Tac Bat: Die Mönchsspeisung in Luang Prabang

Tak Bat („Mönchsspeisung“) ist eine spirituelle Tradition, die in Luang Prabang seit Jahrhunderten unverändert praktiziert wird. Sie symbolisiert die enge Verbindung zwischen der Gemeinschaft und den buddhistischen Mönchen, die von gegenseitiger Unterstützung geprägt ist. Die Stille des frühen Morgens und die “Alms Giving”-Zeremonie an sich schaffen eine einzigartige Atmosphäre.


5 Uhr morgens! Ich schäle mich todmüde aus dem Bett, doch das hat seinen guten Grund: Heute wollen meine Freundin Alexandra und ich die berühmte Mönchsspeisung erleben, eine der unverzichtbaren Attraktionen dieser Stadt. Unser Ziel: das Café Laos. Ganz in der Nähe, in der Sisavangvong Road, werden die heiligen Männer in ihren leuchtend orangefarbenen Roben ab etwa 6 Uhr früh würdevoll an den Gläubigen vorbeiziehen, um die dargebrachten Almosen entgegenzunehmen.

Leider hat sich diese Zeremonie im Laufe der Zeit stark verändert. Während die Einheimischen andächtig auf der Straße knien und in stillem Respekt auf die Mönche warten, drängen sich unzählige Schaulustige mit gezückten Kameras entlang der Straße – oft ohne gebührende Distanz. Doch trotz des touristischen Andrangs bleibt die Zeremonie ein beeindruckendes kulturelles Highlight.


Café de Laos

Das „Café de Laos“, früher bekannt als The Chang Inn, befindet sich im Herzen der historischen Altstadt in einem über hundert Jahre alten Haus, das noch den Charme der französischen Kolonialzeit widerspiegelt.

Die Besitzerin des Burasari Hotels, in dem wir untergekommen sind, hatte uns den wertvollen Tipp gegeben, denn das Café liegt in unmittelbarer Nähe des spirituellen Geschehens. Um sicherzugehen, dass wir die Prozession nicht verpassen, sind wir eine halbe Stunde zu früh da. Diese Zeit nutzen wir, um in aller Ruhe unseren Tee zu trinken und die besondere Atmosphäre des erwachenden Morgens zu genießen. Im sanften Licht der Dämmerung zeigt sich Luang Prabang von seiner magischen Seite.

Unsere Lebensgeister sind endlich geweckt, und mit gespannter Vorfreude warten wir zwei auf das, was gleich kommen mag. Hier lässt es sich wunderbar aushalten: Das Innere des Cafés strahlt mit seiner stilvollen Einrichtung eine behagliche Ruhe aus. Antike Möbel, liebevoll ausgewählte Details und warme Farben schaffen eine Atmosphäre, die an ein gemütliches Wohnzimmer erinnert.

Besonders bekannt ist das Café wegen seines hervorragenden Kaffees, der aus hochwertigen Bohnen aus den laotischen Hochländern hergestellt wird.
Diese Bohnen, die unter idealen klimatischen Bedingungen in den fruchtbaren Bergregionen gedeihen, verleihen dem Getränk ein unvergleichliches Aroma.

Neben klassischen Zubereitungsmethoden wird hier auch die traditionelle Siphon-Methode angeboten. Diese kunstvolle Art der Kaffeezubereitung, bei der die Bohnen mithilfe eines speziellen Glasgeräts unter Vakuumdruck aufgebrüht werden, bringt die feinsten Nuancen zur Geltung. 

12 verschiedene Kaffee- und Teesorten werden hier angeboten. Dazu hausgemachtes Gebäck, leckere Sandwiches und, wer mag, auch ein komplettes Frühstück.


Bedeutung der Mönchsspeisung

Für die buddhistischen Mönche in Luang Prabang ist „Tak Bat“ eine tägliche Pflicht. Diese ermöglicht es ihnen, sich ganz und gar auf ihre Gebete, Meditation und Seelsorge zu konzentrieren, ohne sich um die Beschaffung von Nahrung kümmern zu müssen. Für die Gläubigen wiederum ist es eine Möglichkeit, Gutes zu tun und ihr Karma zu verbessern.

Foto: Luang Prabang Tourist Office, tourismluangprabang.org

Die Prozession der Mönche ist ein Symbol des Gebens und Nehmens, ein zentraler Wert im Buddhismus. So soll Tak Bat das Gemeinschaftsgefühl der jeweiligen Dorfgemeinschaft und die Bindung der Bewohner an ihre Religion stärken.


Wann und wo findet die Mönchsspeisung statt?

Und da kommen sie…! Die Zeremonie findet täglich bei Sonnenaufgang statt, normalerweise zwischen 5.30 und 6.30 Uhr, je nach Jahreszeit. Hunderte von Mönchen verlassen dann ihren Tempel und ziehen in einer stillen Prozession durch die Straßen der Stadt. Meist ist es um diese Uhrzeit noch sehr still. Nur das leise Rascheln der safranfarbenen Mönchsgewänder und das Gemurmel der Gläubigen sind zu hören.

