Sinai: Katharinenkloster und Mosesberg
❂ Die Region rund um den Berg Sinai befindet sich auf der gleichnamigen Halbinsel – dem einzigen Gebiet in Ägypten, das sich auf dem asiatischen Kontinent befindet ❂ Deshalb berichten wir hier auf ‘Asien-Lifestyle.de’ über dieses interessante – und heilige – Fleckchen Erde. Ein Highlight ist das Katharinenkloster, das seit 2002 ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Auf dem dahinterliegenden Felsberg soll Moses die 10 Gebote empfangen haben. Dieses Ereignis wird im Buch Exodus im Alten Testament der Bibel detailliert beschrieben. Unser Team war vor Ort!
Der Berg Sinai, als Berg Horeb oder auch als “Mosesberg” bekannt, ist ein beeindruckendes Felsmassiv auf der südlichen Sinai-Halbinsel. Es erhebt sich majestätisch inmitten der trockenen, felsigen Sinai-Wüste und spielt eine bedeutende Rolle in verschiedenen Religionen.
Die Berglandschaft in der Region ist für ihre markanten Gipfel und sein “Colored Canyon” bekannt. Der Name bezieht sich hier auf das faszinierende Farbspiel der Gesteinsschichten. Die labyrinthartigen Pfade sind ein beliebtes Ziel für Wanderungen und Trekking-Touren, und über diese “Coloured Mountains” berichten wir hier, in diesem Artikel.
Das Katharinenkloster
Ich beginne diesen Bericht mit dem griechisch-orthodoxen Katharinenkloster, das in völliger Abgeschiedenheit am Fuße des Berges Sinai liegt – wie eine einsame Insel in einem steinernen Meer.
Es ist eines der ältesten christlichen Klöster der Welt, das noch bewohnt wird. Zugleich ist es auch ein Ort, wo sich jüdische, christliche und islamische Kulturgeschichte und Glaube berühren.
Im Jahre 2002 wurde es als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt.
Das Heiligtum wurde im 6. Jahrhundert, zwischen 548 und 565 gegründet und ist nach der heiligen Katharina von Alexandrien benannt, einer christlichen Märtyrerin.
Wer das Katharinenkloster das erste Mal erblickt, denkt sofort an eine Festung. Kein Wunder, liegt es doch in einer isolierten Bergwelt, in der sich früher nur Nomaden und ein paar Mönche in Höhlen aufhielten.
Vor Bedrohungen waren diese Männer allerdings trotz der abgeschiedenen Lage nicht gefeit.
Wie es heißt, soll der byzantinischen Kaiser Justinian I. (Foto rechts auf einem Kirchen-Mosaik) die Bitten der Einsiedler erhört haben, die ihm gegenüber ihre Sorge vor drohenden Gefahren zum Ausdruck gebracht hatten. Und so war es der damalige Herrscher (482 – 565), der schließlich eine hohe, schützende Festungsmauer um das Katharinenkloster errichten ließ.
Später stellten der islamische Prophet Mohammed (570 – 632), seine Kalifen, türkische Sultane und ägyptische Könige das Kloster unter ihren Schutz, um es so vor Plünderung und feindlichen Angriffen zu bewahren.
Auch Napoleon trug dazu bei, dass das Bauwerk zu den wenigen Klöstern auf dieser Erde gehört, die nie zerstört wurden.
Napoleon und das Katharinenkloster
Napoleon Bonaparte, der berühmte französische Militärführer und Kaiser, hatte während seiner Ägypten-Expedition im späten 18. Jahrhundert eine Verbindung zum Berg Sinai und der Klosteranlage. Diese Expedition war Teil von Napoleons Bestrebungen, die Kontrolle über Ägypten und einen strategischen Vorteil gegenüber dem britischen Empire zu erlangen.
Während dieser Expedition besetzte Napoleon im Jahr 1798/99 die Sinai-Halbinsel und wie es heißt, hat der Kaiser während dieser Zeit höchstselbst das Katharinenkloster besucht. Dort soll er den religiösen Führern eine Urkunde mit seiner Unterschrift übergeben haben, die den Schutz durch seine Armee garantierte.
