
Jaipur – Elefanten-Tour beim Amber Fort
Wie könnte ein Erlebnis authentischer sein, als einen ganzen Tag auf dem Rücken eines echten indischen Elefanten durch die Dörfer am Fuße des berühmten Amber-Forts nahe Jaipur zu reiten? Und das nicht als Teil einer üblichen Touristengruppe, sondern individuell organisiert.
Geschichte der Elefanten in Rajasthan
Die Geschichte des Elefantenreitens in Rajasthan hat tiefe kulturelle Wurzeln und ist eng mit der Geschichte und Tradition der Region verbunden. Der Elefantengott Ganesha, der in der hinduistischen Mythologie für Weisheit und Glück steht, wird oft verehrt, und Bilder von Elefanten können Glück und Wohlstand symbolisieren.
Aus diesem Grund wurden auch in Havelis, also in den speziell in Rajasthan anzutreffenden Villen wohlhabender Kaufleute wie in Madawa, Elefanten in großflächigen prächtigen Fresken abgebildet.
Außerdem wurden speziell trainierte Elefanten auch in der Antike unter den Maharajas und Herrscher auch regelmäßig als Transportmittel, zur Jagd und auch als Kriegselefanten eingesetzt.
Elefanten wurden außerdem als Symbole der königlichen Macht und Pracht betrachtet und in königlichen Prozessionen und Zeremonien verwendet. Geschmückte Elefanten spielten so eine zentrale Rolle in königlichen Veranstaltungen und religiösen Prozessionen.
Elefanten heute in Rajasthan
Heutzutage ist die Verwendung von Elefanten von Transport von Baumstämmen, landwirtschaftlichen Gütern oder anderen schweren Lasten verboten.
Was nicht heisst, dass Arbeitselefanten sogar in Großstädten wie hier in Jaipur als „Verkehrsteilnehmer“ offenbar an der Tagesordnung sind.
Mit der Zeit entwickelte in Rajasthan das Elefantenreiten zu einer mehr oder weniger authentischen touristischen Attraktion, Elefantenritte wurden zu einem festen Bestandteil des Tourismus
In den letzten Jahren gibt es zunehmend Bemühungen von Tierschutzorganisationen und Regierungsbehörden, sicherzustellen, dass Elefantenreiten unter Berücksichtigung des Wohlergehens der Tiere stattfindet. Einige Länder in Asien wie Thailand und Kambodscha haben mittlerweile nachhaltigere Formen des Elefanten-Tourismus eingeführt.
Elefanten-Trip durch die Dörfer beim Amber Fort
Besuchern in Jaipur und am nahegelegenen Amber Fort wird die Möglichkeit geboten, wie die Maharajas des 16. Jahrhunderts auf Elefanten vom Parkplatz bis zum Fort zu reiten. Nach einem Unfall im Jahr 2005 wurde die Anzahl der Mitfahrer pro Elefant auf zwei Personen reduziert, und die Elefanten dürfen nur noch dreimal täglich eingesetzt werden.
Die Vorstellung, dicht gedrängt mit anderen Touristen in einem Trupp Elefanten in etwa 25 Minuten eine schmale Rampe zum Fort hinaufzureiten, sprach uns allerdings nicht an.
Stattdessen entschieden wir uns, das Amber Fort, eine beeindruckende Festungsanlage aus Sandstein und Marmor, zu Fuß zu erkunden. Anschließend engagierten wir vor Ort spontan für einen halben Tag einen Elefanten samt Mahout (Elefantenführer) für eine Tour durch die malerische Landschaft rund um das Amber Fort.
Der Ausflug beginnt in der Nähe des Amber Fort. In einem kleinen Dorf, zu dem uns unser Fahrer führ, treffen wir auf die Elefanten und ihre Mahouts (Elefantenführer).
Zunächst fällt auf, dass alle Tiere prächtig farbig bemalt sind, was es so in anderen Ländern mit größeren Elefantenpopulationen wie Thailand und Kambodscha nicht gibt. Das Bemalen von Elefanten ist eine Form des traditionellen Kunsthandwerks in Rajasthan und wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Diese Elefanten sind offensichtlich gut gepflegt und trainiert, um in Harmonie mit den Menschen zu arbeiten. Die Mahouts stammen übrigens oft aus Familien, die seit Generationen diese Kunst weitergeben.
Nachdem wir den erhöhten Holzsitz (Howdah) auf dem Rücken “unseres” Elefanten erklommen haben (gar nicht so einfach!) geht es los. Während des gemütlichen Elefantenritts schwingt dieser recht ungemütliche Holzsitz sanft mit den Bewegungen des Elefanten mit.
Der sandige Pfad gehört ganz uns allein, und die gleichmäßigen, ruhigen Schritte des Elefanten bieten die perfekte Gelegenheit, die Umgebung in aller Ruhe aus einer wunderbaren Perspektive zu bewundern.
Die Route führt führt durch eine typisch rajasthanische Landschaft – sanfte Hügel, trockene Flussbetten und dornige Akazienbäume prägen das Bild. Im Hintergrund sind oft die kargen Aravalli-Berge zu sehen, die eine interessante Kulisse bieten.
Es geht durch ländliche Dörfer, vorbei an Häusern aus Lehm und Ziegeln, umgeben von Feldern, auf denen die Dorfbewohner Landwirtschaft betreiben und ihrem sonstigen Alltag nachgehen.
So beobachten wir Dorffrauen in ihren typischen bunten Kleidern, die Wasserkrüge auf den Köpfen tragen, und Männer, die ihre Tiere hüten oder auf den Feldern arbeiten.
Unser ungewöhnlicher Besuch – zwei „Westler“ auf einem Elefanten – zieht natürlich neugierige Blicke auf sich. Freundliche Grüße der Dorfbewohnerinnen …,
… erstaunte Kinder, die uns fasziniert betrachten, aber auch ….
… Männer, die sich im Schatten von der Arbeit erholen, …
… schaffen ein für uns besonderes Erlebnis. Vom Rücken eines Elefanten bietet sich uns ein noch besserer Ausblick, als es von einem Pferd möglich wäre – eine Erfahrung, die wir bereits bei unserer Pferdetour in Pushkar gemacht haben.
Schon in früheren Zeiten lehnten sich die „Passagiere“ eines Elefanten entspannt zurück …
… und auch heute kann man es genauso genießen!!
Die Perspektive ist einfach eine ganz andere, auch beim Tränken unseres Dickhäuters.
Fazit
Bereits zu Beginn beeindruckt die majestätische Präsenz des Elefanten, dessen ruhige und gleichmäßige Bewegung eine entschleunigte, friedliche Reise durch die malerische Landschaft ermöglicht.
Insgesamt bietet ein Elefantenritt durch die dörfliche Landschaft in Rajasthan nicht nur eine besondere Form des Reisens, sondern auch ein authentisches Erlebnis der traditionellen Lebensweise in Rajasthan, abseits der üblichen Touristenpfade. Eine solche Tour bei einem Besuch in Jaipur oder auch einem sonstigen Ziel in Rajasthan einzubauen, kann nur empfohlen werden.
© Text & Fotos: Jörg Baston