Shanghais Stadtgott-Tempel & Altstadt
Der „Stadtgott-Tempel“ befindet sich ganz in der Nähe des „Yuyuan Gartens“ im Herzen der Altstadt. Wie der Name schon sagt, ist er den Stadtgöttern von Shanghai gewidmet und gilt als eine der wichtigsten religiösen Stätten in Shanghai. Insbesondere die kunstvollen Hallen und der zentrale Innenhof sind ein gutes Beispiel taoistischer Architektur und Spiritualität.
Auch der Besuch der den Stadtgott-Tempel umgebenden „Old Town“ mit engen Gassen, jahrhundertealten Gebäuden und lebhaften Märkten bietet einen faszinierenden Kontrast zur futuristischen Skyline von Pudong.
Bedeutung und Architektur
In der chinesischen Mythologie ist jeder Stadt ein Schutzgott, der Chenghuang Miao, zugeordnet. Er wacht über die Stadt und ihre Bewohner, beschützt sie vor Unglück und soll für Wohlstand sorgen. Der Stadtgott-Tempel ist daher ein heiliger Ort, an dem die Shanghaier ihren Schutzpatron verehren.
Der Tempel ist ein Musterbeispiel traditioneller chinesischer Architektur. Rote Säulen, geschwungene Dächer, bunte Ziegel und kunstvolle Verzierungen prägen sein Erscheinungsbild. Die Wände sind mit kunstvollen Schnitzereien und Malereien verziert, die mythologische Szenen und historische Figuren darstellen. Besonders auffällig sind die großen roten Laternen, die den Tempel schmücken und für eine festliche Atmosphäre sorgen.
Der Tempel wurde ursprünglich während der Ming-Dynastie im Jahr 1403 erbaut und diente als Kultstätte für die Stadtgötter, die für den Schutz und das Wohlergehen der Stadt verantwortlich waren. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Tempel mehrfach restauriert und erweitert, ohne jedoch seine kulturelle und religiöse Bedeutung zu verlieren.
Zentraler Innenhof des „Stadtgott-Tempels“
Bevor (gläubige) Besucher den Tempel betreten, bringen sie als Zeichen des Respekts Opfergaben wie Räucherstäbchen und Früchte dar. Auf dem Tisch vor dem Eingang im „Stadtgott-Tempel“ liegen verschiedene Opfergaben. Diese werden den Göttern dargebracht, um sie zu besänftigen oder um Glück und Wohlstand zu erbitten.
Häufig werden Äpfel, Birnen, Orangen oder Bananen pyramidenförmig angeordnet. Sie stehen oft für Reichtum und Fruchtbarkeit. Süßes und salziges Gebäck sind ebenfalls üblich. Sie symbolisieren oft langes Leben und Glück. Ein weiteres beliebtes Opfer ist der Reiskuchen, der für Einheit und Harmonie steht.
Der gesamte Tempelkomplex erstreckt sich über mehrere Höfe und Gebäude, die harmonisch um einen „zentralen Innenhof“ angeordnet sind. Die kunstvoll gestalteten Hallen und der zentrale Innenhof sind ein beeindruckendes Beispiel für taoistische Architektur und Spiritualität.
Im zentralen Innenhof bringen die Gläubigen Opfergaben dar und entzünden „Räucherstäbchen“, auch Joss Sticks genannt. Deren Rauch gilt als eine Art Brücke zwischen der menschlichen und der göttlichen Welt. Er soll die Götter anlocken und auf die Bitten der Gläubigen aufmerksam machen.
Im Mittelpunkt steht immer der „Stadtgott“, der als eine Art himmlischer Beamter angesehen wird. Seine Aufgabe ist es, über die moralische und soziale Belange der Stadt zu wachen.
Im Inneren des Tempels findet der Besucher verschiedene Altäre und Statuen, die den Stadtgöttern gewidmet sind.
Viertel rund um „Stadtgott-Tempel“
Rund um den Tempel erstreckt sich ein lebhaftes Marktviertel, in dem lokale Besucher Snacks, Souvenirs und Kunsthandwerk kaufen können.
Fazit: Die Kombination aus religiöser Stätte und lebhaftem Markttreiben macht den „Tempel des Stadtgottes“ zu einem einzigartigen Erlebnis, das die kulturelle Vielfalt und das Erbe Shanghais widerspiegelt.
Altstadt von Shanghai
Shanghais „Altstadt“ (Nanshi genannt) ist ein Labyrinth aus engen Gassen, gesäumt von traditionellen chinesischen Häusern mit ihren typischen Holzschnitzereien und roten Laternen. Diese Architektur erinnert an vergangene Dynastien und vermittelt ein authentisches Gefühl vom alten Shanghai.
