Melaka: Malaysias koloniale Vergangenheit

❂ Die charmante Küstenstadt Melaka ist ein echtes Juwel, reich an Geschichte und  kulturellen Attraktionen ❂ Unter westlichen Touristen gilt die UNESCO-Weltkulturerbestätte noch immer als ein Geheimtipp. Für mich jedenfalls war es ein wahrhaftiger Genuss, durch die gut erhaltene Altstadt und am Fluss entlangzuschlendern. Lassen auch Sie sich überraschen und entdecken Sie, was dieses zauberhafte Kolonialstädtchen so alles zu bieten hat!

Melaka, auch Malakka oder Malacca genannt, liegt etwa zwei Stunden südlich von Kuala Lumpur und ist daher unbedingt einen Abstecher wert. Mieten Sie sich ein Auto oder buchen Sie einen Fahrer in Ihrem Hotel, so wie wir es gemacht haben. Mein Mann und ich waren im traumhaften Kolonialhotel “The Majestic” in KL untergebracht, und wollten danach unsere Reise in Malaysias Vergangenheit fortsetzen. “And here we go…!”


Lage von Melaka

Melaka liegt an der engsten Stelle der strategisch wichtigen Seestraße von Malakka, nach der die Stadt auch benannt wurde (Malacca Straits).

Mit einer Länge von 800 km verbindet die am meist befahrene Seestraße der Welt die  Andamanensee mit Singapur, dem Südchinesischen Meer und der Karimata Straße – einer Meerenge in Indonesien. Nach Schätzungen passieren täglich rund 2000 Containerschiffe diese Schlagader des Welthandels.

Das war schon früher so.

Kolossale Schiffe dockten im Hafen an und brachte Kaufleute aus dem nahe gelegenen Kambodscha, Siam, Burma, Borneo und Java wie auch aus Indien, China und Arabien nach Melaka.

Aufgrund der strategisch erstklassigen Lage entstand hier die berühmte Gewürzstrecke.

Der Handel mit Kräutern, Gold, Seide, Tee, Opium und Tabak erregte die Aufmerksamkeit der Kolonialmächte des Westens und Malakka fiel später in die Hände von drei Kolonialherren: den Portugiesen (1511 bis 1641), den Holländern (1641 bis 1824) und den Engländern (1824 bis 1957).


Melakas Historie im Detail

Historisch gesehen war Melaka ein wichtiges Sultanat in der Region. Es wurde im 15. Jahrhundert gegründet.

Wandmalereien an zahlreichen Häuserfassaden erinnern noch heute an die wechselvolle Geschichte zwischen 1445 und 1511, als vier Sultane über große Teile der malaiischen Halbinsel und Sumatra herrschten.

Diese Monarchen waren meistens in traditionelle Gewänder gekleidet, mit Turbanen als königliche Kopfbedeckung.

Während dieser Zeit führten arabische Händler den Islam ein – heute eine der vorherrschenden Religionen im Land. Deshalb kann man allerorts Moscheen sehen, die jedoch meist nicht für Touristen zugänglich sind. Ein Beispiel: die Malaka Straights Mosque (Masjid Selat Melaka), die im Jahre 2006 erbaut wurde.


Die Portugiesen

Im Jahre 1511 eroberten die Portugiesen das gesamte Gebiet von Melaka, was das Ende des unabhängigen Sultanats bedeutete.

Die Porte de Santiago ist das letzte Zeugnis der portugiesischen Festung A Famosa, die einst die Stadt umgab. Sie befindet sich in der Jalan Parameswara und ist den ganzen Tag geöffnet. Das Bauwerk ist als das größte und stärkste Fort in Südostasien bekannt.

Ganz in der Nähe sollten Sie sich auch das Maritim Museum ansehen, das sich der Seefahrts- und Handelsgeschichte widmet.  Originelle Idee: Es befindet sich in einem Nachbau einer portugiesischen Galeere, der “Flor de la Mar”, die im 16. Jhd. hier unterging.

Zumindest von außen sehenswert ist die St. Francis’ Institution, benannt nach dem heiligen Franziskus von Assisi. Die Jungenschule wurde einst von portugiesischen Franziskanermönchen gegründet und ist eine der ältesten Bildungseinrichtungen in Malaysia.

Interessant zu wissen: diese Schule fördert die sogenannte “Lasallianische Ausbildung”, die bis heute auf den Lehren des streng katholischen französischen Priesters Jean-Baptiste de La Salle (1651-1719) basiert.

Das Prinzip besagt: Menschen sollen ausgebildet und gefördert werden, unabhängig von ihrer sozialen oder wirtschaftlichen Herkunft. Lasallianische Schulen, die es weltweit gibt, legen Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung. Außerdem werden die Schüler und Mitarbeiter ermutigt, sich für soziale Gerechtigkeit und das Wohl anderer einzusetzen.


Die Holländer

Ab 1641 wurde das Gebiet von Holland beherrscht. Den Hauptplatz im Zentrum der Stadt tauften sie “Dutch Square“.

Dieser Platz besteht ausschließlich aus roten Gebäuden, und darauf komme ich gleich noch im Kapitel “Roter Platz” zu sprechen. Was fällt Ihnen auf dem Foto oben auf? Ganz richtig: es fehlen die Tulpen…!

