur. Er besteht aus mehreren Schreinen und ist von prächtigen Holzschnitzereien geradezu übersät.
Der Tempel vereint die Praktiken des Taoismus, des Konfuzianismus und des Buddhismus. Dies ist charakteristisch für viele chinesische Tempel in Malaysia.
Die Dachstrukturen, Drachenfiguren, goldenen Zeichen und Skulpturen sowie die Verwendung von traditionellen chinesischen Accessoires machen den Tempel zu einem visuell höchst beeindruckenden Ort.
Für mich ist dieser Tempel ist nicht nur ein interessanter religiöser Ort, sondern auch eines der prächtigsten Heiligtümer, die man während des “Colonial Walk” besichtigen kann.
Der Cheng Hoon Teng Tempel ist für Touristen geöffnet, und Besucher jeglicher Glaubensrichtung sind willkommen. Es wird jedoch erwartet, dass Besucher respektvoll sind und angemessene Kleidung tragen.
Coole Shops in der Harmony Street
The Clay House
Die Stadt Melaka hat eine lange Geschichte, was die Töpferei betrifft. Die Keramikproduktion ist ein wichtiger Wirtschaftzweig, denn es werden Dachziegeln aus Ton aber auch nützliche Haushaltsgegenständen und hübsche Deko-Stücke hergestellt, die das Touristenherz erfreuen.
Dank unseres “Guides” Alvin Kessler bekamen wir die außergewöhnliche Gelegenheit, hinter die Kulissen einer lokalen Töpferei zu schauen. Das “Clay House” (Haus aus Ton) verkauft seine hübschen Keramikprodukte auf lokalen Märkten und im eigenen Showroom.
“The Clay House”, 18, Jalan Tukan Emas (Harmony Street), Melaka
Titi Art Gallery
Titi Kwok ist ein prominenter und hochgelobter Künstler in Malysia. Sein Atelier und seine Galerie befinden sich in Melaka.
Seine Gemälde vereinen Elemente der modernen zeitgenössischen und abstrakten Kunst. Titis Spezialität ist die Verwendung von leuchtenden Farben, die er vorzugsweise mit Pinsel und Bürste aufträgt. Am liebsten arbeitet der Künstler mit Acryl und diversen Mischtechniken.
Titi Kwoks Gemälde zieren die Wände von Unternehmen und Privatsammlern im In- und Ausland, und so ist es eine Freude für mich, als mich der malaisische Maler in seinem Atelier empfängt. Natürlich kann ich nicht widerstehen und kaufe mir eines seiner Werke zur Erinnerung.
“Titi Art Gallery”, 16, Jalan Tukang Emas (Harmony Street), Melaka
Schuhe von Lim Trading
Diese Schuhe sind nicht einfach herkömmliche Straßenschuhe. Das Unternehmen, das wir in der “Temple Street” besuchen ist auf etwas ganz Besonderes spezialisiert: die Herstellung von sogenannten “Nonya-Perlenschuhe”.
Hiebei handelt es sich um eine höchst seltene, historisch verwurzelte Handwerkskunst. “Nyonya Beaded Shoes”, oder auch “Kasut Manek”, sind für ihre aufwändigen Perlenverzierungen bekannt und ein charakteristisches Element der traditionellen Peranakan-Kleidung.
Jede einzelne Perle wird von Hand aufgestickt – eine äußerst zeitaufwändige und detailreiche Arbeit. Bis heute wird dieses prächtige Schuhwerk zu besonderen Anlässen und Feierlichkeiten getragen.
Allerdings gibt’s dazu eine makabere Geschichte zu erzählen, die leider wahr ist. Sehen Sie diesen Miniaturschuh auf dem Foto unten?
Angesichts dieses altertümlichen Stücks frage ich mich: Welche erwachsene Frau hätte je dort hinein schlüpfen können?
Solche Schuhe wurden früher tatsächlich getragen! Um hinein zu passen, wurden die Füße von kleinen Mädchen durch Knochenbrechen und anschließendes Abbinden irreparabel deformiert und verkleinert, um sie besonders klein und zierlich erscheinen zu lassen.
Dies war in einigen Kulturen des alten China und in der Peranakan-Kultur noch bis ins 20. Jhrd. hinein ein weit verbreiteter, schrecklicher Brauch. Gerahmte Zeitungsartikel im Shop von der Familie Lim erzählen von dieser äußerst schmerzhaften Tortur, die zum Glück abgeschafft wurde.
“Lim Trading”, 63 Jalan Tokong (Temple Street), Melaka
Jonker Street & Chinatown
Und weiter geht’s mit unserem privaten “Majestic Colonial Walk”.
Von der Jalan Tukas Emas (der zuvor beschriebenen “Harmony Street”) geht’s in südlicher Richtung zum eingangs erwähnten “Jonker Walk” – besser bekannt als die “Jonker Street”.
Diese Straße im Herzen von Chinatown ist ein wichtiger Anziehungspunkt für Touristen, die die lebendige Atmosphäre der Altstadt von Melaka erleben möchten. Denn hier finden sich die meisten Shops, Garküchen, Restaurants und Bars in der gesamten Stadt.
