Auf dem Pferdrücken durch Theben

Erleben Sie ein unvergessliches Abenteuer auf dem Rücken eines „Arabers“. Reiten Sie gemütlich durch die fruchtbare Landschaft von Westtheben – über sandige Pfade, entlang der Nilkanäle und durch malerische Dörfer. Beobachten Sie den Alltag der Einheimischen – nicht aus der Perspektive eines Reisebusses, sondern vom Rücken eines Pferdes aus. Am Ziel der Tagestour, „Medinet Habu“, spannen Sie Ihr Pferd einfach vor und besichtigen diesen prächtigen altägyptischen Totentempel!


Feluken-Fahrt von Luxor nach Theben-West

Zunächst überqueren wir am frühen Morgen in Luxor mit einer der traditionellen „Feluken“ den hier recht breiten Nil. Allein dieses einmalige Erlebnis ist einen eigenen Reisebericht wert (siehe „Feluken-Fahrt auf dem Nil“ ). Hier ein Foto mit unserem Reiseziel, Theben-West, im Hintergrund. Gut zu erkennen: Die im Sonnenaufgang rot leuchtenden imposanten Thebaner Berge, einem Teil des Libyschen Gebirges.

In Theben-West bzw. Der sogenannte „West Bank“ angekommen, gehen wir einige hundert Meter zu den „ PHARAOHS STABLES horse & camels“ , einem beliebten Anbieter von Reittouren in Luxor. Man kann zwischen verschiedenen Touren wählen, von kurzen Ausflügen in die Dörfer bis hin zu mehrtägigen Abenteuern. Wir entscheiden uns für einen Tagesritt durch die malerische Feld- und Dorflandschaft von Theben-West zum Totentempel „Medinet Habu“.


Vorbereitung: Tagestour mit arabischen Pferden

Ein kurzes Wort zu den berühmten „arabischen Pferden“ ( Araber ): Diese eleganten Tiere sind seit Jahrhunderten fester Bestandteil der ägyptischen Kultur. Sie sind mittelgroß, haben einen relativ kleinen, aber „edlen“ Kopf mit großen, ausdrucksvollen Augen. Obwohl ihre Bedeutung in der Landwirtschaft und im Transportwesen zurückgegangen ist, haben sie ihre Rolle als Sport- und Freizeitpferde behalten.

Da wir alle drei bereits reiten können (siehe auch Reiseberichte über Reittouren in Jordanien: 6-Tage Reiterlebnis im Wadi Rum sowie in Indien: Pushkar- Reitausflug ), ist eine Einweisung in die „Kunst des Reitens“ durch unseren Führer nicht notwendig. Wir haben unsere Reithelme bekommen und können sofort loslegen!

Unser Führer, ein Student der Kairoer Universität, wurde im ländlichen Theben-West geboren und kennt daher natürlich jeden Winkel der Landschaft. Er reitet auf einem Esel voraus und wir dritt auf unsere Pferde hinterher.


Ritt durch die Felder von Theben-West

Die Felder von Theben-West sind ein Mosaik aus sattem Grün und goldgelben Äckern. Hier wird traditionelle Landwirtschaft betrieben, vor allem Gemüse, Obst und Getreide.

Während wir auf schmalen Feldwegen an den grünen Feldern vorbeifahren, haben wir im Hintergrund immer einen Blick auf die imposanten Thebaner Berge, einem Teil des Libyschen Gebirges. Man kann sich gut vorstellen, wie das Leben hier vor Tausenden von Jahren ausgesehen haben muss. Überall die Umrisse von niedrigen, erdfarbenen Häusern und einzelnen Palmengruppen in der Landschaft.

Zu diesem Eindruck tragen auch die Feldarbeiter (Fellachen) bei, die noch mit geradezu archaischen Handgeräten und Eselskarren unterwegs sind. Hier scheint die Uhr in der Zeit der ägyptischen Pharaonen zu sein! Der Duft von frisch gemähtem Gras, feuchtem Boden und den vielen Kräutern, die hier wachsen, erfüllt die Luft.

Während des gemächlichen Ritts können wir die Ruhe der Natur genießen und die Weite der Landschaft bewundern. Die Thebäischen Berge, ein Teil des Libyschen Gebirges, ragen imposant in den Himmel und bieten eine eindrucksvolle Kulisse. Die Felsformationen erzählen Geschichten aus Millionen von Jahren und lassen die gewaltigen Kräfte der Natur spüren.

