Ras Al Khaimah: Sandsymphonie in Südwestasien
❂ Dubai und Abu Dhabi sind weltbekannte Orte, doch haben Sie schon mal vom Emirat “Ras Al Khaimah” gehört? ❂ Es ist eines der sieben Fürstentümer in den Vereinigten Arabischen Emiraten und wird meist kurz und knapp als “RAK” bezeichnet. Reisende, die von Deutschland nach Asien fliegen, legen nach etwa 6 Stunden gerne einen Zwischenstopp in Dubai ein – so wie ich. Bei dieser Gelegenheit entschloss ich mich, ein paar Tage länger zu bleiben und das benachbarte Emirat zu erkunden. Was ich entdeckte, war ein veritabler Schatz im Wüstensand!
Ras Al Khaimah, in der arabischen Sprache als “Ra’s al-Chaima” bekannt, ist nach wie vor ein Geheimtipp in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Es gibt ja nicht viele Destinationen, die westlichen Touristen weitgehend unbekannt sind, aber RAK ist eine von ihnen.
Ich hatte nur zufällig von diesem Fleckchen Erde gehört, als ich Freunde in Dubai besuchte. “Da muss ich hin”, dachte ich mir, als ich von all den Vorzügen hörte, die dieses Emirat zu bieten hat. Hier auf dem Foto oben: das “Cove Rotana”-Resort. Es liegt an einer idyllischen Bucht an einem 600 Meter langen, unberührten Strand, direkt am Arabischen Golf.
Wer sich einmal länger in RAS aufgehalten hat, wird schnell merken: Mit seiner langgestreckten Küste, einer beeindruckenden Dünen-Landschaft, einigen Luxushotels und einem breiten Spektrum an Aktivitäten ist dieses Emirat ein überaus faszinierendes Reiseziel in den VAE.
Steckbrief Ras Al Khaimah
Es gibt einen internationalen Airport in RAK, und wer mag, kann von Deutschland aus ins Emirat fliegen. Allerdings sind Direktflüge eher selten. Machen Sie’s deshalb so wie ich: fliegen Sie direkt nach Dubai und holen Sie sich dort einen Mietwagen*.
Im Vergleich zu seinen berühmten Nachbarn Dubai oder Abu Dhabi ist RAK ein kleines, aber aufstrebendes Emirat. Bis auf eine Ausnahme im Al Hamra Village findet man in dem ehemaligen Fischer- und Piratennest keine protzigen Mega-Hochhäuser und Mega-Malls.
Man wird sogar in einigen Regionen geradezu ins Altertum zurückbefördert und kann dort noch den ländlichen Charakter und die authentische Lebensart der Beduinen erleben.
Natürlich kann ein Emirat nicht den Kopf in den Sand stecken und ewig in alten Traditionen verweilen. Wirtschaftlich entwickelte sich das Land gut, nachdem in den 1960er und 1970er Jahren bedeutende Erdöl- und Gasvorkommen in Ras Al Khaimah entdeckt und erschlossen wurden.
Um jedoch von der Abhängigkeit dieser Ressourcen wegzukommen, hat die Regierung von Ras Al Khaimah in andere Wirtschaftsbereiche investiert, darunter in die Industrie, den Handel, das Bauwesen und den Tourismus.
Um 1990 herum wurde die Infrastruktur verbessert, breite Straßen wurden gebaut und an der Küste und mitten in den Sanddünen einige Luxushotels errichtet. Hier denke ich vor allem an das Waldorf Astoria im Al Hamra Village, das sich wie ein gigantischer arabischer Fürstenpalast an der Küste erhebt.
Mir war dieser Palast schon vom Namen bekannt, denn mein guter Freund und Hotelspezialist Philippe Rubod aus Genf war zu jener Zeit General Manager dort und maßgeblich für den erfolgreichen Start verantwortlich.
Krasses Gegenteil zum Gigantismus an der Küste: das Wüstenhotel Ritz Carlton (ehemaliges Al Wadi Desert Resort von Banyan Tree).
Je nach Präferenz können Sie sich in diesen schicken sandfarbenen Gebäuden einmieten, die strukturell und farblich ganz und gar an die Umgebung angepasst wurden.