Auch sorgte Napoleon für die Renovierung der Nordmauer, die 1798 durch schwere Überschwemmungen stark beschädigt worden war. Heute befindet sich dort der offizielle Besuchereingang.
Das Klosterleben
Innerhalb der Mauern befinden sich eine Basilika, eine Kapelle sowie die Wohnräume für die dort lebenden heiligen Männer.
Damals wie heute ist das Katharinenkloster am Berg Sinai ein Konvent – also die private Niederlassung einer Ordensgemeinschaft, die aus Mönchen und Priestern besteht.
Die orthodoxen Mönche haben sich ganz und gar dem klösterlichen Leben, dem täglichen Gebet und der Hingabe an Gott verschrieben.
Immerhin bilden die orthodoxen Kirchen mit ca. 300 Millionen Angehörigen die zweitgrößte christliche Gemeinschaft der Welt. Daher ist das Katharinenkloster ein wichtiger Pilgerort für Gläubige aus aller Welt.
Klosterbesuche
Jährlich besuchen rund 50.000 – 100.000 Menschen den Berg Sinai und das Katharinenkloster. Schließlich ist dies nicht nur ein wichtiger Ort des Gebets und der Spiritualität, sondern auch ein historisches und kulturelles Zentrum.
Sehenswert: der prägnante Glockenturm, der zwischen 548 und 565 errichtet wurde. Außerdem werden wertvolle historische Schätze in der Klosterbibliothek aufbewahrt, zum Beispiel eine beeindruckende Manuskript-Sammlung, antike Ikonen und liturgische Gegenstände. Darauf gehe ich im späteren Verlauf noch konkreter ein.
Allerdings möchten wir unsere Leser explizit darauf hinweisen: Um dem Besucheransturm Herr zu werden, haben die Behörden bereits vor einem Jahrzehnt strikte Öffnungszeiten eingeführt. Nur während dieser Zeitspanne können kulturell interessierte Touristen das Katharinenkloster besichtigen.
Öffnungszeiten:
Täglich von 9:00 bis 11:30 Uhr. An offiziellen Festtagen der griechisch-orthodoxen Kirche sowie freitags und sonntags ist das Kloster geschlossen.
Innerhalb des Klostergeländes ist es Besuchern gestattet, die Kirche und den unmittelbar an die Kirche angrenzenden Bereich zu betreten. Da die “Sinai-Patres” jedoch großen Wert darauf legen, die historische Funktionsweise ihrer “Monastery” unverändert beizubehalten, betrachten die dort ansässigen Mönche alle Besucher als Pilger.
Von den Besuchern wird erwartet, dass sie eine Kutte überwerfen und die heilige Stätte sowie das tägliche Gebetsprogramm respektieren. Fotografieren ist in den Innenräumen nicht erlaubt.
Wie kommt man hin?
In früheren Zeiten, als das Katharinenkloster gegründet wurde, war die Anreise für Mönche und Pilger eine anspruchsvolle Unternehmung. Die meisten Menschen legten weite Strecken zu Fuß oder auf Kamelen zurück.
Die schwierige Geländebeschaffenheit der Wüste und die isolierte Lage des Klosters machten die Reise zu einer echten Herausforderung. Nur über Lastenaufzüge gelangte man schließlich in das Gebäude.
Heutzutage kann man mit dem Auto anreisen oder eine geführte Tour inklusive Abholung buchen. Einige Abenteuerlustige wählen auch Trekking- oder Wandertouren, um das Katharinenkloster zu erreichen. Dies erfordert jedoch eine gute körperliche Verfassung und die Fähigkeit, sich in der Wüste zu orientieren.
Klosterbesichtigung
Läuft man vom Eingang kommend gerade aus, so gelangt man zur Katharinenkirche mit ihren Rundbögen. Eine aus dem 6. Jahrhundert stammende und mit Tieren, Vögeln und Ornamenten geschmückte Zedernholztür gibt den Blick ins Kircheninnere frei.
Die drei Kirchenschiffe werden durch zwölf Granitsäulen unterteilt. Seit dem 6. Jahrhundert ist ständig etwas hinzugekommen oder umgebaut worden – zum Beispiel die weiße Moschee samt Minarett, hier im Vordergrund neben dem Glockenturm. Diese Moschee, eingebettet in einem christlichen Kloster, ist ein Plädoyer für die friedliche Koexistenz diverser Religionen.
