
Ramasseum: Totentempel von Ramses II.
Das Ramesseum ist ein monumentaler Tempelkomplex in Theben-West, der im 13. Jahrhundert v. Chr. unter der Herrschaft von Pharao Ramses II. gegründet wurde. Es handelt sich um einen der markantesten und größten Totentempel des Alten Ägyptens. Er diente dazu, den verstorbenen Pharao und die thebanische Göttertriade Amun, Mut und Chons zu ehren. Er zeugt noch heute von der Macht und dem Reichtum eines der mächtigsten Pharaonen.
Die Regierungszeit Ramses II. war geprägt von monumentalen Bauprojekten. Das Ramesseum, sein Totentempel, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Die Steinmetze schufen riesige Kolossalstatuen, Säulen, Obelisken und Reliefs, die die Macht und Größe des Pharaos widerspiegelten. Der Totentempel repräsentiert nicht nur die Macht von Ramses II., sondern auch die tiefe Verbindung der ägyptischen Herrscher zu den Göttern.
Der einst von einer hohen Mauer umgebene Tempel bedeckte ein weites Areal und ist größer als jeder andere königliche Tempel in Theben-West. Nur das Heiligtum von Amenophis III. war damals größer. Allerdings sind von diesem nur noch die beiden Sitzkolosse, die sogenannten „Memnonskolosse“ übriggeblieben (siehe Reisebericht „Eselsritt ins Tal der Könige“).
Obwohl auch das Ramesseum im Laufe der Jahrhunderte durch Erdbeben und Plünderungen stark beschädigt wurde, sind noch viele beeindruckende Überreste erhalten.
Die Lage des Ramasseums in der thebanischen Nekropole in der Nähe des Tals der Könige unterstreicht seine Rolle als zentraler Bestandteil des alten ägyptischen Totenkults.
Portikus mit Osiris-Säulen
Mächtige Osiris-Säulen des sogenannten „Portikus“ bilden den Eingang zur „Großen Säulenhalle“ (siehe unten). Osiris-Säulen sind ein charakteristisches Element der altägyptischen Tempelarchitektur. Sie stellen eine besondere Verbindung zwischen dem Pharao und dem Gott Osiris dar. Die Säulen sind meist rechteckig oder quadratisch und bestehen aus einem einzigen Steinblock. Auf der Vorderseite der Säule ist der Pharao als Osiris dargestellt. Er trägt die typische weiße Krone von Oberägypten – hier leider nicht mehr vorhanden – und hält die königlichen Insignien.
Für die fehlenden Köpfe der Osiris-Statuen entschädigt der wunderschöne, noch relativ intakte schwarze Granitkopf des kleineren nördlichen Kolosses von Ramses II.. Er ruht vor dem Portal auf einem Sockel.
In unmittelbarer Nähe kann man einen fein gearbeiteten Granit mit einem vertieften Ganzkörperrelief von Ramses II. bewundern. Die Kopfskulptur und das Relief-Fragment aus schwarzem Granit zeugen von der hochentwickelten altägyptischen Steinmetzkunst.
Sie sind nicht nur technische Meisterleistungen, sondern auch kunstvolle Darstellungen des Pharaos. Sie dienen nicht nur religiösen Zwecken, sondern sollten die Macht und Größe des Pharaos demonstrieren und das Volk beeindrucken. Heute würde man die „Public Relation“ nennen!
Ein Wort zu dem Material: Granit wurde aufgrund seiner Härte und Haltbarkeit überwiegend für Kolossalstatuen bevorzugt. Die damaligen Steinmetze arbeiteten dabei mit Werkzeugen wie Hammer, Meißel und Schleifsteinen. Trotz dieser relativ einfachen Werkzeuge erreichten sie ganz offensichtlich erstaunliche Ergebnisse.
Große Säulenhalle (Hypostyl)
Vom 2. Hof aus führen drei parallele Rampen zum erhöhten Tempelbau hin und man erreicht den „ Großen Säulensaal“ (auch „Hypostyl“ genannt). Sie erinnern in ihrer Bauweise an das Hypostyl des Karnak Tempels (siehe Reisebericht „Karnak Tempel“ ).
Der Tempel verfügt insgesamt über zwei Säulenhallen. Die erste, größere Halle ist besonders spektakulär. Ihre 10 Meter hohe Decke wird von 48 reich verzierten Säulen getragen. Die meisten Säulen haben sogenannte „offene Papyruskapitelle“. Dies symbolisiert das Wiederaufleben und die Fruchtbarkeit des Nils. Die Säulen sind dabei im Vergleich zu anderen ägyptischen Tempeln besonders groß und massiv, was die besondere Macht und Größe von Ramses II. Krieg. Krieg. Krieg. unterstreichen sollte.
Die Säulen sind ausnahmslos mit feinen Reliefdarstellungen und Inschriften geschmückt, die Szenen von religiösen Ritualen und Ramses II. in göttlicher Gesellschaft darstellen.