Außerdem stehen den Gästen auch luxuriös eingerichtete Zelt-Unterkünfte im Beduinenstil zur Verfügung, was absolut meinem Geschmack entspricht.
Auf diese beiden Top-Unterkünfte im Emirat Ras Al Khaimah komme ich gleich noch im Detail zu sprechen.
Fahrt in die Wildnis
Die Wüstenbewohner mögen mir meine Ehrlichkeit verzeihen, doch es war für mich keine “Liebe auf den ersten Blick”, als ich Ras Al Khaimah das erste Mal erblickte.
Bereits die Strecke ab Dubai ist wenig spektakulär, um nicht zu sagen langweilig und eintönig.
Eine Stunde lang fahre ich an öden Landschaften mit vertrocknetem Gestrüpp vorbei. Ab und zu tauchen am Wegesrand ein paar Kamele auf, und kleine, verlassene weiße Häuser scheinen irgendwo im dunstigen Horizont zu verschwinden.
Wo bin ich nur gelandet?
Aber wie heißt es doch so schön? Nur derjenige, der tief gräbt, findet einen Schatz…
Juwel im Wüstensand
Irgendwann ändert sich das Landschaftbild. Die öde Savanne wird etwas grüner und fruchtbarer. Ich entdecke Dattelpalmen, Akazien und Eukalyptusbäume, die sich an die trockenen Bedingungen angepasst haben.
Und dann, ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, erhebt sich vor meinen Augen ein exklusiver, circa 5 km² großer moderner Wohn- und Freizeitkomplex. Nein, es ist keine Fata Morgana.
Und nein, dies ist nicht das authentische, traditionelle Ras Al Khaimah, das ich erwartet habe. Das werde ich erst sehr viel später erleben, wenn ich in den Sanddünen surfen gehe. Nun ist erst einmal Luxus angesagt.
Wie es scheint, will RAK dem großen Bruder Dubai Konkurrenz machen.
Die “Al Hamra”-Siedlung befindet sich auf einer natürlichen Insel, die zur Realisierung des Projektes großflächig aufgeschüttet wurde und heute von schiffbaren Kanälen durchzogen ist. Dies ist das Ergebnis einer Vision von Sheikh Saud Bin Saqr Al Qasimi, der um die Jahrtausendwende Herrscher von Ras Al Khaimah war.
Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, mit ambitionierten Tourismusprojekten die schwächelnde Wirtschaft des Emirates zu verändern.
Wüsten- & Küstenstadt ‘Al Hamra Village’
“Think big” scheint das Motto des Emirs gewesen zu sein, denn was heute mitten im Wüstenland steht, ist keine optische Täuschung. Dank eigener Finanzmittel und internationaler Investoren hat er seinen Traum verwirklicht, aus seinem kleinen Emirat ein Luxusdorf zu gestalten.
Bombastischer geht’s nicht! Das “Al Hamra Village” umfasst rund 1000 Villen und 5000 Wohnungen im orientalischen Stil. Sicherlich ist dies nicht jedermanns Sache, denn wer will schon in einer Stadt aus der Retorte wohnen?
Doch offenbar besteht eine enorme Nachfrage nach Immobilienbesitz.
Die Wohnanlage soll(te) Expats aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch europäischen Investoren die Möglichkeit eröffnen, im Emirat dauerhaft ansässig zu werden – eine Rechnung, die offenbar aufgeht. Insbesondere, seit die Al Hamra Gruppe allen Interessenten beim Kauf von RAK Fertighäusern ein Visum für den Langzeit-Aufenthalt in VAE anbietet.
Laut eines Berichts vom 22. 02.2021 im Fachblatt “Construction Week”, nutzt “eine Rekordzahl von Menschen” diesen Vorteil. Mittlerweile sind kaum mehr Einfamilienhäuser oder Apartments zu haben.
Viele der neu hinzu gezogenen “Residenten” profitieren natürlich auch von den erstklassigen Annehmlichkeiten und Einrichtungen. So gibt’s im Al Hamra Village zum Beispiel einen 18-Loch-Championship-Golfplatz (auf dem ich später noch spielen werde), die Al Hamra Mall und eine Marina für 200 Superyachten.
