Pak Ou: Die Buddha-Höhlen von Laos

Die Buddha-Höhlen („Pak Ou Höhlen“) gehören zu den bekanntesten kulturellen Stätten in Laos. Sie liegen etwa 25 Kilometer nördlich von Luang Prabang direkt am Mekong und sind nur per Boot zu erreichen. Die beiden Höhlentempel mit einer unvergleichlichen Anzahl von Buddha-Statuen sind ein wichtiger Bestandteil des laotischen Buddhismus.


Historischer Hintergrund

Die Höhlen von Pak Ou gehen auf eine lange Geschichte zurück, die bis ins 16. Jahrhundert reicht. Ursprünglich wurden sie von den laotischen Königen als spirituelles Zentrum genutzt. Berühmt sind sie vor allem für unfassbar viele Buddha-Statuen.

Seit Jahrhunderten bringen Pilger und Gläubige Buddhafiguren in verschiedenen Größen und Materialien als Opfergaben oder Zeichen ihrer Verehrung in die Höhlen.

Der Höhlentempel in seiner heutigen Form ist somit das Ergebnis jahrhundertelanger Pilgerfahrten. Man schätzt, dass sich in den beiden Höhlen insgesamt etwa 6.000 Buddha-Statuen befinden.


Religiöse Bedeutung der Höhlen

Beide Höhlen symbolisieren den tief verwurzelten Glauben der laotischen Bevölkerung und sind ein wichtiger Pilgerort für Buddhisten. Noch heute wollen gläubige Buddhisten in Laos mindestens einmal in ihrem Leben den Höhlentempel besuchen.

Besonders während des laotischen Neujahrsfestes strömen Pilger zu den Höhlen, um an den traditionellen Reinigungsritualen teilzunehmen. „Pi Mai Lao “ ist ein farbenfrohes und fröhliches Fest, das jedes Jahr Mitte April stattfindet.

Es ist vergleichbar mit “Songkran” in Thailand und für die Menschen ist dies eine Zeit der Erneuerung und des Zusammenkommens. Ein wichtiger Bestandteil des Festes ist das Ritual der Wasserreinigung, bei dem die Buddha-Statuen mit Wasser bespritzt werden, um das alte Jahr von Sorgen und symbolischem Staub zu säubern und das neue Jahr frisch und rein zu beginnen. 


Mekong-Fahrt zu den Höhlen

Die Höhlen von Pak Ou sind grundsätzlich nur über den Mekong, die Lebensader Südostasiens, zu erreichen. Vonder UNESCO-Weltkulturstadt Luang Prabang aus, der ehemaligen Hauptstadt des südostasiatischen Landes, werden regelmäßig entsprechende Bootsfahrten angeboten. 

Ich bin mit meiner Freundin Alexandra unterwegs. Schon die etwa zweistündige Fahrt auf dem Mekong in einem dieser schmalen traditionellen „Longtailboote“ ist für uns ein Erlebnis. Sie sind fester Bestandteil der laotischen Bootskultur und unterscheiden sich nur durch ihre Überdachung von den vergleichbaren Flussbooten in Thailand.

Während man langsam den mächtigen Fluss hinuntergleitet, kann man bereits auf dem Weg zu den Höhlen die Schönheit der Umgebung in vollen Zügen genießen. Da die recht geräumigen Ausflugsboote über einen gewissen Komfort verfügen, kann man es sich während der Fahrt richtig gut gehen lassen. Es besteht auch die Möglichkeit, unterwegs traditionelle Dörfer zu besuchen, in denen beispielsweise traditionelle Töpferwaren hergestellt werden. Ein Tipp ist der Besuch des „Whiskey Village“ Xang Hai, wo Reiswein und der lokale Reiswhiskey „Lao-Lao“ hergestellt werden.

Schon von weitem fällt die spektakuläre Lage der beiden Buddha-Grotten auf. Die Kombination aus dem mächtigen Mekong, den bizarren Kalksteinfelsen und der umgebenden Natur schafft eine faszinierende Landschaft.


