Ranakpur: Die schönsten Jain-Tempel

Ranakpur ist ein Dorf in Rajasthan, das vor allem für seinen prächtigen Jain-Tempel, einem der wichtigsten religiösen und architektonischen Meisterwerke Indiens, bekannt ist. Der Tempel, der dem Tirthankara Adinatha gewidmet ist, wurde im 15. Jahrhundert aus weißem Marmor erbaut und beeindruckt durch seine kunstvollen Schnitzereien, fein gemeißelte Säulen und detaillierte Reliefszenen. Ranakpur liegt malerisch im Aravalligebirge und ist von üppiger Vegetation umgeben.

Die kleine Stadt Ranakpur liegt in einem waldreichen Tal im Westen der landschaftlich sehr malerischen Aravallibergkette zwischen Jodhpur und Udaipur. Hier versteckt befinden sich in einem bewaldeten Tal eine Gruppe der wohl schönsten Jaintempel Indiens aus dem 14. und 15 Jahrhundert.


Chaturmukha Adinath Jain-Tempel

Der Haupttempel Chaumukha-Tempel wurde im 15. Jahrhundert unter der Schirmherrschaft von Rana Kumbha, dem Rajputenkönig von Mewar, erbaut und ist mit seiner ästhetische Symmetrie und Pracht ein hervorragendes Beispiel für die jainistische Maru-Gurjara-Architektur. Das Heiligtum ist von einer hohen Mauer mit vielen Nebenschreinen umgeben und beherbergt ganze 29 unterschiedlich gestaltete Säulenhallen mit 1.444 fein gemeißelten Säulen und detaillierten Reliefszenen.

Der Tempel hat mehrere Kuppeln und Schreine, wobei der zentrale Schrein die Statue von Adinatha enthält. “Chaturmukha” bedeutet “mit vier Gesichtern”, und der Tempel hat tatsächlich vier identische Eingänge, die zu einem zentralen Raum führen.

Der gesamte Tempel ist aus weißem Marmor gefertigt, der in der Region reichlich vorhanden ist. Das mehrfach gestufte Marmordach ist reich verziert mit feinen Schnitzereien und filigranen Mustern. Die kunstvollen Details erstrecken sich über das gesamte Dach und zeigen komplexe geometrische Designs, Blumenmotive, Tierfiguren und religiöse Symbole.

Die Kuppeln sind in mehreren Ebenen angeordnet und schaffen eine visuelle Dynamik, wenn man den Tempel von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.

Die fein gearbeiteten Marmorsäulen, Türmchen, Decken und Pilaster sind mit aufwendigen Reliefs, Figuren, Blumenmustern und filigranen Verzierungen geschmückt. Bemerkenswert: In diesem Tempel haben die Statuen eindrucksvolle, silbrig glänzende Augen. Besonders deutlich ist dies bei der Darstellung von Kali mit seinem Regenschirm aus Kobras.

Die Reliefs erzählen Geschichten aus der jainistischen Mythologie und illustrieren verschiedene Aspekte des Jainismus. Der Innenraum des Chaumukha-Tempels ist genauso beeindruckend wie die äußere Fassade.

Die zentrale Halle des Tempels ist von hohen Säulenreihen umgeben. Keine seiner 1.444 Säulen ist dabei identisch.

Die zentrale Kuppel ist ein architektonisches Meisterwerk, oft als das Kronjuwel des Tempels angesehen, mit aufwendigen Ornamenten und Motiven, die kosmische Symbolik und spirituelle Themen widerspiegeln. Die Schnitzereien zeigen Götter, himmlische Wesen und florale Muster, die dem gesamten Bauwerk eine feierliche und ätherische Atmosphäre verleihen.

Hier können Besucher die Ruhe und die spirituelle Atmosphäre des Jainismus erleben, die von einer tiefen Ehrfurcht vor dem Leben, der Selbstbeherrschung und dem Streben nach spiritueller Reinheit geprägt ist.

Der Jainismus ist eine der ältesten indischen Religionen und betont das Streben nach Erleuchtung und Befreiung von der Wiedergeburt durch die Praxis von Ahimsa (Gewaltlosigkeit), Wahrhaftigkeit, Enthaltsamkeit, Askese und Nicht-Besitz.

Jainisten führen Rituale und Gebete durch, um ihre Hingabe zum Göttlichen auszudrücken. Tempel spielen eine wichtige Rolle im Jainismus, und Gläubige besuchen Tempel, um Verehrungen darzubringen, Gebete zu sprechen und spirituelle Unterweisungen zu erhalten.

Die fein verzierten Marmorsäulen, Türme und Kuppeln des Chaumukha Jaintempels in Verbindung mit ganz besonderen religiös-spirituellen Atmosphäre und im Zusammenspiel mit den offenen Innenhöfen ergeben ein einzigartiges sprituelles und architektonisches Gesamtkunstwerk.


Blumen – Symbol der Reinheit

Der große Jain-Tempelkomplex benötigt regelmäßig Blumen für religiöse Rituale und Opfergaben, da im Jainismus das Leben in all seinen Formen tief wertgeschätzt wird. Pflanzen, insbesondere Blumen, gelten als lebende Wesen und symbolisieren Schönheit, Reinheit und den Respekt vor allem Leben (siehe Reisebericht Vrindavan).

Die Blumen für die Tempel in Ranakpur werden häufig in den umliegenden Dörfern und Regionen angebaut. In den ländlichen Gebieten Rajasthans gibt es zahlreiche Bauern, die speziell Blumen für religiöse Zeremonien kultivieren. Besonders Ringelblumen, Jasmin und Rosen werden auf regionalen Märkten verkauft oder direkt an die Tempel geliefert. Die frischen Blumen werden von den Tempeln für Gebete, Rituale und dekorative Zwecke verwendet.


Fazit

Das Dorf Ranakpur ist ein faszinierendes Reiseziel auf jeder Rajasthan-Rundreise, vor allem bekannt für seine herausragende Tempelarchitektur. Der weit über Rajasthan hinaus berühmte Jain-Tempel von Ranakpur, ein Meisterwerk aus weißem Marmor, beeindruckt mit seinen filigranen Schnitzereien und der fast meditativen Atmosphäre, die ihn umgibt. Besonders bemerkenswert sind die kunstvoll gestalteten Säulen, von denen jede einzigartig ist und das architektonische Können auf beeindruckende Weise widerspiegelt.


© Text & Fotos:  Jörg Baston


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