Ganz neu seit 2022: die Erschließung und Bebauung von Falcon Island, einem ganz besonders ambitionierten Projekt der Al Hamra Immobilien Entwicklung. Bis 2025 sollen hier elegante Villen mit 2 bis 7 Schlafzimmern und einer Wohnfläche von 120 bis 650 m² entstehen, von denen einige über einen exklusiven Strandzugang verfügen.
Die Insel grenzt an den Al Hamra Golfplatz und einen 3-Meilen-Korridor mit Al Hamras Hotelportfolio, zu dem unter anderem das etablierte Waldorf Astoria gehört.
Waldorf Astoria Ras Al Khaimah
Eine architektonische Glanzleistung im Al Hamra Village ist zweifellos das Al Hamra Palace Hotel, auch bekannt als “The Waldorf Astoria Palace“. Beim Bau im Jahre 2012 wurde es als das erste 6-Sterne-Hotel der Welt beworben.
In der Tat ist diese Anlage, die im November 2023 komplett renoviert wurde, ziemlich spektakulär. Als Teil der weltberühmten Waldorf Astoria Hotelkette, die einst in New York gegründet wurde und heute von der Hilton-Gruppe gemanagt wird, kann man auch das Beste vom Besten erwarten.
Allerdings, und das muß ich betonen: das Hotel wurde in sehr “arabischem” Stil errichtet.
Der gesamte Innenbereich ist reich verziert, opulent und mit viel Marmor versehen.
Goldenen Elemente, reiche Stoffe sowie Bögen, Kuppeln und Gewölbe runden das prächtige Bild ab.
Diese Gestaltungselemente sind ein wesentlicher Teil der kulturellen Identität der Region. Sie tragen zur Schaffung einer einzigartigen und unverwechselbaren Atmosphäre bei, die von vielen ausländischen Besuchern und vor allem von den gut betuchten Einheimischen sehr geschätzt wird.
Golf: Grüne Oase im Niemandsland
Für Golfer ist der “Al Hamra Golf Club” in Ras Al Khaimah eine interessante Alternative zu europäischen Golfplätzen. Vom Waldorf Astoria Hotel hat man direkten Zugang zum Platz und es gibt auch diverse Golf-Packages.
Der von Peter Harradine designte und 2007 eröffnete Championship Course wurde um vier miteinander verbundene Lagunen herumgebaut, was das Spiel angesichts der vielen Wasserhindernisse nicht gerade leicht macht.
Die grüne, von Palmen umsäumte Oase, bildet einen krassen Gegensatz zur kargen Wüstenlandschaft drumherum. Ein Buggy ist Pflicht, was aber bei den klimatischen Verhältnissen eine Wohltat ist. Im Golf-Kart befindet sich ein Tablet mit GPS für alle Angaben auf dem Platz. Zum Service gehören auch eisgekühlte Wasserflaschen.
Da mein Bekannter Philippe als General Manager des damals gerade neu erbauten Hotels kaum Zeit hatte und ich Golferin bin, konnte ich es mir nicht verkneifen, auch mal in Ras Al Khaimah die Schläger zu schwingen. Das Greenfee liebt bei 80 – 100 /Tag; die geliehene Ausrüstung war jedoch mit rund 20 € nicht teuer.
Interessant: Anders als ich es in Deutschland oder Thailand gewohnt bin, gibt es hier fünf verschiedenen Tee-Boxen, d.h. fünf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Somit findet jeder Golfer die für ihn passende sportliche Herausforderung.
In Anbetracht der klimatischen Verhältnisse direkt am Meer und des ganzjährig heißen Wetters befand sich der Platz in einem sehr guten Zustand. Spontan fragte ich mich, wie dieser Platz eigentlich bewässert wird. Denn er ist saftig und tiefgrün.
Auch die zahlreichem gigantisch breiten Bunker waren stets tadellos sauber. Offensichtlich ist hier täglich ein Team des Greenkeeping-Personals am Werk, das sich um die Pflege und Wartung kümmert. Inmitten der Wüste ist der Al Hamra Platz in RAK wahrhaftig eine “Golf-Oase”.
Vogelperspektive: Luftige Höhen im Microlite
Um die Umgebung in ihrer ganzen Pracht zu erfassen, entscheide ich mich für einen Blick aus der Vogelperspektive.
Der Jazirah Aviation Club wurde 1998 gegründet und ist der erste von der General Civil Aviation Authority (GCAA) zugelassene Leichtflugzeugclub in den VAE. Bin ich leichtsinnig?