Lage und Struktur der Höhlen

Die Pak Ou Buddha Höhlen befinden sich in einem geteilten Kalksteinfelsen unter einem spektakulären Felsüberhang. Die Ausflugsboote legen einen einfachen Holzsteg an. Der Zugang zu den Höhlen erfolgt über eine weißgetünchte, zickzackförmige Treppe.

Der Höhleneingang und die weiße Begrenzungsmauer, die aus dieser Perspektive wie Reiszähne aussieht, erinnern an das halb geöffnete Maul eines Bergriesen. Etwas unheimlich, wenn man sich dem Höhleneingang von unten nähert!

Die „Pak Ou Höhlen“ bestehen aus zwei Haupthöhlen: Die größere untere Höhle „Tham Ting“ und die obere Höhle „Tham Theung“. Gemeinsam ist beiden die einzigartige Kombination aus natürlichen Höhlenformationen und einer Vielzahl von Buddha-Statuen. Allerdings unterscheiden sich die Schwesterhöhlen in Bezug auf Lage, Ausblicke sowie die Größe und Anordnung der Statuen.

So besticht die untere Höhle eher durch ihre Lebendigkeit und die Vielzahl kleinerer Statuen, während die obere Höhle mit weniger aber dafür größeren Statuen eine sehr ruhige, ja sogar geheimnisvollere Atmosphäre ausstrahlt. Auf Letztere komme ich etwas später zu sprechen. Beginnen wir zunächst mit der Haupthöhle…

 


Untere Höhle „Tham Ting“ 

Die „Tham Ting“ liegt näher am Fluss und ist daher die erste Höhle, die man nach der Ankunft mit dem Boot erreicht. Sie ist größer und heller als die obere Höhle und enthält Abertausende kleine und mittelgroße Buddha-Figuren. Man schätzt, dass hier etwa 4. – 5.000 Statuen in verschiedenen Größen und Materialien aufbewahrt werden.

Die verwendeten Materialien reichen von Holz und Bronze über Keramik, Harz und Stein bis hin zu Smaragd. Manche Statuen sind auch mit Blattgold verziert. Nicht nur die schiere Anzahl, sondern auch die Vielfalt der Buddha-Bildnisse fasziniert. 

Neben dem laotischen Buddhismus sind übrigens auch einige Beispiele des thailändischen und chinesischen Buddhismus vertreten. Die Figuren nehmen verschiedene Posen oder Mudras ein. Jede Fläche ist mit Skulpturen gefüllt, was manchmal an einen Souvenirladen erinnert.

Durch die Öffnung der unteren Höhle zum Mekong fällt relativ viel Tageslicht ein, was für eine helle und freundlichen Atmosphäre sorgt. Die Lichtstrahlen, die auf die Buddhastatuen fallen sind, erzeugen ein eindrucksvolles Spiel von Licht und Schatten.

Durch die unmittelbare Lage am Flussufer und die größere Öffnung der unteren Höhle bietet sich den Besuchern ein einzigartiges Panorama auf den Mekong und die tropische Landschaft im Hintergrund.

Ist das nicht ein grandioser Anblick? Die scharfen Silhouetten der Buddha-Statuen heben sich vor dem dunklen Höhleneingang ab. Diese unglaubliche  Atmosphäre von Mystik und Geheimnis ist mir auch heute noch im Gedächtnis. 


Obere Höhle „Tham Theung“

Die obere Höhle „Tham Theung“ bietet dem Besucher ein völlig anderes Erlebnis. Mit rund 60 Metern über dem Flussniveau liegt sie deutlich höher als ihre Schwesterhöhle, und man muss zunächst ein schweres Eisentor passieren, um hineinzugelangen.

Da sie etwas abseits liegt, ist sie auch weniger besucht und wirkt daher viel ruhiger und kontemplativer als die Haupthöhle. Das Innere der Höhle ist auffallend dunkel, und der Kontrast zwischen dem hellen Tageslicht und der Dunkelheit im Inneren steigert die Neugier der Besucher.