Wenn Sie über das “Chinese New Year” nach Melaka reisen, so wie wir, dann ist in der Jonker Street besonders viel los. Das chinesische Neujahr findet in der Regel Ende Januar/Anfang Februar statt und ist das wichtigste Fest der Chinesen. Es wird stets mit großer Freude, viel Musik und großer Pracht gefeiert.
Straßen und Häuser sind dann mit roten Laternen übersät – ein Symbol für Glück und Wohlstand. Ein Besuch des Chinesenviertels lohnt sich immer, insbesondere wegen der historisch bedeutsamen Gebäude.
Überall entdecken wir die charmanten Bauwerke aus der niederländischen und portugiesischen Kolonialzeit, gepaart mit malaysischen und natürlich chinesischen Einflüssen.
Bummel durch Shop Houses
Speziell in dieser Gegend spiegelt sich die multikulturelle Geschichte der Küstenstadt wider. Davon zeugen auch mehrere Antiquitätengeschäfte, die chinesisches Porzellan, Jadeartikel, Bronzefiguren, Gemälde und Drucke sowie Möbel mit Perlmutt-Intarsien verkaufen.
Oder wie wär’s mit ein paar roten chinesischen Lampions fürs Eigenheim?
Abseits der Hauptstrasse
Dank Alvin lernen wir aber auch die eher versteckten Sehenswürdigkeiten in den engen Gassen abseits der Jonker Street kennen. Ist dieses Sträßlein nicht entzückend?
Hier entdecken wir kleine Lokale, die wohl kein Tourist kennt. Zum Beispiel diese Bar… versteckt hinter einem schweren Tor.
Die Jonker Street ist auch bekannt für den Verkauf von Peranakan-Produkten. Darunter Keramik, handgefertigten Schmuck und farbenfrohe Batikstoffe. Diese sind ein charakteristisches Produkt in Melaka.
Durch die Verwendung von Wachs und Farbstoffen werden die Stoffe mit einzigartigen Mustern und Designs bedruckt.
Speziell hier, in Chinatown, haben Besucher die Gelegenheit, hübsche Batik-Produkte zu erwerben: Kleidung, Schals und andere Accessoires.
Wie an diversen Stellen schon mehrfach erwähnt, sind die Peranakan eine in Malaysia lebende ethnische Gruppe, die ursprünglich aus der Verbindung von malaiischen Frauen mit chinesischen Männern entstand.
Ihre Nachfahren betreiben auch Restaurants und Lebensmittelläden.
Die Peranakan-Küche ist bekannt für ihre Mischung aus chinesischen, malaiischen und indonesischen Speisen. Zu den Spezialitäten zählt zum Beispiel Nyonya Laksa. Dies ist eine würzige Kokosnusssuppe mit Reisnudeln, Garnelen, Hühnchen und einer Vielzahl von Gewürzen.
Street Art in Melaka
Während die Wandmalereien hier noch nicht so verbreitet sind wie zum Beispiel in George Town auf der Insel Penang, gibt es dennoch einige bemerkenswerte Kunstwerke zu entdecken. An verschiedenen Stellen entlang der Jonker Street finden Sie Wandgemälde und kunstvoll gestaltete Graffiti, die von lokalen und internationalen Künstlern erstellt wurden.
Diese Kunstwerke reichen von abstrakten Designs bis zu realistischen Darstellungen.
Einige Street Art-Stücke portraitieren auch die kulturellen Aspekte des Landes. Wie hier durch die Darstellung von typischer Peranakan-Kleidung.
Jonker Street by Night
Jeden Freitag, Samstag und Sonntagabend findet auf dem “Jonker Walk” ein lebhafter Nachtmarkt statt, der Jonker Street Night Market.
Die Straße wird dann für den Verkehr gesperrt. Dutzende von Ständen bieten eine Vielzahl von Waren an, die man im Westen gar nicht kennt.
Gerade dieser nächtliche Bummel durch Chinatown macht uns richtig Spaß. Denn abgesehen von den zahlreichen Shopping-Möglichkeiten auf diesem quirligen “Weekend Market” erstrahlen sämtliche Tempelanlagen und Kolonialgebäude in wunderbar weichem Licht.
Für den Betrachter eröffnet dieser nächtliche Spaziergang nochmals ganz neue Perspektiven, denn man erkennt Details, die man am Tag leicht übersehen kann.
Unser Fazit:
Von der Harmony Street über die Jonker Street bis nach Chinatown: die in Melaka vorherrschende multikulturelle und multireligiöse Atmosphäre ist gerade in dieser Ecke der Stadt am deutlichsten sichtbar und spürbar. Insgesamt ist das gesamte Gebiet nördlich des Melacca River ein beeindruckendes Zeugnis für die Toleranz und das friedliche Zusammenleben verschiedener Gemeinschaften in dieser besuchenswerten Region an der Küste Malaysias.
Andere Länder auf dieser Welt könnten sich daran ein Beispiel nehmen…!!
© Redaktion und Fotos: Nathalie Gütermann & Jörg Baston
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