“Monkey Forest”: Heiliger Affenwald in Ubud

Ubud ist eines der schönsten Reiseziele auf Bali. Insbesondere die “Sacred Monkey Forest Sanctuary” – ein Naturschutzgebiet rund um das Dorf Padangtegal- ist einen Besuch wert. Das Areal beherbergt über 1200 Langschwanzmakaken, die von den Balinesen als heilig angesehen werden und überall frech herumtollen. Planen Sie mehrere Stunden für Ihren Spaziergang ein, denn es gibt noch viel mehr zu sehen. Hier öffnen wir für Sie unser Fotoalbum…

Wer auf der indonesischen Insel Bali Urlaub macht, kommt am charmanten Städtchen Ubud nicht vorbei. Der Ort liegt etwa 200 bis 300 Meter über dem Meeresspiegel, eingebettet in eine hügelige Landschaft mit terrassenförmigen Reisfeldern. Hauptattraktion ist der idyllische “Monkey Forest”. Die Affen sind überall und halten sich vor allem dort auf, wo Besucher sind.

Längst haben sich die Langschwanzmakaken an die Anwesenheit von Touristen gewöhnt. Wenn sie nicht faul herumsitzen, von Baum zu Baum springen, in den Wasserpools planschen oder sich bei Zweikämpfen beweisen, betteln sie mehr oder weniger aggressiv um etwas Essbares.

Allerdings ist es wichtig, die Regeln zu beachten, die vor Ort ausgehängt sind. Nicht nur, um eine respektvolle Interaktion mit den Affen zu gewährleisten, sondern um Diebstahl zu vermeiden. Denn die vermeintlich putzigen Tierchen sind perfekte Ganoven!

Wer nicht aufpasst, dem werden sämtliche Gegenstände geklaut – zum Beispiel Proviant, Getränke, Umhängetaschen und vor allem Brillen. Schwupps. Beißen und kratzen können diese Affen auch, wenn man nach ihnen greift. Deshalb bitte Finger weg, vor allem bei Müttern mit ihren süßen Babys.

Deshalb lesen Sie bitte unseren Bericht über den “Affenstrand” auf Phi Phi Island in Thailand.


Religiöse Philosophie

Zusätzlich zu den Affen bewohnen auch zahlreiche Flughunde (Kalongs), den “Monkey Forest”. Sie hängen in den hohen Bäumen, und gelegentlich machen sie durch fiepende Geräusche auf sich aufmerksam. Sie leben eher unsichtbar im Dschungel, in dem über 100 verschiedene Baumarten und Stauden wachsen.

Wichtig zu wissen: Beim Affenwald handelt es sich keinesfalls um eine Art Zoo, sondern um eine religiöse Stätte, die auf der Tri Hita Karana-Philosophie basiert.

Der Begriff “Tri Hita Karana” setzt sich aus den Sanskrit-Wörtern Tri = Drei, Hita = Glück, Wohlbefinden und Karana = Ursache zusammen. Zusammen übersetzt bedeutet Tri Hita Karana also wörtlich: “Die drei Ursachen für Glück”. Diese Philosophie bildet das Grundgerüst für das ökologische, soziale und spirituelle Leben.

Das Wohlbefinden und der Erfolg eines Individuums oder einer Gemeinschaft steht im Mittelpunkt und soll die harmonische Balance zwischen Mensch und Gott bzw. zwischen Mensch und Natur fördern. Die “Monkey Forest Sanctuary” erfüllt beides. Einerseits ist der Wald der natürliche Lebensraum für die Makaken, andererseits aber auch ein heiliger Ort mit mehreren Tempeln. Die Affen, die hier leben, werden von den Einheimischen als “heilige Hüter” betrachtet.


Dalem Agung Padangtegal Tempel

Der 1350 errichtete Haupttempel Dalem Agung Padangtegal ist dem Gott Shiva gewidmet, einer der Hauptgottheiten im Hinduismus. Auch wird hier der Affengott Hanuman verehrt, der für Tapferkeit, Hingabe und Selbstlosigkeit steht.

In der Regel ist das Heiligtum nicht zugänglich, denn hier werden regelmäßig religiöse Zeremonien von der lokalen Gemeinschaft abgehalten. Aber auch ein Blick von außen ist lohnenswert. Architektonisch spiegelt der mitten im Wald gelegene, renovierte Tempel die traditionelle balinesische Tempelbauweise wider.

