Sinais “Coloured Canyon”: Magie der Natur

❂ Der Besuch des “Coloured Canyon” auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten ist neben dem Katharinenkloster ein Muss. ❂ Die schmale, hohe Gebirgsschlucht in der Nähe des Küstendorfes Nuweiba schimmert tatsächlich in vielen Farben und ist für einen perfekten Tagesausflug ab Sharm El Sheik gut geeignet. Doch Vorsicht: Machen Sie sich auf ein echtes Abenteuer gefasst…!

Der “Coloured Canyon” befindet sich im asiatischen Teil von Ägypten, deshalb finden Sie hier auf “Asien Lifestyle” diesen ausführlichen Bericht. Dieses geologische Wunder entstand vor Millionen von Jahren durch Wassererosion, als diese Region von einem Ozean überflutet wurde. Mit einer Länge von knapp 800 Metern wird der Canyon von beeindruckenden Felswänden gesäumt, die bis zu 40 Meter hoch sind.

Hier drängt sich der Vergleich mit der jordanischen Felsenstadt Petra geradezu auf. Während des Sonnenuntergangs oder bei bestimmten Lichtverhältnissen verstärken sich die Farben des “Coloured Canyon” und erzeugen eine magische Atmosphäre.

Die Felsformationen bestehen hauptsächlich aus Sandstein und Kalkstein.

Die Farbvariationen reichen von strohgelben Farbtönen über leuchtendem Orange, Rosa und Lila bis hin zu verschiedenen Nuancen von Braun. Entstanden sind sie durch Mineralien wie Magnesium- und Eisenoxiden.

Wir empfehlen für diese Exkursion eine geführte Tour, da die Pfade nicht immer leicht zu finden sind und die Orientierung schwierig sein kann. So bietet zum Beispiel der Veranstalter “Get your Guide” diesen Ausflug an.


Die Anfahrt

In der Regel wird man in seinem Hotel in Sharm el Sheikh abgeholt und mit klimatisierten 4×4 Fahrzeugen bis zur Schlucht gebracht.

Die Fahrt von Sharm el Sheikh nach Norden entlang der gut ausgebauten Hauptstraße führt zunächst bis zu der kleinen Stadt Nuweiba.

Ab diesem “Hinweisschild”, geht’s dann landeinwärts zum Parkplatz in unmittelbarer Nähe der eigentlichen Schlucht. Die gesamte Fahrt dauert etwa 2 Stunden.

Es hat schon etwas Faszinierendes, in die Wüstenatmosphäre des Sinai einzutauchen. Nur Wüste, Sand und Berge – praktisch kein grüner Flecken weit und breit. Dennoch leben hier noch ganze Familien von Nomaden.

Unterwegs bekommen wir tatsächlich die einmalige Gelegenheit, die hier ansässigen Beduinenfamilien etwas näher zu erleben. Die frei lebenden, umherziehenden Wüstenbewohner im Sinai leben nach wie vor ein nomadisches oder halbnomadisches Leben. Meist in notdürftig aus Tüchern zusammengebundenen Behausungen oder einfachen Zelten.

Natürlich haben sie sich zusätzlich auf die Touristen eingestellt und bieten in der Nähe des Eingangsbereichs zum Canyon allerlei Krimskrams an.


Die Trekking-Tour

Der erste Teil der ca. 2,5 langen Route führt zu Fuß durch ein eher flaches Wüstengebiet. Hier geht’s im wahrsten Sinne über Stock und Stein.

Die Stille der Wüste ist dabei ebenso beeindruckend wie die Weite des Himmels.

Im Canyon angekommen, führen schmale Pfade durch die immer enger werden Schlucht, stets mit herrlichen Ausblicken auf die farbenprächtigen Felswände.

Übrigens: Eisenoxid erzeugt in der Regel rote und gelbe Töne, während Kupferverbindungen zu grünen und blauen Farben führen können.

Die Stimmung im Coloured Canyon ändert sich im Verlauf des Tages. Das kontrastreiche Spiel mit Licht und Schatten an den steil emporragenden Felswänden fasziniert uns. Zusammen mit den unterschiedlichsten Farbnuancen wird diese kleine Trekking-Tour bereits jetzt einem zu einem Erlebnis für uns.

Überall präsentieren sich markante, bizarre Felsformationen, geformt durch Millionen Jahre gnadenloser Erosion durch Wind und Wasser. Vor allem Wasser spielte hierbei eine entscheidende Rolle, indem es sich seinen Weg durch das Gestein bahnte und es nach und nach aushöhlte.

Der Boden ist hier noch recht steinig und mit Felsbrocken übersät. Ich habe mir jedenfalls gleich mal den Fuß verstaucht!