Natürlich bin ich leicht nervös, denn ich bin noch nie in “so einem Ding” geflogen.
Bitte anschnallen und Kopfhörer auf! Über das Mikrofon kann ich später mit meinem Piloten kommunizieren – so cool! Jetzt freue ich mich auf den Flug.
Ein herausragendes Merkmal des Microlite-Fliegers ist sein geringes Gewicht und die hervorragende Manövrierfähigkeit. Diese Eigenschaften ermöglichen es dem Piloten, aufregende Flugmanöver auszuführen und sogar enge Kurven zu fliegen. Das allerdings bitte ich zu unterlassen…!
Die letzten Vorbereitungen werden getroffen, und alle möglichen Knöpfe in die richtige Stellung gebracht. Und dann geht’s endlich los.
Captain Amith, der Chefpilot des ‘Jazirah Aviation Clubs’, hebt mit mir ab und steuert geradewegs in den unendlichen Himmel hinein.
Es ist schon ein überwältigendes Gefühl, in andere Sphären zu gleiten! Die Freiheit und Unabhängigkeit, die man in luftigen Höhen empfindet, ist einzigartig.
Unter mir erstreckt sich das strahlend türkisblaue Meer, während in der Ferne die majestätischen Bergzüge der Al Hajjar Mountains aufragen. Inmitten der schneeweißen Sandfetzen entdecke ich dann auch diesen grünen Fleck, der mir bereits vom Boden der Tatsachen vertraut ist: das ‘Al Hamra Village’ mit seinem Palasthotel, dem Golfplatz und dem Yachthafen.
Doch trotz dieser beeindruckenden Aussicht verspüre ich den Wunsch, die Wüste nicht nur von oben zu sehen, sondern auch mal hautnah zu erleben. Ich möchte die absolute Stille und Abgeschiedenheit genießen. Vor allem aber hege ich die Sehnsucht, etwas mir völlig Unbekanntes in diesem Land zu erleben, und genau dieser Wunsch wird mir auch erfüllt!
Wüstenabenteuer 1: Dünen-Bashing
Das größte Vergnügen, das zugleich auch ein Adrenalinkick ist: eine ‘Wüstensafari’.
Ich habe diesen “Adventure Trip” über mein Hotel gebucht. Jede Unterkunft und jeder Tour-Operator in Ras Al Khaimah bietet diese Halb- oder Ganztagesexursion an.
Ich habe Glück und bekomme Ali zugeteilt – einen sehr erfahrenen Guide, wie man mir zusichert. Er sei in der Wüste aufgewachsen und kennt die Gegend wie seine Westentasche. Nun gut, der Glaube stirbt zuletzt…!!
Ein wenig mulmig ist mir schon, angesichts der zu erwartenden “Desert Challenge”. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Sicher ist: Egal, ob im Geländewagen oder auf einem Quad… – dies ist eine actionreiche, anspruchsvolle Aktivität, die von extremen Nervenkitzel geprägt ist.
Als ich mit gemischten Gefühlen in unserem 4×4 Geländewagen sitze und der Motor aufheult, spüre ich die aufsteigende Aufregung in mir. Wie ungezähmte Riesen liegen die riesigen Sanddünen vor uns und warten nur darauf, bezwungen zu werden. Spätestens hier wird mir klar: dieses Abenteuer ist definitiv nichts für Zimperliche und Angsthasen.
Ali, mein zertifizierter ‘Wüstenrennfahrer’, grinst mich an und startet den Motor mit einem wissenden Blick.
“All cool?”, fragt er mich. “All cool!” antworte ich tapfer und unterdrücke die aufkeimende Angst.
Die Räder graben sich tief in den Sand – wie ein Schaufelradbagger, der sich durch hartes Gestein arbeitet. Doch hier ist der Boden nicht steinhart, sondern federweich. Ich spüre: wir sinken ab…
“Ich glaube, wir stecken fest…!” wage ich zaghaft einzuwerfen. Zuvor hatte ich gelesen, dass das in der Wüste sehr oft passiert. Doch Ali beruhigt mich. Professionelle Dune-Bashing-Fahrer sind in der Regel erfahren und wissen, wie sie diese Situationen vermeiden können.