Rund um den Tempel finden sich kunstvolle Schnitzereien und Statuen aus Lavastein, die auch zahlreiche Steinbrücken flankieren. Allerorts sind religiöse Symbole und Fabelwesen aus der hinduistischen Mythologie dargestellt. Darauf kommen wir gleich noch im Detail zu sprechen.

Durch die dichten Baumkronen erzeugen die durchbrechenden Sonnenstrahlen reizvolle Licht-Schatten-Effekte auf den Tempelgebäuden und dem Waldboden. Die Atmosphäre beim Schlendern durch den von Nebenschreinen und Pavillons gesäumten Mittelhof der Anlage ist schon sehr mystisch. Es ist, als liefen wir durch einen Zauberwald.

Des Weiteren befinden sich zwei weitere Tempel im Dschungel. Ein kleiner Badetempel, der sich im nordwestlichen Teil des Monkey Forest befindet sowie der Totentempel Prajapati im östlichen Teil des Affenwaldes. Hier werden vor allem Beerdigungen und Totenverbrennungen durchgeführt.


Die Drachenbrücke

Berühmt ist die steinerne Drachenbrücke. Sie spannt sich über eine kleine Schlucht mit einem Bach und wird von zwei Drachen bewacht. Sämtliche Strukturen und Statuen wurden hier vom Urwald “vereinnahmt”. Nicht nur der obige Tempel, sondern auch Treppen, Mauern, Gehwege – und eben diese Drachenbrücke. Die ganze Szenerie scheint geradewegs einem Indiana Jones Abenteuerfilm entsprungen zu sein.

Die porösen Steine sind wegen des feucht-tropischen Klimas stark verwittert und über und über mit satt-grünem Moos bedeckt. Teilweise werden sie von den Luftwurzeln der mächtigen Banyanbäume umschlungen. Unwillkürlich kommt uns der berühmte Lara Croft-Abenteuertempel “Ta Phrom” in den Sinn, den wir im kambodschanischen Angkor Wat-Tempelkomplex besichtigt haben.


Tempel der heiligen Quelle

Schließlich gelangt man zu dem in unmittelbarer Nähe der Drachenbrücke befindlichen Beji Padantegai-Tempel. Dieser wurde zu Ehren der Göttin Ganga errichtet. Sie hat eine hohe Bedeutung im Hinduismus, denn sie wird als Verkörperung des heiligen Flusses Ganges betrachtet.

Der Ganges ist nicht nur ein Fluss, sondern auch ein spirituelles Symbol. Das Wasser gilt als reinigend und heilig. Die heilige Quelle im Beji Padantegai-Tempel soll die Dankbarkeit für ein erfolgreiches Leben ausdrücken.

Das Betreten des Tempels ist allerdings nur gläubigen Hindus vorbehalten. Falls man auch an einer geistigen Reinigung teilnehmen möchte, empfiehlt sich ein Besuch des Wassertempels Pura Tirta Empul .


Mystische Steinfiguren

Nicht nur in und um die Tempelbereiche, sondern auch auf allen Dschungelpfaden entdecken wir die aus Lavastein gemeißelte Skulpturen.

Einige wirken eher düster und bedrohlich, handelt es sich doch bei den Statuen nicht nur um göttliche Gestalten, sondern auch um Darstellungen von Dämonen.

Darüber hinaus gibt es oft  Tierfiguren, wie hier ein Wildschwein an der von Skulpturen übersäten Treppe, die zum Haupttempel führt. Wildschweine haben eine besondere mythologische Verbindung mit der Göttin Dewi Sri, der Göttin der Fruchtbarkeit. Das Wildschwein gilt als ihr heiliges Reittier.

Definitiv nicht im Dunkeln begegnen möchte man diesem ungemein realistisch wirkenden und in Bodennähe platzierten Waran. Immerhin laufen diese ja tatsächlich überall auf Bali herum. Gerade auch in Ubud.

Eins ist uns jedenfalls nach einem Rundgang durch den “Monkey Forest” klar. Wer durch diesen “Park der Geheimnisse” schlendert, begleitet von zahlreichen Affen, Göttern und Dämonen, der kann sich dieser märchenhaften Atmosphäre nicht entziehen!


© Text & Fotos: Jörg Baston. Redaktion: Nathalie Gütermann


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