Die Wärme der Sonne auf der Haut, der leichte Wind in den Haaren, die sanfte Gang des Pferdes unter dem Reiter – ein unvergessliches Erlebnis für alle Sinne.


Ritt durch die Dörfer von Theben-West

Wir erreichen die ersten Dörfer. Hier leben die Familien im Prinzip noch wie vor Hunderten von Jahren. Die Architektur der Häuser ist oft eine Mischung aus traditioneller ägyptischer Bauweise und modernen Einflüssen. Vereinzelt werden auch „schon“ alte Traktoren für die Feldarbeit eingesetzt.

Viele Häuser, die passieren, sind aus Lehmziegeln gebaut, ein Material, das die Hitze des Tages speichert und nachts abgibt, so dass es im Inneren angenehm kühl bleibt.

Gelegentlich wird die in Ägypten vorherrschende Ockerfarbe durch ein frisches Hellblau abgelöst. Der Kontrast zu den warmen Brauntönen ist besonders reizvoll.

Die Wege innerhalb der Dörfer sind meist schmal und gewunden, der hügeligen Landschaft angepasst. Viele sind unbefestigt und vor allem in der Trockenzeit sandig. Die Hauptstraßen, die Dörfer miteinander verbinden, sind dagegen meist asphaltiert.

Wir bleiben mit unseren Pferden daher bewusst abseits dieser größeren Straßen, was dem Reiterlebnis zu Gute kommt.


Bewohner von Theben-West und Islam

Sie sind gerade hier in den Dörfern bzw. m ländliche Gegend von Theben-West tief verwurzelt in ihrer Kultur und Tradition.

Der Alltag ist geprägt von einer einfachen Lebensweise, in der die Familie im Mittelpunkt steht. Viele Bewohner arbeiten in der Landwirtschaft oder im Tourismus, der eine wichtige Einnahmequelle darstellt.

Auf dem Bild fällt an der Außenwand des hinteren Hauses eine in Dörfern häufig anzutreffende Zeichnung auf. Dabei handelt es sich nicht um rein dekorative Elemente, sondern diese Zeichnungen sollen an die „Mekka-Reise“ der in diesem Haus lebenden gläubigen Moslems erinnern. Oft sind auch die entsprechenden Transportmittel wie Schiffe (su) oder wie hier Flugzeuge dargestellt.

„Mekka ist bekanntlich der Geburtsort des Propheten Mohammed und gilt als das heiligste Zentrum des Islam.“ Die Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, ist eine der fünf Säulen des Islam und für viele Gläubige der Höhepunkt ihres Lebens. Diese Reise haben die beiden Süßen wohl noch vor sich!

Auf Mekka-Darstellungen sieht man oft Darstellungen der „Kaaba“. Dieses würfelförmige Gebäude im Hof ​​der großen Moschee in Mekka wird als „Haus Gottes“ (Bayt Allah) bezeichnet und ist das zentrale Heiligtum des Islam schlechthin.

Hinzu kommt: Die Pilgerfahrt ist ein kostspieliges und zeitaufwendiges Unterfangen. Die Darstellung der Reise kann daher auch als Statussymbol verstanden werden, das den sozialen Aufstieg und die Erfüllung religiöser Pflichten signalisiert.


Nil-Kanalsystem

Wir reiten über kleine Brücken, die die vielen Kanäle überqueren. Bereits in pharaonischer Zeit wurde in Theben-West ein Kanalsystem errichtet. Dieses besteht aus einem Netz von Hauptkanälen, die vom Nil abzweigten, und zahlreichen kleineren Kanälen, die die Felder bewässerten. Die Kanäle wurden oft mit Dämmen und Schleusen ausgestattet, um den Wasserfluss zu regulieren. Wir wir im Vorbeireiten beobachten können, erfolgt auch heute noch die Bewässerung oft durch das manuelle Schöpfen von Wasser aus dem Nil!


Unser Ziel: Der Tempel von Medinet Habu

Nach mehreren Stunden erreichen wir schließlich das Ziel unseres Ausrittes, den von dem Pharao Ramses III. errichteten Totentempel „Medinet Habu“. Schon von weitem ragt der Pylon bzw. die Ruine der gewaltigen Tempelanlage aus der Ebene.

Die karge Bergkette im Hintergrund steht im Kontrast zu den immergrünen Palmengruppen, die sich um den Tempel gruppieren.