Vor dem Eingang verkaufen Händler ihre Waren, zum Beispiel Räucherstäbchen und Kerzen, die von Einheimischen während ihres Gebets zeitgleich angezündet werden. 

Mein Tipp: Nehmen Sie eine Taschenlampe mit oder nutzen Sie eine andere Lichtquelle, um die Buddha-Statuen und Reliefs im Inneren zu betrachten. Eine einfache Kerze reicht nicht aus, um die rund 2.000 Buddhastatuen zu betrachten, die direkt auf dem Boden oder in den in Fels geschlagenen Regalen stehen. 

Hier befinden sich auch einige der ältesten und wertvollsten Buddha-Statuen, um die sich legendäre Geschichten rund um den Theravada-Buddhismus ranken. Im Gegensatz zu Tham Ting, wo die Statuen eher klein und zahlreich sind, findet man in Tham Theung oft größere und imposantere Buddha-Figuren. Diese sind überwiegend aus Holz, Stein oder Messing gefertigt.

Während wir durch das dunklem Höhleninnere spazieren, werden wir unwillkürlich an den „Dambulla Höhlentempel “ in Sri Lanka und die Khao Luang Höhlen “ in Thailand erinnert.

Auffallend: In dieser oberen Pak Ou-Höhle sind die Abstände zwischen den einzelnen Buddha-Statuen wesentlich größer als unten, und nur vereinzelt werden ganze Buddhagruppen angestrahlt. Die im Scheinwerferlicht golden schimmernden Figuren wirken auf uns besonders mystisch.

Ich selbst bin dem Buddhismus sehr zugetan, aber auch als Nicht-Buddhist spürt man die besondere Magie dieses Ortes!


Rückfahrt nach Luang Prabank

Nach der mehrstündigen Besichtigung der beiden Höhlen geht es zurück zu unserem am Ufer des Mekong liegenden Boot, das uns wieder nach Luang Prabang bringt.

Die Rückfahrt ist mindestens so interessant wie die Hinfahrt. Wieder beeindruckt die idyllische Landschaft mit bewaldeten Hügeln und kleinen Dörfern am fließenden Mekong. 

Und: Der bevorstehende Sonnenuntergang taucht den Himmel in einem ganzen Farbenspektrum – von zarten Pastelltönen bis hin zu kräftigem Rot und Orange.

Diese Farben spiegeln sich im Wasser des Mekong und verleihen der Landschaft eine fast surreale Schönheit. Langsam tuckern wir dahin, die letzten Sonnenstrahlen tanzen auf dem Wasser… 

… und für die nächste Stunde ist Chillen angesagt. Zeit für einen Drink, den uns unser Bootsführer mit einigen Snacks auf dem Korbtablett serviert. “Cheers…” auf einen unvergesslichen, spirituell angehauchten Traumtag!


Fazit

Ein Besuch der „Pak Ou Höhlen“ ist ein Muss für jeden Laos-Reisenden. Nicht nur die Höhlen selbst, sondern die gesamte Reise von Luang Prabang auf einem Boot entlang des Mekong Rivers bietet eine hervorragende Gelegenheit, die kulturelle und esoterische Essenz dieses bezaubernden Landes hautnah zu erleben.


© Text & Fotos: Nathalie Gütermann


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Information

Respektvolle Kleidung sollte eine Selbstverständlichkeit sein, da die Höhlen heilig sind. 

Der Eintritt zu den Pak Ou Höhlen ist gebührenpflichtig, aber diese ist gering und dient ausschließlich dem Erhalt dieses Kulturerbes.

Es wird empfohlen, für den Besuch der Höhlen festes Schuhwerk, Wasser und eine Taschenlampe mitzubringen. 

Die beste Zeit für einen Besuch der beiden Schwesterhöhlen die Trockenzeit zwischen November und März. Dann ist das Wetter angenehm und die Flüsse gut befahrbar.