Wasserstadt Zhujiajiao: Kezhi Yuan-Garten

Der „Kezhi Yuan-Garten“ ist eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Wasserstadt Zhujiajiao. Dieser Garten, der auch als „Garten der gelehrten Pflanzen“ bekannt ist, vereint traditionelle chinesische Architektur, Gartenkunst und kulturelle Symbolik. Er wurde in der späten Qing-Dynastie (1644-1912) erbaut und gilt als einer der größten und am besten erhaltenen traditionellen Gärten der Region.

Das „Kezhi Yuan“ liegt in der Xijin-Straße im nördlichen Teil der berühmten Wasserstadt Zhujiajiao. Jahrhunderts erbaut und spiegelte die Eleganz und den Reichtum der damaligen Zeit wider.

Der Name des Gartens, „Kezhi“, bedeutet übersetzt „Vergiss das Lernen und die Landwirtschaft nicht“. Denn die chinesische Gartenkunst hat ihre Wurzeln in der Landwirtschaft. Die ersten Gärten dienen dazu, Nahrung zu produzieren und die Schönheit der Natur zu genießen. Auch heute noch finden sich in vielen Gärten Elemente, die an die Landwirtschaft erinnern, wie Obstbäume, Gemüsebeete oder kleine Teiche zur Fischzucht.

Der Garten kombiniert traditionelle chinesische Bauten wie Pavillons, künstliche Berge und Teiche mit Elementen westlicher Architektur, darunter einige moderne Bauten der frühen 1900er Jahre.

Im Laufe der Jahre wurde der Garten mehrfach restauriert, um sein ursprüngliches Design und seine historische Bedeutung zu erhalten. Heute besteht der Garten im Wesentlichen aus drei Teilen: einem Hallenbereich (Wohnbereich), einem künstlichen Hügelbereich und einem Garten- und Landwirtschaftsbereich.

Die Gestaltung des Gartens folgt dabei den Prinzipien des „Feng Shui“ und bietet eine harmonische Verbindung von Natur und Architektur. Man wird unwillkürlich an den „Yuyuan-Garten in Shanghai erinnert, einer der bekanntesten klassischen Gärten Chinas“ (siehe unseren Shanghai Reisebericht „ Yuyuan-Garten Shanghai: Juwel der Gartenkunst“).

Pavillons, Brücken und Teiche laden den Besucher zum Verweilen ein und bieten immer wieder neue Perspektiven auf die üppig bewachsene Gartenlandschaft.

Im Zentrum des Gartens, auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel, steht ein mehrstöckiger Pavillon, der „Mondpavillon“ (Daguanting). Er markiert den höchsten Punkt von Zhujiajiao. Von hier aus überblickt man die gesamte Anlage mit ihren malerischen Teichen, geschwungenen Wegen und kunstvoll arrangierten Pflanzen.

Überall in der Gartenanlage stößt man auf symbolträchtige Details. So stehen Steinbrücken, Blumengärten und Bambushaine für Glück, Langlebigkeit und Weisheit. Wasser symbolisiert Leben und Fruchtbarkeit.

Grundsätzlich spiegelt die Anordnung von Wasser, Felsen, Pflanzen und Gebäuden die kosmische Ordnung wider und soll dem Gartenbesucher ein Gefühl von Ausgeglichenheit und Harmonie vermitteln. Felsen stehen beispielsweise für Berge und symbolisieren Stabilität, Dauerhaftigkeit und Erdverbundenheit.

Fazit: Gärten haben in der chinesischen Kultur eine sehr tiefe Bedeutung, die weit über ihre ästhetische Funktion hinausgeht. Sie sind Spiegel der Seele, Orte der Ruhe und Inspiration und verkörpern wichtige philosophische und religiöse Konzepte.

Hier im „Kezhi Yuan-Garten“ wird diese chinesische Philosophie für den Besucher besonders greifbar. Auch wenn man mit der für den westlichen Besucher stark philosophisch-religiös aufgeladenen Gartenkultur weniger anfangen kann: Es macht einfach Spaß, durch diese ästhetisch schöne grüne Oase der Ruhe zu flanieren!


© Text: Jörg Baston, Fotos: Nathalie Gütermann