Wir machen unsere Pferde vor dem Tempel fest, und betreten die Anlage von Medinet Habu. Unser Führer bleibt bei den Tieren.

Der Totentempel von Medinet Habu zählt aufgrund seines guten Erhaltungszustandes mit noch vielen farbigen Reliefs und Hieroglyphen zu den Höhepunkten der Nekropolen von Theben-West.

Wir nehmen uns Zeit, die Tempelruine in Ruhe zu besichtigen. Ausführliche Informationen zu diesem Totentempel enthält der separate Reisebericht „Medinet Habu“ .


Rückweg zum Nil

Nach der Besichtigung des Tempels geht es zurück nach Luxor. Doch zunächst durchqueren wir das Sumpfgebiet in unmittelbarer Nähe des Nils. Hier sammelt sich das Nilwasser in kleinen Überschwemmungen. 

Dahinter erstrecken sich die fruchtbaren Felder, die durch die regelmäßigen Überflutungen des Nils entstanden sind. Hier wachsen Getreide wie Weizen und Gerste, aber auch Gemüse und Obst. Am Rande sind die einfachen Häuser der hier lebenden Fellachen zu erkennen.

Im Hintergrund ist der blaue Nil zu sehen, der sich wie ein Lebensader durch die gesamte Landschaft zieht und das Leben hier überhaupt erst ermöglicht. Wir haben jetzt viel Platz und reiten im Galopp in Richtung Nilufer.

Übrigens: Immer zur Stelle, unser ägyptischer Führer von Pharo’s Stables. Sei es bei der Orientierung auf unserer Route, bei der Beaufsichtigung unserer Tiere oder bei ganz praktischen Fragen.

Danach ruhen wir uns alle ein wenig aus und lassen den Ritt des Tages noch einmal gedanklich an uns vorbeiziehen. Auch die Pferde haben Gelegenheit, sich auf den saftig grünen Wiesen auszuruhen.

Gegen Nachmittag erreichen wir schließlich wieder unseren Ausgangspunkt, Pharao`s Stables, wo wir unsere Pferde wieder abgeben. Auch wenn uns der Abschied von den tollen Tieren, die uns den ganzen Tag begleitet haben, nicht leicht fällt. 

Wir müssen wir wieder auf die andere Seite des Nils, zurück nach Luxor zu unserem Hotel (siehe Reisebericht Winterpalast: Auf den Spuren Agatha Christies ).


Ankunft am Nil und Überfahrt nach Luxor

Dicht gedrängt liegen die verschiedenen Fähren und Boote am Ufer der Westbank. Im Hintergrund: die typische Skyline von Luxor.

Die Schiffe sind in leuchtenden Farben bemalt und teilweise mit traditionellen ägyptischen Motiven verziert.

Wir nehmen die offizielle „Luxor-Fähre“, die regelmäßig zwischen dem Ost- und Westufer des Nils pendelt. Langsam nähern wir uns dem Anlegesteg in Luxor. Gut zu erkennen ist der in unmittelbarer Nähe liegende berühmte Luxor-Tempel.

Im Vorbeifahren können wir noch einen wunderschönen Palast an der renovierten „Luxor-Corniche“, der sich entlang des östlichen Ufers des Nils erstreckt, bewundern. 

Interessant ist die Bugform einiger Fähren in Luxor. Sie ist der entsprechenden Form altägyptischer Kähne nachempfunden. Im Hintergrund sehen wir die typischen Lateinersegel der traditionellen Feluken. 

Mit einer solchen hatte unsere Fahrt nach Theben-West am frühen Morgen begonnen. Der Kreis schließt sich sozusagen.


Fazit

Bei einem solchen Ausritt, der idealerweise mindestens einen halben Tag dauern sollte, hat man die einmalige Gelegenheit, abseits der üblichen Touristenpfade zu reisen. Hoch zu Ross durch die eindrucksvolle Landschaft zu reiten, vermittelt einen lebendigen Eindruck vom Alltag in den traditionellen Dörfern und auf den landwirtschaftlichen Feldern der Region.

Die Kombination eines Pferdeausrittes durch die eindrucksvolle Dorflandschaft von Theben-West mit dem Besuch eines prachtvollen Totentempels wie „Medinet Habu“ oder auch des „Ramasseums“ (siehe Reisebericht „ Ramasseum “) ist ein Erlebniswert, der kaum zu überbieten ist!


© Text & Fotos: Jörg Baston