Die Ursprünge der Altstadt gehen auf die Song-Dynastie (960-1279) zurück, als Shanghai noch ein kleines Fischerdorf war. Während der Ming-Dynastie (1368–1644) wuchs die Stadt beträchtlich und die Altstadt wurde von einer Schutzmauer umgeben, die bis ins 20. Jahrhundert die Bewohner vor Piraten und anderen Bedrohungen schützen sollte.
In der Altstadt entwickelte sich das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Shanghais, bevor die Stadt Mitte des 19. Jahrhunderts zur internationalen Handelsmetropole aufstieg.
Trotz der rasanten Modernisierung hat die Altstadt viele ihrer traditionellen Merkmale bewahrt und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen und Einheimische.
Inmitten der modernen Wolkenkratzer Shanghais ist die Altstadt somit eine Oase traditioneller chinesischer Architektur, Kultur und Geschichte.
Die „Fangbang-Straße“, eine der Hauptstraßen der Altstadt, ist gesäumt von alten, gut erhaltenen Gebäuden im traditionellen chinesischen Stil.
Hier befinden sich Teehäuser, Geschäfte, Werkstätten und Wohnhäuser. Die Läden und Stände bieten alles von traditioneller chinesischer Medizin bis hin zu Kunsthandwerk an.
Hier kann man den Alltag der Shanghaier erleben und das geschäftige Treiben auf den Straßen beobachten. Von frischem Obst und Gemüse über Kleidung und Haushaltswaren bis hin zu Antiquitäten wird hier alles angeboten.
Straßenhändler verkaufen frisch zubereitete Speisen wie Jianbing (chinesische Pfannkuchen) und gedämpfte Brötchen. Der Duft frisch zubereiteter Speisen liegt in der Luft. An jeder Ecke gibt es kleine Imbisse, die lokale Spezialitäten anbieten.
Mittlerweile gibt es auch eine ganze Reihe von schicken Restaurants. Diese bieten oft eine Mischung aus chinesischer und westlicher Küche oder eine moderne Interpretation der Shanghaier Küche in einem eleganten Ambiente an.
Kleine Werkstätten fertigen handgefertigte Waren wie Fächer und Jade-Schmuck an. Die Märkte sind eine wichtige Attraktion der Altstadt.
Neben dem Yuyuan-Bazar (siehe Reisebericht „Yuyuan-Gärten“) gibt es in der Altstadt noch andere Orte, um nach antiken Schätzen, Kunstwerken und Souvenirs zu suchen.
In den zahlreichen Geschäften und Werkstätten wird traditionelles Handwerk gepflegt. Besucher können beobachten, wie Kunsthandwerker Kalligraphie schreiben, Jade schnitzen oder Teezubehör herstellen.
Viele Menschen leben und arbeiten hier, und die Gassen sind voller Leben. Die Altstadt ist ein Ort, an dem das Leben noch seinen ursprünglichen Rhythmus hat. Hier trifft man auf Einheimische, die ihr Handwerk seit Generationen ausüben.
Trotz ihres historischen Wertes steht die Altstadt unter dem zunehmenden Druck der Modernisierung. Viele traditionelle Gebäude befinden sich in einem schlechten Zustand, und die beginnende „ Gentrifizierung “ verändert das einstige Erscheinungsbild spürbar. Entlang der Fangbang-Straße wurden bereits einige der historischen Bauwerke abgerissen oder umgestaltet, um Platz für neue Bauprojekte zu schaffen.
Gerade die erzählten alten und renovierungsbedürftigen Gassen vermitteln besonders authentische Einblicke in das Leben der hier ansässigen Menschen.
Fazit
Ein Besuch des historischen „Stadtgott-Tempels“ (Chenghuang Miao) ist ein absolutes Highlight für jeden Shanghai-Reisenden, der die reiche Geschichte und Kultur der Stadt erleben möchte. Dieser Tempel bietet faszinierende Einblicke in das traditionelle China und dient als Oase der Ruhe und Besinnung inmitten der pulsierenden Großstadt. Zwar liegt der Tempel nicht direkt innerhalb der Grenzen des Yuyuan Gartens , befindet sich jedoch in unmittelbarer Nähe.
Aufgrund ihrer engen Verbindung empfiehlt es sich, beide Orte bei einem Besuch gemeinsam zu erkunden. Auch die Altstadt von Shanghai, mit ihrem einzigartigen Charme, entführt Besucher in eine andere Welt.
© Text: Jörg Baston, Fotos: Nathalie Gütermann