Kurz nach ihrer Eroberung gründeten die Holländer die Niederländische Ostindien-Kompanie, um den lukrativen Handel weiter auszubauen und ihre Kontrolle über die Gewürzinseln in Südostasien zu festigen.

Fast zwei Jahrhunderte sollte die niederländische Herrschaft dauern. Da die Interessen der Holländer jedoch mehr im Osten lagen, verlor Melaka nach und nach an Bedeutung.


Die Briten

Im Jahr 1824, nach der Unterzeichnung des Vertrags von London, übernahmen die Engländer die Geschicke der Stadt. Doch der typisch britische Einfluss ist heute nicht mehr wirklich sichtbar. Bis auf wenige Ausnahmen wie diese…

Die katholische “Church of St. Francis Xavier”, benannt nach dem Missionar und Heiligen Franziskus Xavier, wurde 1856 während der britischen Kolonialherrschaft errichtet.

Architektonische Highlights sind der neugotische Stil mit hohen Gewölbedecken und bunten Glasfenstern. Laut Google ist das Gotteshaus aber “vorübergehend geschlossen”, deshalb informieren Sie sich bitte vorab, falls Sie Interesse an einer Besichtigung haben.


Altstadt: Rund um den “Roten Platz”

Bis heute hat sich Melaka ihren einzigartigen historischen Stadtkern mit seinen Kolonialbauten und typischen chinesischen Shop Houses bewahrt. Nicht alle Bauwerke sind renoviert, an vielen Ecken bröckelt der Putz. Doch genau das macht ja auch den Reiz aus.

Seit 2008 wird die Stadt gemeinsam mit George Town auf der UNESCO-Liste als Weltkulturerbe aufgeführt.


Die wichtigsten Attraktionen

Eigentlich dreht sich in Melaka alles um den “Dutch Square”, aufgrund seiner Farbgebung auch “Red Square” genannt. Seit 1911 wurden alle Gebäude feuerrot gestrichen, was den Fassaden einen faszinierend einheitlichen Look verleiht.

Das ist ein “must see” in Melaka, und als Tourist kann man sich immer daran orientieren. Jeder kennt diesen Platz! Zu den Hauptsehenswürdigkeiten gehören hier die Christ Church, der Clock Tower und das Stadthuys.


Christ Church

Dies ist eine christliche Kirche aus dem Jahre 1753. Besonders interessant ist der markante Glockenturm, der wie “ausgeschnitten” wirkt. Die Deckenbalken im Inneren des Gotteshauses wurden aus einem einzigen Baumstamm geschnitzt.


Der Uhrenturm

Der Uhrenturm von Melaka, auch bekannt als “Jam Gadang Melaka,” ist ein historisches Wahrzeichen in der Altstadt. Er wurde 1886 gebaut.

Der Turm hat eine beeindruckende Architektur mit gotischen und maurischen Einflüssen. Die Uhr selbst wurde in England hergestellt.

Der Uhrenturm diente ursprünglich als eine Art Glockenturm, der die Stadt Melaka mit seinen Glockenschlägen informierte. Später wurde die Uhr hinzugefügt und ist bis heute in Betrieb.


Queen Victoria Fountain

Der Königin-Victoria-Brunnen wurde 1904 im viktorianischen Stil errichtet und ist ein Überbleibsel aus der britischen Kolonialzeit in Malaysia. Die Errichtung des Brunnens erfolgte anlässlich des 60. Thronjubiläums von Königin Victoria, die von 1837 bis 1901 regierte.


Das alte Gouverneurshaus

Hinter dem Uhrturm und dem Springbrunnen erhebt sich das 1645 als Gouverneurshaus erbaute Stadthuys, übersetzt “Stadthaus”. Es ist eines der ältesten, noch stehenden niederländischen Kolonialgebäude in Südostasien.

Heute ist dort ein historisches und ethnologisches Museum untergebracht.


Damals & Heute


Interessant ist, wie sich die Kultur und damit das äußere Erscheinungsbild rund um die Christ Church im Laufe der Zeit verändert haben. Hier ein Vergleich der Jahre 1886, 2007 und 2023:

1886

2007

2023


Der Pokémon -Wahnsinn

So schön dieser Rote Platz auch sein mag, so wird eben diese Schönheit von furchtbar geschmacklosen, kitschigen Rikschas mit schrill bunten Plastik-Girlanden und Pokémon-Figuren verunstaltet.

Ohrenbetäubender Lärm wabbert über den Platz. Jedes der grellen Fahrzeuge lässt seine eigene Musik-Box mit gellenden Melodien laufen.

Offenbar scheint hier eine Touristen-Klientel bedient zu werden, die an so etwas Spaß hat…!

 


Das Kolonialviertel bei Nacht

Unsere Rettung: In den Nachtstunden, wenn sich die Massentouristen in ihre Unterkünfte zurückgezogen haben und auch die Pokémon-Bespaßung-Rikschas endlich Ruhe geben…

… dann entfaltet die Gegend rund um den Roten Platz ihren ganz besonderen Charme.


Mein Tipp: Den Stadtrundgang zu sämtlichen anderen Attrakionen in Melaka beginnt man am besten hier, am roten “Dutch Square”.


© Redaktion und Fotos: Nathalie Gütermann & Jörg Baston


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