Luxor-Tempel: Das Juwel am Nil
Der antike Tempelkomplex von Luxor zählt zu den beeindruckendsten und bedeutendsten archäologischen Stätten der Welt. Die außergewöhnlich gut erhaltene Anlage, eingebettet in die moderne Stadt Luxor am Ufer des Nils, ist ein Meisterwerk altägyptischer Baukunst. Besucher können hier prächtige Säulenhallen, monumentale Pharaonenstatuen, eine Sphinx-Allee sowie einen imposanten Obelisken bestaunen. Die einzigartige Verbindung von Geschichte, Kunst und Architektur macht dieses UNESCO-Weltkulturerbe zu einem unverzichtbaren Highlight für jeden Ägypten-Reisenden.
Am stilvollsten nähert man sich der in der Stadt Luxor am Ostufer des Nils gelegenen Tempelanlage in einem der sogenannten Calèches . Diese oft reich verzierten Pferdekutschen bringen Touristen zu den beiden Tempelanlagen Luxor und Karnak.
Diese romantischen Kutschen sind daher speziell an die sich am Ostufer des Nils langschlängelnden Luxor Corniche praktisch allgegenwärtig. Zumal sich hier die meisten Hotels befinden. Ursprünglich wurden Calèche von wohlhabenden ägyptischen Ausländern und Besuchern genutzt, um sich durch die Stadt zu bewegen.
Mit dem Aufkommen des Tourismus im 20. Jahrhundert wurden diese Kutschen immer beliebter bei Besuchern, die auf romantische Kunst die antiken Stätten der Stadt erkunden wollten. Für viele Familien in Luxor ist die Arbeit als Kutscher daher bis heute eine wichtige Einkommensquelle. So ist es für ausländische (Individual-)Reisende schlicht unmöglich, den „Calèche, Calèche!“-Rufen der einheimischen Fahrern zu entkommen!
Doch statt sich davon gestört zu fühlen, lohnt es sich, in ein solches Gefährt einzusteigen und sich entspannt entlang der malerischen Corniche kutschieren zu lassen – eine ebenso praktische wie charmante Form der Fortbewegung.
Tempelanlage von Luxor
Der Luxor-Tempel befindet sich am östlichen Nilufer, nur einen kurzen Spaziergang vom berühmten Hotel Winter Palace (siehe separater Reisebericht Winter Palace ) entfernt. Bereits von beeindrucken die majestätischen, in den Himmel herausragenden Säulen, die außen einen dichten, fast undurchdringlichen Wald bilden. Auffallend sind auch die einer Lotusblüte nachempfundenen „Lotuskapitelle“ der Tempelsäulen.
Der Lotus war in Alt-Ägypten ein Symbol für Wiedergeburt, Reinheit und die Schöpfung. „Geschlossene“ Blüten wie oben auf dem Foto repräsentieren dabei die göttliche Ordnung in den inneren Tempelbereichen.
Die Tempelanlage wurde im Neuen Reich (ca. 1400 v. Chr.) hauptsächlich von dem Pharaonen Amenophis III. und Ramses II. gegründet. Sie war der Gottheit Amun-Re sowie seiner Gemahlin Mut und seinem Sohn Chons geweiht, die zusammen die „ thebanische Triade “ bildeten.
Im Vergleich zum nahegelegenen Karnak-Tempel (siehe separater Reisebericht) ist der Luxor-Tempel deutlich kleiner. Er war ursprünglich als südlicher Teil des Karnak-Tempels konzipiert und diente als Ort für religiöse Prozessionen. Insbesondere während des ursprünglichen Opet-Festes wurden die Götterstatuen feierlich von dem Karnal-Tempel über die Sphinx-Allee (siehe unten) hierher gebracht.
Eingang und Pylon
Der Zugang zur Tempelanlage wird von einem imposanten Pylon markiert, der von Ramses II. stammt. stammt. stammt. stammt. stammt. erbaut wurde. Seine Wände sind mit kunstvollen Reliefs und Hieroglyphen versehen, die die militärische Belagerung von Ramses II., insbesondere die Schlacht von Qadesch mit den Hethitern, verherrlichen.
In der Antike standen vor dem Eingang zwei Sitzfiguren, vier stehende Statuen und zwei Obelisken Ramses II. vor. . Von diesen sind heute nur noch die beiden Sitzfiguren, eine stehende Statue und ein Obelisk vorhanden. Der zweite Obelisk steht seit 1836 als Geschenk von Sultan Muhammad Ali , dem damaligen osmanischen Statthalter und de facto Herrscher Ägyptens, an den französischen König Louis-Philippe auf der Place de la Concorde in Paris. Im Austausch erhielt Muhammad Ali eine Turmuhr für die Alabastermoschee in Kairo.
Hintergrund: Frankreich war damals eine bedeutende Kolonialmacht und ein wichtiger Verbündeter Ägyptens. Das Obelisk-Geschenk sollte ein Zeichen der Freundschaft setzen, um die Zusammenarbeit beider Länder zu stärken. Wie dem auch sei, auch das „reduzierte“ Ensemble mit zwei gigantischen Figuren von Ramses II. und dem majestätischen Obelisken ist für den heutigen Besucher schlicht überwältigend!