Auch haben wir einen speziellen Geländewagen und Reifen, die für das Manövrieren durch die Dünen optimiert sind. Also Daumen hoch und los. Ich bin bereit für das “Dune Bashing”!
Riesenslalom durchs Sandland
Mit einem kräftigen Gasstoß stürmen wir die erste Düne hinunter und dann gleich wieder hinauf. Wie eine Ertrinkende klammere ich mich am Griff fest, während wir uns in schwindelerregende Höhen katapultieren. Oben angekommen, offenbart sich mir eine atemberaubende Aussicht auf die unendlichen Sandlandschaften. Es fühlt sich an, als würden wir auf dem Gipfel der Welt stehen.
Plötzlich gibt mein Guide wieder richtig Gas und wir sausen in atemberaubendem Tempo den Steilhang hinunter. Der Sand fliegt um uns herum, mein Adrenalinpegel schnellt wieder nach oben. In wilden Slalomfahrten durchqueren wir die Dünen.
Der Wagen rutscht, … oh Gott, jetzt kippt der Jeep gleich weg. Ich bin sicher: in der nächsten Sekunde überschlagen wir uns…! Der Fahrer lacht laut, ich schreie laut… – eine Achterbahnfahrt ist harmlos dagegen!
Völlig erschöpft bitte ich den ‘Mister Schumacher der Wüste’ einen Gang herunterzuschalten. Hätte ich gewußt, was da auf mich zukommt… ich hätte einen Rückzieher gemacht. Ich brauche dringend wieder festen Boden unter den Füßen, denke ich sehnsüchtig. Doch vor mir ist nur Sand, Sand, Sand…
Wüstenabenteuer 2: Sandsurfen
Nur nicht schlapp machen. Denn nach diesem wirklich atemberaubenden “Dune Bashing” steht noch eine weitere Herausforderung auf dem Tagesprogramm: das Surfen auf dem Sand.
“Echt jetzt..?” frage ich Ali und lasse meinen Blick über die endlosen Sanddünen wandern. Ich befinde mich ganz oben, auf dem höchsten Punkt eines Gipfels und denke: “Das kann ich nicht!” – “Oh yes, you can!”
Wie gewaltige Wellen erstrecken sich die majestätischen Dünen vor mir. Ich zögere, doch ich habe keine andere Wahl. “Keine Zeitverschwendung”, scheint mir der Araber zu signalisieren und hilft mir, das Sandboard an die Füße zu schnallen. Schon spüre ich einen kräftigen Schubs im Rücken und mit Schwung beginnt das zweite Abenteuer des Tages.
Wider Erwarten gleitet das Sandboard mühelos über die körnige Sandoberfläche und mit jedem Schwung und jeder Kurve, die ich in den Sand zeichne, fühle ich mich sicherer. Ich werde eins mit der Wüste.
Nichts ist beeindruckender als “Sand Surfing”! Wenn es nicht diese erstaunlichen Ockerfarben gäbe, könnte man meinen, man wedele eine verschneite Skipiste hinunter. Zum ersten Mal in meinem Leben empfinde ich die faszinierende Ausstrahlung einer Wüste und erkenne, warum diese Landschaft so viele Menschen verzaubert.
Beach Hotels de Luxe
Ras Al Khaimah verfügt über einige schöne Strände, die entlang der Küstenlinie zu finden sind. Der Al Hamra Beach im Al Hambra Village liegt in unmittelbarer Nähe des bereits erwähnten “Waldorf Astoria Palace Hotel”.
Hier kann man in aller Ruhe die Sonne genießen und im kristallklaren Wasser des Persischen Golfs schwimmen gehen.
Auch wunderschön: die Beach-und Lagunenlandschaft rund um das “Cove Rotana”-Resort.
Alle Villen und Einrichtungen liegen direkt an der Lagune und in Strandnähe, was dieses Unterkunft zu einem beliebten Ort für Sonnenanbeter und Strandurlauber macht.
Die grosszügige Anlage sieht aus wie ein kleines Dorf aus 1001 Nacht.
Wüstenhotel de Luxe
Kommen wir zu meinem Lieblingshotel. Die zweifellos schönste Wohlfühl-Oase des Emirats ist für mich ‘The Ritz-Carlton Ras Al Khaimah‘, ehemals ‘Al Wadi Desert Resort’. Dieses beeindruckende Wüstenhotel gehörte einst zur thailändischen Luxuskette ‘Banyan Tree’ und liegt in der Al Wadi Wüste.
