Pushkar: Reitausflug zum Amber Fort
Eingebettet in die Aravalli-Berge bietet die Umgebung von Pushkar eine beeindruckende Landschaftskulisse, die sich aus sanften Hügeln, grünen Tälern, weiten Wüstenebenen und felsigen Pfaden zusammensetzt. Die endlosen Sanddünen, die von der nahen Thar-Wüste geprägt sind, erstrecken sich bis zum Horizont und vermitteln ein Gefühl von grenzenloser Freiheit. Diese Umgebung ist wie geschaffen für einen unvergesslichen Ausritt.
Pushkar ist ein beliebtes Ziel für Reitausflüge, bei denen man die raue und zugleich faszinierende Schönheit Rajasthans auf einzigartige Weise erleben kann – hoch zu Ross.
Zumal Pferde hier neben Kamelen noch übliche Transport- und Reittiere sind. Viele der lokalen Reitställe bieten meistens ganztägige Touren an, die es Besuchern ermöglichen, die Gegend auf traditionelle Weise zu erkunden und zu erleben.
Marwari-Pferde
Diese Touren werden oft mit den berühmten Marwari-Pferden durchgeführt, die für ihre charakteristischen, nach innen gebogenen Ohren bekannt sind – oft als “Tulwar” oder “Säbelohren” bezeichnet. Diese Pferderasse hat eine tiefe historische Verbindung zu den Rajputen, einem traditionellen Reitervolk.
Afghanen und Mogule brachten bei ihrem indischen Feldzug ihre Pferde nach Marwar (das heutige Jodhpur). So wurden die Pferdebestände der Rajputen, den traditionellen Herrschern von Marwar, aufgestockt, welche harte Kriegspferde (die auf kargem Boden gedeihen konnten, anspruchslos, intelligent und von gutem Charakter waren) brauchten.
Dieses besondere Pferderasse wurde historisch im Krieg eingesetzt und galt als treue Begleiter in Schlachten. Heutzutage werden sie als vielseitig einsetzbare Reitpferde für friedlichere Zwecke wie die in Rajasthan beliebten Reitsportarten, Polo und als Freizeitpferde geschätzt.
Verlauf des Reitausflugs
Unsere Reittour startete in einer mit einer kleinen Gruppe von nur drei Reisenden und zwei lokalen Führern bei dem 13 km südlich von Pushkar gelegenen Foy Sagar See.
Dieser wurde in den 1890er Jahren von einem britischen Ingenieur namens Mr. Foy angelegt. Der See liegt abseits der stark frequentierten touristischen Routen, was zu einer ruhigen und friedlichen Umgebung führt.
Nach einer kurzen Erfrischung …
… und nachdem unsere Pferde getränkt und vorbereitet wurden …
… ging es mit unserem Tagesausflug in die Umgebung von Pushkar los.
Unser Ritt führte in gemütlichem Tempo über sandig-steinige Wege, praktisch ohne Autoverkehr ….
Es öffneten sich beim Reiten tolle Ausblicke auf die erstaunlich grüne, da bewässerten landwirtschaftlichen Flächen dieser sonst so dürren Gegend.
Bei vielen Bauernhöfen konnten wir sogar eine wahre Blumenpracht bewundern. Keine Spur von der typischen Wüstenlandschaft in Rajasthan!
Und immer hatten wir die majestätische Bergkulisse der Aravalli-Bergkette im Hintergrund, übrigens, eine der ältesten Bergketten der Welt. Sie entstanden während des Präkambriums, was bedeutet, dass sie mehr als 600 Millionen Jahre alt sind.
Der Ritt durch die verschiedenen Dörfer auf unserer Route war für uns besonders interessant, da wir Gelegenheit hat, einen Eindruck von dem täglichen Leben der indischen Landbevölkerung zu bekommen. Eine willkommene Abwechslung zu den Strabazen der doch recht anstrengenden indischen Großstädten unserer Rajasthan-Rundreise.
Wie überall in Rajasthan sind insbesondere die Frauen eine wahre Augenweide!
Denn deren Kleidung ist zwar hier auf dem Land funktional und praktisch, aber in besonders lebendigen Farben und traditionellen Mustern gehalten. Die Auswahl der Farben kann dabei je nach ethnischen Gruppen, Gemeinschaften oder persönlichem Geschmack variieren.
So tragen Frauen oft eine Odhni oder ein Dupatta, ein langes Tuch, das über Schultern und Kopf getragen wird. Dieses Tuch dient nicht nur als Schutz vor der Sonne, sondern kann auch zum Bedecken des Gesichts verwendet werden. Indische Frauen sind sogar noch bei vergleichsweise einfachen Tätigkeiten einen elegante Erscheinung!
Sehr anschaulich können wir auch die noch archaischen Bewässerungsmethoden der Bauern bewundern. Ein von Rindern angetriebener artesischer Brunnen – eine Szene wie aus dem Mittelalter!
Sogar die indischen Rinder bzw. deren Hörner sind bemalt, wie man in ganz Rajasthan sehen kann. In ländlichen Gebieten Indiens werden Rinder oft als Teil der Familien betrachtet. Das Bemalen der Hörner dient nicht nur dazu, die Tiere zu identifizieren, sondern ist auch eine Form der Dekoration. Die bunten Muster und Farben werden oft als Ausdruck des Wohlstands betrachtet.
Auch die Kinder haben ersichtlich Spass und begrüßen unsere kleine Reitgruppe.
Unterwegs müssen unsere Pferde natürlich getränkt werden ….
….. und wir Reiter haben die Gelegenheit, uns von den Strapazen des Reitens in der heißen Mittagssonne etwas auszuruhen.
Das gleich gilt natürlich auch für uns! Nach ca. sechs Stunden Rundritt durch die Umgebung kamen wir wieder an unserem Ausgangsgangspunkt, dem FoySagarSee, an.
Fazit
Während einer solchen Reittour, die idealerweise mindestens einen halben Tag dauern sollte, hat man die einzigartige Gelegenheit, abseits der üblichen Touristenpfade zu reisen. Hoch zu Ross durch diese beeindruckende Landschaft reitend, gewinnt man einen lebendigen Eindruck vom Alltag in den traditionellen Dörfern und auf den landwirtschaftlichen Feldern der Region. Fernab von überlaufenen Sehenswürdigkeiten, erlebt man eine authentische Begegnung mit der lokalen Bevölkerung, ihrer Lebensweise und Gastfreundschaft. Die weiten, offenen Ebenen und sanften Hügel der Avarelli-Gebirgskette bilden dabei eine malerische Kulisse. Für weniger erfahrene Reiter bieten die sanftmütigen Marwari-Pferde ein besonderes Vergnügen, da sie sich besonders angenehm und sicher reiten lassen.
Eine solche Reittour ist als interessante Ergänzung zu einem Besuch der Pilgerstadt Pushkar unbedingt zu empfehlen.
© Text & Fotos: Jörg Baston