Interessant sind auch die Reliefs an den Thronseiten der beiden Pharaonen-Sitzstatuen. Sie sollen die besondere Verbindung zwischen dem irdischen König und den göttlichen Mächten darstellen. Daneben dienen sie wohl auch als Propagandamittel zur Legitimierung der göttähnlichen Macht des Pharaos.
Zur Erläuterung: Das sogenannte „vertiefte Relief“, auch „Senkrelief“ genannt, ist eine typische Technik der altägyptischen Kunst, die besonders häufig in der Gestaltung von Tempeln zum Einsatz kam. Hier beispielhaft ein Relief von gefesselten Asiaten im Eingangsbereich des Tempels.
Bei dieser Technik werden die Bildmotive nicht aus dem umgebenden Stein herausgearbeitet, sondern in diesen hineingemeißelt. Ursprünglich waren die Reliefs zusätzlich bunt bemalt, was ihre Wirkung noch erheblich verstärkt hat. Die bunten Farben waren ein wichtiger Bestandteil der ägyptischen Tempel und dienten dazu, die Götter zu ehren und die Gläubigen zu beeindrucken.
Hof von Ramses II.
Hinter dem Pylon öffnet sich der Hof von Ramses II., der von einer doppelten Reihe von 74 mächtigen Papyrusbündelsäulen umgeben ist. Diese Säulen sind mit großen Stein- Architraven verbunden und tragen eine flache Dachkonstruktion. Der Hof diente als Zentrum für religiöse Zeremonien und Prozessionen. Hier wurden die Götter verehrt und die Macht – und Göttlichkeit – des Pharaos demonstriert.
Im Hof stehen daher auch zahlreiche Statuen von Ramses II. Darunter zwei kolossale Sitzstatuen aus schwarzem Granit vor dem südlichen Eingang und weitere stehende Statuen zwischen den Säulen.
Die Wände des Hofes sind außerdem reich verziert mit Reliefs und Hieroglyphen, die Szenen aus dem Leben Ramses II. und seine militärischen Erfolge darstellen.
Kolonnade (Säulengang)
Ein eindrucksvoller Säulengang, der von hohen, elegant gearbeiteten Papyrussäulen flankiert wird, verbindet den Hof von Ramses II. mit dem Teil älter des Tempels, der von Amenophis III. erbaut wurde. Die Kolonnade diente dabei nicht nur als Zugang, sondern auch als Ort für Zeremonien und Prozessionen.
Die Tempelsäulen in Form von aufstrebenden Papyrusstängeln mit „offenen“ Lotuskapitellen symbolisieren den Aufstieg zum Himmel und den Übergang von der irdischen Welt zur göttlichen Sphäre. Auch hier sind die Wände der Kolonnade sowie die Säulen mit eleganten vertieften Reliefs sowie Hieroglyphen verziert. Sie zeigen Szenen des Opet-Festes.
Ursprünglich waren auch die Säulen und Wände bunt bemalt. Wie diese Farbigkeit mag, kann man ansatzweise noch recht gut bei dem nahegelegenen Karnak-Tempel sehen (siehe separaten Reisebericht „Karnak-Tempel“). Insbesondere die Malereien bei dem Totentempel von Ramses III. Medinet Harbu in Theben-West sind äußerst sehenswert (siehe separaten Reisebericht „Medinet Habu“ ).
Ozymandias – „König der Könige“
Ein ganz besonderer Anblick bietet sich dem Besucher bei der kolossalen Sitzstatue von Pharao Ramses II. Hier, am Eingang zum Kolonnadenhof, sitzt in majestätischer Haltung „ Ozymandias“ , der „König der Könige“ .
Der Name Ozymandias ist die griechische Transkription des ägyptischen Namens User-maat-Re, eines der vielen Thronnamen von Ramses II..
Die Griechen, die mit Ägypten in Kontakt kamen, konnten den ägyptischen Namen nicht aussprechen und schreiben. Sie passen ihn daher kurzzeitig ihrer eigenen Sprache an. So entstand der Name Ozymandias.
Besonders bekannt wurde der Name durch das gleichnamige Gedicht von Percy Bysshe Shelley .
In diesem Sonett wird Ozymandias als ein stolzer Herrscher dargestellt, der grandiose Bauwerke errichten ließ, um seine Macht zu demonstrieren. Doch von all diesem Prunk ist am Ende nur noch eine zerbrochene Statue übrig geblieben.
Im Laufe der Zeit wurde der Begriff Ozymandias zu einem Synonym für einen mächtigen Herrscher, dessen Macht endgültig verfiel.
Während Ramses II. Auch zu seiner Zeit als göttlicher König verehrt wurde, steht Ozymandias heute nicht nur als Symbol für menschliche Eitelkeit und den Verfall von Imperien, sondern auch …
… thematisiert allgemein die Vergänglichkeit menschlicher Macht und den unaufhaltsamen Lauf der Zeit.