Im Jahre 2017 übernahm die Ritz-Carlton Gruppe das Management der Anlage. Die Hotels dieses weltweit führenden Unternehmens zeichnen sich aus durch ihre äußerst elegante und intime Atmosphäre, die zugleich auch den Charakter des Gastlandes widerspiegelt.
In diesem Fall das Leben der Beduinen, die normalerweise in Zeltcamps in der Wüste zuhause sind. In RAK gibt’s nun also diese Option für “moderne Nomaden” wie mich…
Das Zelt-und Villen-Resort befindet sich in einem 1.235 Hektar großen, privaten Naturreservat und umfasst rund 100 Unterkünfte mit Terrassen und Pools inmitten der natürlichen Wüstenlandschaft.
Tagsüber steht jedem Gast ein Buggy zur Verfügung, um die wilde und urige Wüstenlandschaft zu erkunden.
Auf dem weitläufigen Gelände des “Al Wadi Nature Reserve” befindet sich ein Reitzentrum, ein “Adventure Centre” und eine Falknerei.
Dort können Sie Greiffvögel, aber auch Gazellen, Oryx-Antilopen und vor allem Kamele aus nächster Nähe beobachten.
Im Innenbereich stehen den Gästen ebenfalls eine Vielzahl exklusiver Einrichtungen zur Verfügung.
Erwähnenswert ist der einzigartige Hydrothermalbereich mit Eisgrotte, die den Einklang von Körper, Geist und Seele fördern soll.
Westliche Therapieansätze verschmelzen hier mit der arabischen und asiatischen Wellness-Philosophie.
Die Unterkünfte
Wählen Sie zwischen 70 Deluxe Pool Villen mit rund 150 Quadratmetern oder den 31 “Tented Pool Villas”. Diese sind – wie erwähnt – im Stil von Beduinenzelten erbaut worden.
Diese Unterkünfte sind meiner Meinung nach mit Abstand die Schönsten, denn sie öffnen von der Terrasse aus den Blick auf den faszinierenden “Al Wadi Desert”.
Vom Hotelpersonal hörte ich, dass man seinen “High Tea” oder ein Picknick mitten im Sandland arrangieren kann.
Na das ist doch mal etwas Außergewöhnliches, finden Sie nicht? Tatsächlich gibt es viele Paare, die sich im “Ritz-Carlton Ras Al Kaimah” diesen Wunsch erfüllen.
Auch sein “Abendmahl” kann man hier bei Fackeln und Kerzenlicht zelebrieren. Butlerservice inklusive.
Mein Fazit
Eins weiß ich nach meinem Aufenthalt ganz sicher:
Ich habe mich keineswegs im Sande verlaufen, als ich mich aufmachte, Ras Al Khaimah zu entdecken.
Es ist nicht nur eine grüne Oase im Niemandsland am Wüstenrand. RAK ist auch ein Zufluchstort für alle Sinne.
Vor allem hier, in der Al Wadi Wüste.
Wenn man abends seinen Sundowner in der Moon Bar zu sich nimmt, der Mond und die Sterne zum Greifen nah sind und der Blick über die endlos weite Sand-Savanne schweift, dann blickt man geradewegs in die Seele der Wüste.
Irgendwo in der Ferne erklingen die Töne des Oud und die rhytmischen Schläge der Darburka. Diese Melodien erzählen von der Verbundenheit der Menschen mit diesem beeindruckenden Lebensraum, und von der Magie, die in jedem Sandkorn steckt.
Hier, in Ras Al Khaimah, spielt die Musik. Und hierher sollte man reisen, wenn man seine ganz persönliche Sandsymphonie in Südwestasien hören, sehen und genießen möchte. Ein Zwischenstopp von Europa nach Süd(ost)asien, oder umgekehrt, lohnt sich also allemal. Oder man bleibt gleich zum längeren Wüsten-Urlaub da. Inschallah!
© Text und Fotos: Nathalie Gütermann
Zum Abschluss noch ein paar Bildimpressionen von den Zelt-Suiten im “Ritz-Carlton Ras Al Khaimah”.