Tunnel von Cu Chi

Die „ Tunnel von Cu Chi“ sind ein weitverzweigtes Tunnelsystem, das etwa 70 km nordwestlich von Ho-Chi-Minh-Stadt liegt. Sie spielten während des Vietnamkriegs eine bedeutende militärische Rolle. Die Tunnel dienten den damaligen Vietcong-Kämpfern als Verstecke, Wohnräume, Kommunikationsrouten und Lager für Waffen und Vorräte.

Die Tunnel waren ein zentraler Bestandteil der Guerillataktik der Vietcong im Vietnamkrieg.  Sie ermöglichten den Kämpfern, unbemerkt zu operieren, Überraschungsangriffe durchzuführen und sich vor den militärisch überlegenen US-Truppen zu schützen. Vor dem Betreten des Tunnels wird ein kurzer Film gezeigt, der die historische Bedeutung des Tunnels und deren Rolle im Vietnamkrieg erklärt. Es gibt auch Exponate mit Artefakten aus der Zeit des Krieges zu sehen, die das alltägliche Leben und die Kriegsführung dokumentieren.


Tunnelbesichtigung

Das weitverzweigte Tunnelsystem erstreckte sich über mehr als 250 Kilometer und bestand aus mehreren raffiniert gestalteten Ebenen.

Besucher können heute einige Teile des Tunnelsystems betreten, die speziell für Touristen entwickelt wurden, um sie begehbar zu machen – auch für in der Regel größere westliche Besucher. Diese Tunnel vermitteln einen Eindruck von den extremen Verhältnissen, unter denen die Kämpfer leben. Dabei müssen sich Besucher oft bücken oder kriechen, was das Gefühl von Enge und Isolation verstärkt. Sie wurden immerhin für erheblich zierlichere Vietnamesen konstruiert!

Entlang der Strecke gibt es Modelle und Darstellungen des damaligen Kriegsalltags, einschließlich nachgebauter Unterkünfte und Waffenlager sowie vietnamesischer Gefallener. Diese Szenen zeigen, wie die Vietcong den Krieg geführt haben und wie das Leben im Untergrund konkret aussah. Das Tunnelsystem enthielt Schlafbereiche, Küchen, Krankenstationen …

… sowie Kommandozentralen und Waffenlager.

Die engen und niedrig gehaltenen Tunnel machten es damals für Feinde, insbesondere die amerikanischen Soldaten während des Vietnam-Kriegs, schwierig und gefährlich, die Tunnel zu betreten und zu bekämpfen. Besucher können auch die verschiedenen, in der Umgebung integrierten Fallen sehen, die von den Vietcong genutzt wurden, um die US-Soldaten abzuwehren. Diese dienen sowohl der Verteidigung als auch dem Überraschungsangriff.

Außerdem waren viele Tunnel mit Fallen und getarnten Ausgängen versehen, was die Verteidigung der Vietcong zusätzlich verstärkte.

Oben wieder angekommen, gibt es auch die Möglichkeit, in nachgestellten Szenen eine Vorstellung von dem überirdischen Kriegsalltag der damaligen Vietcong-Kämpfer zu erhalten.

Auch ein veritabler Panzer der Vietcong kann von den Besuchern bestaunt werden.

Besonders beklemmen fand ich einen besonders gekennzeichneten Bombenkrater, der von den berüchtigten amerikanischen B52-Bombern verursacht wurde. Diese wurden von den USA vor allem für strategische Bombardierungen eingesetzt. Sie führten damals massive Luftangriffe durch, mit dem strategischen Ziel, Nordvietnam zu schwächen und die Truppen der Vietcong in Südvietnam zu zermürben.

Ähnliche düstere Erfahrungen konnten wir insbesondere auch bei unserem Besuch des Tempelkomplexes My Son in Zentralvietnam machen.


Schießplatz

Für Touristen, die ein Gefühl für die Kriegswaffen bekommen möchten, gibt es auf dem Gelände schließlich noch die kostenpflichtige Möglichkeit, unter Aufsicht historische Waffen wie das AK-47 oder M16 auf einem speziellen Schießstand auszuprobieren.

Vorher gibt es noch eine kurze Einführung in die Waffen und die verschiedenen, damals verwendeten Munitionsarten.

Zur Verfügung steht das legendäre M16-Gewehr , ein automatisches Sturmgewehr, das von den US-Streitkräften im Vietnamkrieg eingesetzt wurde und das bis heute eines der am weitesten verbreiteten Gewehre weltweit ist.

Was ich stark unterschätzt habe, ist der enorme Rückstoß des Maschinengewehrs. Meine Schulter schien auch bei einem einzigen Schuss geradezu wegzuliegen, sodass mein Instructor freundlicherweise etwas manuelle Unterstützung gab. Die Feuerstoß-Option der M16 mit Drei-Schuss-Salven habe ich dann erst gar nicht ausprobiert!


Fazit

Ein Besuch des Cu Chi-Tunnels bietet eine einzigartige, wenn auch durchaus beklemmende Erfahrung. Man erhält einen authentischen Einblick in die Kriegsstrategie, die Härten des Kriegsalltags und das Leben der vietnamesischen Guerillakämpfer während des Vietnamkriegs. Auch beeindruckte die damals bemerkenswerte Widerstandskraft der vietnamesischen Guerillakämpfer gegenüber einer veritablen Weltmacht.

© Text & Fotos: Nathalie Gütermann, Jörg Baston