Hof von Amenophis III.
Der „Hof von Amenophis III.“ ist ein monumentaler Raum, der einen zentralen Teil der Tempelanlage bildet. Er ist ein Zeugnis der ägyptischen Baukunst und der Macht des Pharaos Amenophis III. Der Hof ist von einer doppelten Kolonnade umgeben, die aus zahlreichen mächtigen Säulen besteht.
Diese Säulen sind ebenfalls mit geschlossenen Lotusblüten-Kapitellen gekrönt. Im Gegensatz zu einigen anderen Bereichen des Tempels ist der Hof von Amenophis III. ein offener Raum, der viel Licht hereinlässt.
Sphinx-Allee
Die „Sphinx-Allee“ verbindet die beiden großen Tempelkomplexe von Karnak und Luxor miteinander. Die etwa 2,7 Kilometer lange überdachte Allee ist gesäumt von über 1.300 Sphinx-Statuen. Sie dienten ursprünglich als heilige Prozessionsstraße, auf der die Götterbilder von Karnak nach Luxor zurückgetragen wurden. Diese Prozessionen waren wichtige religiöse Ereignisse und symbolisierten die Einheit der beiden Tempelkomplexe.
Zur Erklärung: Sphinxen sind Mischwesen mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen (Luxor-Tempel) oder eines Widders (Karnak-Tempel). Auch diese Kombination symbolisiert die in der altägyptischen Religion allgegenwärtige Verbindung zwischen der irdischen und der göttlichen Welt.
Die Sphinx-Allee wurde vermutlich während der Regierungszeit von Amenophis III. (18. Dynastie) angelegt und später von Ramses II. erweitert. Über Jahrhunderte hinweg war sie von Sand und Schutt bedeckt und geriet in Vergessenheit. Erst im 20. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt und ausgegraben. In den letzten Jahren wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt, um die Allee für Besucher zugänglich zu machen und ihre ursprüngliche Pracht wiederherzustellen. Hier eine Szene zu Beginn der Ausgrabungen und Renovierungen vor ca. 15 Jahre.
Der dem Luxor-Tempel am nächsten gelegene Abschnitt wurde inzwischen bereits restauriert.
Luxor-Tempel und Abou al-Haggag-Moschee
Eines der faszinierendsten Merkmale des Luxor-Tempels ist seine lange und ungewöhnliche Nutzungsgeschichte. So diente die Tempelanlage während der Römerzeit als Militärlager. Im 17. Jahrhundert n. Chr. wurde die Abou al-Haggag-Moschee dann in die alten Strukturen des Tempels integriert.
Die Moschee ist nach Yūsuf Abū l-Haddschādsch benannt, einem Sufi, der in Luxor lebte und als sehr fromm galt. Sie ist auch heute noch ein wichtiger Gebetsort für die lokale Bevölkerung. Der alljährliche Moulid , das Fest zu Ehren von Abou al-Haggag, wird hier feierlich begonnen und zieht zahlreiche Gläubige und Besucher an.
Die Tempelstätte von Luxor wurde somit über einen Zeitraum von mehr als 3.000 Jahren kontinuierlich für religiöse Zwecke genutzt. Es gibt weltweit nur wenige Beispiele für eine so enge Verflechtung einer alten Tempelanlage mit einer später errichteten Moschee.
Die Koexistenz von Pharaonenzeit und islamischer Architektur macht den Luxor-Tempel damit zu einem außergewöhnlichen Zeugnis ägyptischer Geschichte. Die Moschee ist nicht nur ein spirituelles Zentrum für die heutige Bevölkerung, sondern auch ein Symbol dafür, wie unterschiedliche Epochen miteinander verschmelzen können.
Fazit
Der Luxor-Tempel ist nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern auch ein lebendiges Symbol der Kontinuität der ägyptischen Geschichte und Kultur. Die gewaltigen Dimensionen des Tempels und die Ruhe des Ortes vermitteln ein Gefühl von Ehrfurcht und versetzen den Reisenden in eine andere Zeit. Überall im Tempel begegnet man riesigen Statuen, insbesondere von dem bedeutenden Pharao Ramses II., die von dem besonderen Einfluss dieses „Königs der Könige“ zeugen. Der Tempel vereinte außerdem verschiedene historische Einflüsse, darunter eine integrierte Moschee aus späterer Zeit.
Insgesamt wirkte der Tempel auf uns anmutiger und eleganter als der riesige, sehr ausgedehnte Karnak-Tempel etwas weiter nördlich. Ein Besuch des Tempels ist ein absolutes Highlight jeder Ägypten-Reise! Für seine Besichtigung sollte man sich einen guten halben Tag Zeit einplanen.
Nicht nur tagsüber, sondern auch bei Nacht, wenn er beleuchtet ist, strahlt die Tempelanlage von Luxor einen unvergesslichen Charme aus.
© Text & Fotos: Jörg Baston