Die Hauptstraße „Sisavangvong Road“ ist der bekannteste und meistbesuchte Ort. Er liegt in unmittelbarer Nähe mehrerer sehenswerten Tempel wie Wat Xieng Thong oder Wat Mai Suwannaphumaham, dem größten Tempel in Luang Pabang. Aber auch abseits der Hauptstraße, in den ruhigeren Seitenstraßen oder vor kleineren Tempeln wie dem Wat Sensoukharam, kann man die Mönche bei ihrem Ritual beobachten.


Ablauf der Mönchsspeisung

Die Mönche – tagsüber in Sandalen unterwegs – kommen als Zeichen ihrer Bescheidenheit barfuß. Die älteren Mönche gehen voran, gefolgt von den jüngeren. Während der Prozession meditieren die Mönche und konzentrieren sich auf ihre spirituelle Praxis.

Die Gläubigen sitzen bereits in stiller Andacht am Straßenrand, ebenfalls barfuß und in traditionelle Kleidung gehüllt. Vor ihnen stehen kleine gefüllte Körbe mit Reis, Früchten, kleinen Snacks und andere Gaben für den alltäglichen Gebrauch. Stehen die heiligen Männer vor einem, legt jeder Gläubige seine Gaben in deren Almosenschalen, die schweigend und ohne Blickkontakt entgegengenommen werden. Es gibt keinerlei Unterhaltung und noch nicht mal ein Lächeln. Nur die stille, spirituelle Verbindung der Menschen während dieses jahrhundertealten Rituals.

Eines wird Ihnen bei dieser Zeremonie sicherlich auffallen: Männer dürfen beim Almosengeben stehen, während Frauen verpflichtet sind, zu sitzen. Außerdem darf niemand höher stehen als die Mönche – eine Regel, die tief im buddhistischen Glauben verwurzelt ist. Auf den ersten Blick mag das vielleicht ungewöhnlich wirken, doch es spiegelt den Respekt wider, der den Mönchen entgegengebracht wird.

Wer Fotos machen möchte, sollte wachsam sein: Die Prozession der Mönche verläuft in einer beeindruckend routinierten und zügigen Geschwindigkeit. Innerhalb weniger Minuten ziehen sie an den Gläubigen vorbei. Da ist schnelles Reaktionsvermögen gefragt, wenn man den besonderen Moment einfangen möchte.


Worauf sollten Besucher achten?

Wer an dieser tief religiösen Zeremonie teilnehmen möchte, sollte einige wichtige Punkte beachten. Grundsätzlich gilt es, stets respektvoll zu bleiben und die Zeremonie nicht zu stören – die Würde dieses heiligen Rituals steht über allem. Die Do’s & Donts’, an die man sich halten sollte, hat die Tourismusbehörde veröffentlicht, und diese listen wir unten in der Infobox*.


Fazit

Die „Alms Giving“-Zeremonie in Luang Prabang bleibt für uns unvergesslich. Dieses heilige Ritual hat uns tief berührt und uns die spirituelle Tiefe der buddhistischen Kultur sehr anschaulich nähergebracht. 

Damals wie heute verbringen übrigens noch viele junge Männer einen Teil ihres Lebens als Novizen oder Mönche, um ihre geistige Entwicklung zu fördern und der Gemeinschaft zu dienen.

Alles in allem hat uns die Mönchsspeisung gezeigt, dass wahre Spiritualität selbst im Trubel des Tourismus noch ihren Platz hat. Frühaufsteher können den Tag danach nutzen, um die kulturellen Highlights von Luang Prabang zu erkunden – oder sich einfach in einer der charmanten Bars, Restaurants oder Lounges niederlassen, ein erfrischendes Lao Beer genießen und den Tag einfach mal Tag sein lassen. Ganz nach dem Vorbild der Mönche!


© Text & Fotos: Nathalie Gütermann


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Information

* Hinweis der Tourismusbehörde von Luang Prabang

Das Ritual erfordert Stille und Zurückhaltung. Gespräche, lautes Lachen oder andere Störungen sind zu vermeiden. Spenden Sie nur dann, wenn es für Sie eine Bedeutung hat. Wenn Sie keine Gabe machen möchten, halten Sie bitte einen angemessenen Abstand ein und sorgen Sie dafür, dass Sie weder die Prozession der Mönche noch die Gläubigen stören oder behindern:

• Für die Gaben bringen Sie am besten früh morgens Klebreis vom lokalen Markt mit oder kaufen Sie ihn bei Verkäufern, die entlang der Route der Mönche vorbereitet sind.

• Fotografieren ist zwar erlaubt, aber nur aus respektvoller Distanz erfolgen. Vermeiden Sie unbedingt Blitzlicht, da dies sowohl die Mönche als auch die Gläubigen stört.

• Kleiden Sie sich angemessen: Schultern, Brust und Beine sollten bedeckt sein.

• Vermeiden Sie körperlichen Kontakt mit den Mönchen und halten Sie, wenn Sie die Zeremonie nur beobachten, mindestens fünf Meter Abstand zu ihnen. Frauen dürfen die Männer auf keinen Fall berühren!

• Denken Sie daran, dass große Busse im UNESCO-Weltkulturerbegebiet von Luang Prabang verboten sind und in diesem Kontext äußerst störend wirken.