Muslime sind auch die rund 140 Beduinen, die für das Kloster arbeiten: als Wächter, Fahrer, Gärtner oder Köche.
Das Oberhaupt des ansässigen Jabalija-Stammes, Scheich Ahmed, berät die Mönche und besucht das Kloster oft.
Brennender Dornbusch
Hinter dem Chor befindet sich die heiligste Stelle des Klosters: die “Kapelle des Brennenden Dornbuschs” aus dem 13. Jahrhundert. Es ist nicht etwa so, dass dieser Busch frisch auf dem Kirchplatz gepflanzt wurde. Nein: das Kloster ist rund um den Busch entstanden.
Der brennende Dornbusch diente Gott als Medium, durch das er sich dem Auserwählten offenbarte und seine göttliche Mission für Moses ankündigte. Im Alten Testament der Bibel, nämlich im 2. Buch Mose (Exodus 3, 1-6) wird im Detail davon berichet. Hier eine Kurz-Zusammenfassung:
Moses, der später eine entscheidende Rolle bei der Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei spielen sollte, weidete die Schafe seines Schwiegervaters Jitro am Berg Horeb, heute bekannt als Berg Sinai. “Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusch. Er schaute hin, und siehe, der Dornbusch brannte im Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt”. Dieses übernatürliche Phänomen zog Moses’ Aufmerksamkeit auf sich, und als er sich dem Dornbusch näherte, hörte er die Stimme Gottes, der ihn aufforderte, die Schuhe auszuziehen, da der Boden, auf dem er stand, heilig sei.
Im Katharinenkloster wird die Stelle, an dem der brennende Dornbusch gestanden haben soll, bis heute als heiliger Ort verehrt. Gläubige pilgern hierher, um die Zweige zu berühren und dabei Gebete zu sprechen.
Schließlich symbolisisert dieser Busch im christlichen Verständnis eine außerordentlich wichtige Wendung in der biblischen Geschichte. Denn Gott hatte Moses damit beauftragt, das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei zu führen und zum Berg Sinai zu bringen. Dort soll Moses die “Zehn Gebote” empfangen haben, die bis zum heutigen Tage die Grundlage für das jüdische, christliche und islamische Religion bilden.
Hinweis: Hinter der Kapelle, außerhalb der Kirche befindet sich an der Wand der Wirtschaftsgebäude ein Ginsterstrauch, der ein Spross des ursprünglichen brennenden Dornbuschs sein soll.
Klosterbibliothek
Ich hatte es eingangs schon kurz erwähnt: Eine der ältesten, umfangreichsten und wertvollsten Klosterbibliotheken der christlichen Geschichte befindet sich in den 4 Bibliotheksräumen des Katharinenklosters.
Über 6000 antike Handschriften und Manuskripte werden dort aufbewahrt, darunter auch Bibeltexte aus allen Herren Länder, und in allen Sprachen, u.a. syrisch, griechisch, äthiopisch, arabisch und georgisch.
Ein weiteres Highlight ist der Codex Sinaiticus – die wohl älteste, fast vollständig erhaltene Bibelhandschrift. Entdeckt wurde sie im Jahre 1844 vom deutschen Theologe Konstantin von Tischendorf aus Leipzig.
Auch eine bedeutende Ikonensammlung, die zur größten der Welt gehört, wird im Katharinenkloster verwahrt.
Über 2000 Ikonen, die teilweise aus dem 8. und 9. Jahrhundert stammen, sind ein wertvoller Schatz. Die Ikonen repräsentieren eine Vielzahl religiöser Themen, darunter Darstellungen von Heiligen, biblischen Ereignissen und Szenen aus dem Leben von Jesus Christus.
Die Bibliothek kann nur nach Voranmeldung besucht werden.
Das Beinhaus
Dieses “Ossuarium” ist ein besonderer Ort innerhalb des Klosters und dient der Aufbewahrung von menschlichen Überresten, insbesondere von Skeletten und Gebeinen verstorbener Mönche.