An einigen Stellen ist die Schlucht kaum breiter als ein Meter.


Trekking-Tour mit Abenteuerflair

Wirklich mühsam und abenteuerlich wird’s, wenn man sich quasi durch einen schmalen Spalt quetschen muss und kaum mehr durch die super engen Felswände passt.

Jetzt gilt es, Bauch einziehen!

Die meisten männlichen Westler wie ich gehören nun mal nicht zu der feingliedrigen Spezies Mensch. Schmal gebaute Ägypter und Asiaten haben zweifellos weniger Probleme beim Aufstieg.

Auch erfordert der steinige Weg eine gewisse Trittsicherheit.

Daher mein Tipp: Bitte diese Tour unbedingt nur mit gutem, geschlossenem Schuhwerk antreten – bitte keine Sandalen oder Flip-Flops!

Plötzlich ist Schluss mit dem Fußweg und es geht nicht mehr weiter. An manchen Stellen dieses “geologischen Meisterwerks” muss man sich tatsächlich an einem herunterhängenden Seil durch eine kaminähnliche Felsenspalte fast 7 Meter nach oben ziehen. Und zwar in einem Winkel von ca. 80 Grad.

Hier wird’s nun wirklich abenteuerlich und geradezu Indiana Jones-mäßig! Und das alles ohne Vorwarnung!

Dann endlich: “Licht am Ende des Tunnels!”

Oben angekommen, wartet schon das einheimische Team auf uns und zählt durch, wer den Felskamin geschafft hat.

Eine ältere Dame mit Gipsbein (!) musste an dieser Stelle passen und am Fuße des Felsens auf die Rückkehr der übrigen Trekking-Truppe warten.

Auch wenn unsere ägyptischen “Bergführer” bei der Bewältigung des Aufstiegs durchaus hilfsbereit sind… – nach oben, durch die Felsspalte, muss man sich schon selbst ziehen. Diese “Übung”  ist definitiv nichts für unsportliche, ängstliche, klaustrophobisch veranlagte oder gar behinderte Menschen.


Gipfeltreffen

Trotz allem: die Anstrengung wird belohnt, wenn man den höchsten Punkt des Canyons erreicht hat.

Hier lassen wir den Blick genüsslich über die geradezu erhabene Wüstenlandschaft des Sinai schweifen… was für eine Naturkulisse! So oder ähnlich mag sich Moses gefühlt haben, als er von Gott die Zehn Gebote empfing…

Reizvoll ist auch der Rückmarsch durch den Canyon bei der tiefer stehenden Sonne.

Der Kontrast zwischen dem tiefblauen Himmel, den gerade noch beschienenen, in goldenes Licht getauchte Berggipfel und den bereits im Schatten liegenden Schluchten hat ihren ganz eigenen eigentümlichen Reiz.

Außerdem sind die Temperaturen am späten Nachmittag bis zum Sonnenuntergang wesentlich angenehmer als in der Mittagshitze.


Mein Fazit

Eine eintägige Trekking-Tour durch den “Coloured Canyon” ist eine faszinierende Reise durch eine der spektakulärsten Landschaften der ägyptischen Wüste.

Die engen Schluchten, die von farbenfrohen Felsformationen gesäumt sind, bieten nicht nur eine beeindruckende geologische Vielfalt, sondern auch ein unvergessliches Naturerlebnis.

Wenn man nicht gerade in der Hochsaison unterwegs ist, wovon ich sowieso abraten würde, dann lassen die Stille und Abgeschiedenheit des “Coloured Canyon” eine tiefe Verbundenheit mit der Natur entstehen.

Der Wind, der sanft durch die Schluchten weht, und die gelegentlichen Klänge der Wüstenfauna verstärken das Gefühl der Ruhe und des Rückzugs.

Die eintägige Trekking-Tour durch die “farbige Schlucht” ist somit nicht nur eine Reise durch die Geschichte der Erdformationen, sondern auch eine Reise zu sich selbst.

Nun haben meine Frau und ich ja bereits “Wüstenerfahrungen” gesammelt. Während sie in Ras Al Khaima (VAE) quer durch Sanddünen surfte, erlebte ich Jordanien hautnah. Dort bin ich eine Woche lang durch die Sand- und Stein-Steppe von Wadi Rum geritten, und habe danach noch die grandiosen Felsreliefs im antiken Petra besucht.

Doch auch die Sinai-Halbinsel in Ägypten bietet Ihnen eine einmalige Gelegenheit, die Schönheit und Stille der Wüste einmal ganz anders zu erleben und den Eindruck einer einzigartigen Naturkulisse mit nach Hause zu nehmen!


© Text & Fotos: Jörg Baston. Redaktion: Nathalie Gütermann


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