Ursprünglich waren die Säulen und ihre Verzierungen farbig gestaltet. Sie zeigen sich vielfach und andeutungsweise die Originalfärbung der Reliefs. Auch heute noch kann man Farbreste erkennen. Auch die Farben sollten die göttliche Natur der Tempel und die Macht des Pharaos betonen.
Wie das Tempelinnere des Ramasseums in seiner ursprünglichen Farbigkeit wirkt, soll die Gegenüberstellung der Zeichnung des bekannten schottischen Malers David Roberts (1796-1864) mit dem heutigen Bild illustrieren. Roberts war besonders bekannt für seine orientalischen Werke, die den Nahen Osten darstellen.
Hier ein weiteres schönes Beispiel der detailliert ausgeschmückten Säulenkapitelle des Mittelschiffes im großen Säulensaal. Man kann noch heute, nach über 3200 Jahren, erkennen, mit welchen Farben die feinen Reliefs verziert waren.
Wer einen lebendigen Eindruck von der ursprünglichen Gestaltung des Tempelinneren erhalten möchte, sollte den nahe dem Ramesseum gelegenen Tempel „Medinet Habu“, den Totentempel von Ramses III. besuchen. Im Vergleich zu vielen anderen Tempeln ist dieser in einem bemerkenswert guten Zustand erhalten geblieben. Besonders die Reliefs und Malereien sind noch beeindruckend gut sichtbar (siehe Reisebericht „Medinet Habu“).
Der Koloss von Ramses II.
Einst steht vor dem Ramasseum eine riesige sitzende Statue von Ramses II., die in der Literatur häufig erwähnt wird, unter anderem in Percy Bysshe Shelleys Gedicht „Ozymandias“ (siehe Reisebericht „Karnak Tempel“). Der Koloss wurde aus einem einzigen Stück Granit gehauen, vermutlich aus den Steinbrüchen von Assuan.
Der Koloss ist in mehrere große Fragmente zerbrochen, das bekannteste Fragment ist der Kopf, der oft als Symbol für Ramses‘ Macht und Herrlichkeit betrachtet wird. Archäologen vermuten, dass ein Erdbeben für die Zerstörung verantwortlich ist. Würde der „Ozymandias-Koloss“ noch stehen, wäre er 19 m hoch und könnte damit der Memnonkolosse und den in den Berg bei Abu Simbel gehauenen Statuen von Ramses Konkurrenz machen.
Die gigantische Ramses-Statue war mit Hieroglyphen bedeckt, die seine Taten und Titel lobpreisten, sowie Szenen seiner göttlichen Abstammung. Die tief in den Granit geschnitzten Zeichen und Kartuschen sind Meisterwerke der ägyptischen Bildhauerkunst und geben uns einen Eindruck von der ästhetischen Vorstellungswelt der damaligen Zeit.
Die Fragmente dieser Statue, insbesondere der Kopf und Teile des Körpers, zählen zweifellos zu den beeindruckendsten Überresten des Ramasseums. Allein der Anblick dieser Überreste lässt erahnen, welche imposante Wirkung die Statue in ihrem ursprünglichen, unversehrten Zustand gehabt hat
Außenanlage des Ramesseums
Rund um die Tempel erstreckten sich im offiziellen Teil der Außenanlage riesige Lagerhallen und Magazine mit Kuppelgewölben. In diesen wurde wahrscheinlich vor allem Getreide, Öl und Wein gelagert. Außerdem gab es dort Werkstätten für Künstler und Handwerker und verschiedene Wirtschaftsräume mit Bäckereien und Küchen. Auch die Schatzkammern dürften sich hier befunden haben.
Obwohl diese Lagerhallen aus ungebrannten Nilschlammziegeln errichtet wurden, sind sie zum Teil noch erstaunlich gut erhalten.
Prozessionsweg mit Sphingen
In seiner ursprünglichen Form war das Ramesseum als prächtiger Totentempel von Ramses II. Gestaltet und verfügt über einen Prozessionsweg, der von Sphingen gesäumt war. Die hier gezeigte Sandstein-Sphinx mit dem schakalköpfigen Anubis ist eine Rekonstruktion basierend auf originalen Fragmenten. Mit einer Länge von etwa vier Metern vermittelt diese Statue eine Vorstellung von der beeindruckenden Größe und Pracht des ursprünglichen Prozessionsweges.
Die Zerstörung der Prozessionsstraße fand schon etwa 200 Jahre nach dem Tod von Ramses II. Die Steinblöcke der Sphingen wurden schlicht für andere Bauten genutzt.
Fazit
Ein Besuch des Ramesseums, der monumentalen Totentempelanlage des mächtigen Pharaos Ramses II. in Theben-West, zählt zu den faszinierendsten Erlebnissen in der Region. Die majestätischen Ruinen, allen voran die Überreste der kolossalen Ramses-Statue, zeugen eindrucksvoll von der Größe und Macht dieses bedeutenden Herrschers. Ein Abstecher zu diesem Tempel ist ein absolutes Muss und ergänzt perfekt die Besichtigungen des Tals der Könige und des Medinet Habu-Tempels.
© Text & Fotos: Nathalie Gütermann & Jörg Baston