Diese Praxis des Knochensammelns hat eine lange Tradition in einigen monastischen Gemeinschaften. Sie steht im Zusammenhang mit dem christlichen Glauben an die Auferstehung der Toten.
Auch das “Beinhaus” im Katharinenkloster erinnert an die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens, verbunden mit der Hoffnung auf das ewige Leben.
Insofern wird das “Ossuarium” nicht nur als Erinnerung an verstorbene Mönche genutzt, sondern auch als Ort der Meditation und Gebete für die Lebenden.
Die Gebeine werden auf unterschiedliche Art und Weise aufbewahrt – von einfachen Stapelungen bis hin zu kunstvollen Arrangements. Diese Praxis hat ihre Wurzeln in der Tradition der christlichen Mönchsgemeinschaften, die oft den Wunsch hegten, in unmittelbarer Nähe zu ihren Mitbrüdern bestattet zu werden.
Dieser leicht makabere Ort veranschaulicht die tiefe Verbindung zwischen Leben, Tod und dem christlichen Glauben in der monastischen Tradition.
Die Kloster-Umgebung
Die Gegend rund um das Katharinenkloster ist von der kargen Schönheit der Wüste Sinai geprägt. Allerdings gibt es in unmittelbarer Nähe des Heiligtums kleine Gartenoasen, die von den Mönchen gepflegt werden.
Diese dienen nicht nur der spirituellen Erholung, sondern auch der Versorgung des Klosters mit Nahrungsmitteln in dieser kargen Umgebung.
Die Mosesquelle ist eine Wasserquelle, die sich ebenfalls in der Nähe des Katharinenklosters befindet. Sie versorgt die Klosterbewohner und die Besucher mit Frischwasser. Laut der Legende soll Moses hier Wasser aus dem Felsen geschlagen haben.
Mosesberg & “Die 10 Gebote”
Der Berg Sinai erhebt sich hinter dem Kloster auf etwa 2.285 Metern über dem Meeresspiegel. Er ist insofern biblisch bedeutsam, da er nach der Überlieferung jener Ort ist, an dem Moses die Zehn Gebote empfangen haben soll.
Ebenso wie der brennende Dornbusch ist auch dieses Ereignis im Buch Exodus beschrieben. Und auch viele berühmte Maler haben sich dieser bilbischen Szene gewidmet. Hier eine Gemälde von Meister Rembrandt.
Pilger und Touristen erklimmen gerne diesen Berg, da er eine atemberaubende Aussicht auf die umliegende Wüsten- und Berglandschaft bietet.
Die bekannteste Route ist der 7 Kilometer lange “Weg der Buße”, auch als “Moschee-Weg” bekannt.
Leicht ist der Aufstieg allerdings nicht, denn man muss 3.750 Stufen erklimmen. Insgesamt müssen Sie für diese Exkursion etwa 2,5 Stunden einrechnen.
Auf dem Gipfel befinden sich eine Moschee aus dem 12. Jahrhundert sowie eine Moses und der heiligen Dreifaltigkeit geweihte Kapelle, welche im Jahr 1934 auf den Ruinen einer unter Kaiser Justinian I. zwischen 548 und 565 erbauten Basilika errichtet wurde.
Im Winter kann es auf dieser Höhe sogar schneien. Trotz des beschwerlichen Aufstiegs zum Gipfel nehmen viele Pilger und Besucher diese Strapazen auf sich. Der Weg ist in der Regel gut ausgeschildert, aber es ist ratsam, sich an den klösterlichen Richtlinien zu orientieren und auf die Wegmarkierungen zu achten.
Mein Fazit
Aufgrund der einzigartigen Lage auf der Sinai-Halbinsel sowie der biblischen Bedeutung des Berges und des heiligen Klosters ist diese Destination unbedingt eine Reise wert. Sie ist auch gut von der Urlaubsregion rund um das Rote Meer zu erreichen, zum Beispiel vom Sharm El Sheik.
Insgesamt bildet die Verbindung zwischen dem Berg Sinai und dem Katharinenkloster eine einzigartige spirituelle Oase mitten in der Wüste, die eine lange Geschichte der Religiosität und des kulturellen Erbes repräsentiert.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Klosters!
© Text & Fotos: Jörg Baston. Redaktion: Nathalie Gütermann
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